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Volksfernsehen aus dem Volk

Seit einer Woche muss Kyte, das «TV out of the Box» des Schweizers Daniel Graf, sich bei der Internet-Gemeinde bewähren.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/08

     

Seit vergangenem Montag ist der Online-Dienst Kyte im Internet aufgeschaltet. Kyte erlaubt es dem Benutzer, Multimedia-Inhalte wie Fotos, Musik oder Videos auf einem eigenen Kanal im Web zu veröffentlichen. Das so genannte «TV out of the Box» wurde von Decentral.tv entwickelt, einer in San Francisco ansässigen Jungfirma, die vom Schweizer Daniel Graf gegründet wurde. In Videofilmchen, die man bereits wenige Tage nach dem Start auf der Homepage findet, werden alte Röhrenfernseher mit Hämmern malträtiert oder im Wasser versenkt.
Die Kyte-Macher wollen keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass ihr Dienst es mit dem klassischen Fernsehen aufnehmen soll. Dass Kyte die Fernsehwelt mindestens aus ihrer momentanen Lethargie wecken kann, daran glauben auch prominente Geld­geber wie der Skype-Gründer Niklas Zennström oder die Risikokapital-Urgesteine Tim Draper und Howard Hartenbaum.


Von Benutzern für Benutzer

«Kyte verbindet die drei Internet-Megatrends User Generated Content, Social Networking und Mobile», sagt Graf. Der Dienst will aber nicht einfach eine Sammlung von Multimedia-Blogs oder YouTube fürs Handy sein, sondern er bietet auch weitergehende interaktive Möglichkeiten wie Live-Chats für die Zuschauer eines Kanals oder die Teilnahme an Umfragen. Die Produzenten eines Kanals sind zudem immer genauestens
darüber im Bild, wie viele Leute ihrer Sendung gerade zuschauen, und sie können mit diesen auch direkt in Kontakt treten. Mindestens das sind Features, von denen die klassischen TV-Sender mit ihren Quoten-Schätzwerkzeugen wie Telecontrol heute noch nicht einmal zu träumen wagen.


Interaktiv für jedermann

Ursprünglich wurde Kyte mit Blick auf interaktives Fernsehen ent­wickelt. Als der Boom zu von den Benutzern geschaffenen Inhalten (Web 2.0) dank MySpace und YouTube aber anhielt, wurde das Geschäftsmodell geändert. Kyte-Kanäle sollen jetzt von traditionellen TV-Sendern und von anderen Unternehmen für Sponsoring oder Werbung genutzt werden. Denkbar sind laut Graf viele neuartige Modelle, etwa interaktive Live-Gewinnspiele: «Eine Autofirma kann denjenigen mit einem Preis belohnen, der als erster ein Live-Bild eines bestimmten Modells sendet», sagt er.
Stehen und fallen dürfte der Reiz und damit auch der Erfolg von Kyte mit der mobilen Nutzung über das Handy. Gerade dort aber fallen für das Senden und Betrachten von Kanälen hohe Gebühren für die Datenübertragung an. Dank einer Partnerschaft mit Swisscom Mobile können Schweizer Benutzer während einer bestimmten Zeit jetzt kostenlos über das Handy «kyten». Ob sie das auch dann noch tun werden, wenn es plötzlich etwas kostet, ist eine andere Geschichte.




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