Client Management als Service?
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/06
Client Lifecycle Management zielt darauf ab, dass man die Systeme im Netzwerk über ihren gesamten Lebenszyklus verwalten kann. Dazu zählen Basisfunktionen wie die Betriebssysteminstallation, die Softwareverteilung und das Patch-Management, aber auch weitergehende Lösungen wie das Asset- und Lizenzmanagement. Es gibt etliche Anbieter mit konkurrierenden Produkten in diesem Markt – von der Schweizer Brainware über Enteo, LANdesk, Matrix42 oder ManageSoft bis hin zu Symantec und den grossen Enterprise-System-Management-Herstellern wie IBM, BMC, HP oder CA, um nur einige zu nennen (vgl. Seite 45).
Die grundlegende Problematik bei diesen Client-Lifecycle-Management-Systemen ist, dass man im Unternehmen eine Infrastruktur aufbauen und diese betreiben muss. Das ist für grössere Unternehmen eine Selbstverständlichkeit. Diese wollen typischerweise die Lösungen für das Client Lifecycle Management mit anderen Infrastruktur-Komponenten integrieren, also beispielsweise mit ihrem Service Desk oder schon vorhandenen Lösungen im Bereich des Enterprise System Management.
Für kleinere Unternehmen ist dieser notwendige Aufbau und Betrieb einer eigenen Infrastruktur dagegen eine hohe Hürde. Entsprechend sind es auch eher mittlere und grosse Unternehmen, die heute solche Lösungen einsetzen. Andererseits haben alle Unternehmen mit mehr als nur einer Handvoll an PC-Arbeitsplätzen die Herausforderung, dass diese eigentlich einheitlich und in definierter Weise konfiguriert sein sollten. Noch scheint aber der Break-Even, bei dem es sich lohnt, von der manuellen – und oftmals fehlerbehafteten oder zumindest inkonsistenten – Administration zu einem Client-Lifecycle-Management-System zu wechseln, zu hoch zu liegen.
Wenn man einen Blick auf die Linux-Welt wirft, wird schnell deutlich, dass nicht nur die manuelle Administration und der Aufbau eines dedizierten Client-Lifecycle-Management-Systems, sondern auch der Bezug dieser Funktionen als Service grundsätzlich möglich ist. Wer bei Red Hat ein Linux kauft, wird standardmässig in das Red Hat Network eingebunden. Darüber werden zumindest einige der Aufgabenstellungen aus dem System Lifecycle Management – um die Server auch mit zu betrachten – abgewickelt, beispielsweise eine grundlegende Inventarisierung, Teilaspekte der Softwareverteilung oder das Patch-Management.
Bei diesem Modell zeigt sich auch, dass grössere Unternehmen daran nicht unbedingt interessiert sind. Die Satellite-Server des Red Hat Network sorgen beispielsweise dafür, dass Inventardaten eben nur beim Unternehmen und nicht bei Red Hat liegen.
Deutlich wird aber, dass es grundsätzlich durchaus möglich ist, Client Lifecycle-Funktionen als Service anzubieten.
Auch Anbieter, die Client Lifecycle Management für Windows-Umgebungen anbieten, haben teilweise zumindest einige Services im Portfolio. Manche Hersteller bieten Dienstleistungen für die Paketierung an. Und im Bereich des Patch-Managements haben die meisten Anbieter einen Service, über den sie mehr oder minder gut vorbereitete und getestete Patches für ihre Kunden liefern. Auch beim Lizenzmanagement gibt es inzwischen erste Ansätze für Lösungen.
Diese Verfahren schöpfen das Potential für das Client Lifecycle Management as a Service allerdings nicht annähernd aus. Die maximale Lösung würde vorsehen, dass man auf ein System ein Image mit dem Betriebssystem über das Netzwerk installiert, anschliessend die Anwendungen in einem Shop besorgt, Konfigurationseinstellungen über definierte Menüs vorgibt und ein perfekt vorbereitetes System erhält.
Dieses wird automatisch inventarisiert, um Änderungen erkennen und gegebenenfalls korrigieren zu können. Bei Problemen steht der Helpdesk des Service-Anbieters zur Verfügung, der mit Remote-Control-Werkzeugen auch direkt reparieren kann. Das Asset-Management des Dienstleisters liefert monatliche Berichte zu den Kosten, zum Lizenzstatus, aber auch dazu, wann welche Ersatzbeschaffungen erforderlich sind. Patches werden ohnehin automatisiert in der vereinbarten Weise eingerichtet.
Dahinter steht für Anbieter wie Kunden ein erhebliches Wertschöpfungspotential. Kunden erhalten einen definierten Service zu fixen Preisen und müssen intern kein spezialisiertes Personal beschäftigen. Sie profitieren vielleicht sogar von günstigeren Konditionen für Softwarelizenzen, wenn sie diese über den Shop des Dienstleisters für das Client Lifecycle Management beziehen. Sie erhalten darüber hinaus Berichte, die sie sonst vielleicht gar nicht erstellen könnten, und haben eine garantierte, hohe Servicequalität.
Für die Anbieter liegt das Potential einerseits in der Mengendegression, also der Verteilung der Kosten auf viele Kunden. Es gibt aber natürlich auch Upselling-Möglichkeiten durch Software- und Hardware-Angebote und einen kontinuierlichen Einnahmestrom. Ausserdem können sie Kundengruppen erschliessen, die sie bisher schlicht nicht erreichen.
Dennoch gibt es aktuell kaum Angebote für Client Management als Service. Es gibt zwar verschiedene Anbieter, die – meist noch im stillen Kämmerchen – daran arbeiten, so dass bis Jahresende mit dem einen oder anderen sichtbaren Angebot auch in der Schweiz zu rechnen ist. Noch aber steckt das Thema in den Kinderschuhen.
Einer der ersten konkreten Services in diesem Bereich stammt ausgerechnet von Microsoft: Mit Microsoft Windows Live OneCare wird ein Service angeboten, der Funktionen wie den Virenschutz, die Firewall-Konfiguration und die Systemsicherung umfasst. Live OneCare ist damit aber vor allem auf die Sicherheit und aktuell hauptsächlich auf End-Anwender ausgerichtet; damit stellt es nur einen ersten Schritt in Richtung auf Client Management as a Service dar. Dennoch zeigt aber das Angebot von Microsoft, dass Managed Services in diesem Bereich durchaus ein Potential haben – sonst wäre der Redmonder Software-Riese wohl kaum in diesen Markt eingestiegen.
Bis es zu einem wirklich breiten Angebot am Markt kommt, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Es spricht aber viel dafür, dass es gerade auch im deutschsprachigen Raum – und auch spezifisch für die Schweiz – noch in diesem Jahr erste Angebote geben wird. Spätestens in zwei bis drei Jahren wird Client Management as a Service dann zum Standardangebot gehören – vielleicht von den bisherigen, bekannten Anbietern von Client-Lifecycle-Management-Lösungen, sicher aber von Fremdanbietern wie Internet-Providern und anderen auf IT-Dienstleistungen spezialisierten Unternehmen.
Insofern gibt es heute einen Silberstreif am Horizont für all die Unternehmen, die eigentlich gerne mit einer durchgängigen Lösung für das Client Lifecycle Management arbeiten würden, dafür aber schlicht zu klein sind.