Mehr als Softwareverteilung

Neben der klassischen Softwareverteilung überzeugt Columbus 6 der Schweizer Firma Brainware durch zahlreiche prozessorientierte Funktionen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/16

     

Schweizer Hersteller sind in dem von amerikanischen Unternehmen dominierten Softwaremarkt eine Ausnahme. Brainware ist mit Columbus aber nicht nur irgendein Anbieter, sondern bietet seit Jahren eine der interessantesten Lösungen für das Softwaremanagement, weil das Unternehmen mit einer prozessorientierten Lösung viel mehr als nur Pakete verteilen kann.





Das in Zug ansässige Unternehmen fokussiert mit seinem Produkt sowohl den Markt der Grosskunden als auch die KMU. So finden sich in der Liste der Referenzkunden Firmen mit 10'000 verwalteten Clients ebenso wie solche mit nur 40 Clients. Diese stehen aber alle vor der gleichen Herausforderung: ihre Clients im Netzwerk einerseits auf einen aktuellen Stand zu bringen und sie andererseits auch aktuell zu halten. Dabei kann man sich, anders als noch vor wenigen Jahren, nicht nach dem ersten Rollout zurücklehnen, sondern ist, schon durch die Verteilung von Patches, permanent gefordert. Zudem ist es ja auch schon früher so gewesen, dass Anwender die Konfiguration ihrer Systeme bewusst oder unbewusst verändert haben.
Die Verteilung von Softwarepaketen auf Clients ist dabei heute eine Standardfunktion. Das reicht aber auf Dauer nicht aus. Softwaremanagement muss prozessorientiert betrachtet werden. Technische Funktionen werden in Geschäftsprozesse beispielsweise mit Bewilligungsverfahren integriert. Die Bestellung von Software, das Release-Management, Helpdesk-Funktionen und die Inventarisierung sind zwingende Funktionen für effiziente Lösungen. Ebenso können die Verteilung von Betriebssystemen, von Anwendungen und das spätere Patch-Management nicht voneinander getrennt betrachtet werden. Denn letztlich sind das alles Teile eines Client-Lifecycle-Managements.






Es gibt eine ganze Fülle von Lösungen in diesem Markt. Allerdings gibt es nur wenige Systeme, die nicht nur rein technische Lösungen sind, sondern mit denen die Prozesse für das Softwaremanagement umgesetzt werden können. Brainware nimmt mit Columbus 6 in Anspruch, ein solcher Anbieter zu sein – was sich im Test auch bestätigt hat.


Die funktionalen Bereiche

Mit dem OS-Deployment, der Softwareverteilung und dem Patch-Management sind bereits drei funktionale Bereiche von Columbus aufgezählt. Dazu kommen noch die Inventarisierung und das Asset-Management, wenn man sich auf die Kernfunktionen konzentriert. Im Zusammenhang mit der Erstellung von Softwarepaketen steht das PackageStudio, mit dem Softwarepakete erstellt und bearbeitet werden können. Dieses unterstützt auch die Internationalisierung, so dass Pakete für unterschiedliche Windows-Sprachversionen optimiert werden können. Hier ist gleich eine Besonderheit des Angebots von Brainware zu nennen: Für viele ihrer Kunden übernehmen Brainware oder geschulte Partner die Erstellung der Pakete, weil eine optimale Gestaltung und der Test von Paketen doch einiges an Know-how erfordern. Viele Softwarehersteller dokumentieren die Parameter für die Anpassung ihrer Installationsprozeduren mehr schlecht als recht, so dass die langjährige Erfahrung des Herstellers mit vielen Deployments die Qualität signifikant verbessern kann.





Mit dem Columbus Operations Manager kommen dann die prozessorientierten Funktionen dazu. Diese umfassen derzeit die Softwarebestellung, das Trouble Ticketing und Helpdesk-Funktionen sowie das Release-Management. Weitere Prozesse, beispielsweise für das Benutzermanagement, sind in Entwicklung. Die Basis dafür bildet eine eigene Workflow-Engine, die sich an den definierten WfMC-Standards (Workflow Management Coalition) orientiert, um mit anderen Systemen zusammenarbeiten zu können. Die Standard-Prozesse können derzeit zwar schon angepasst werden, noch fehlen aber die Interfaces, damit Kunden eigene Prozesse implementieren können. Hier müssen sie zum aktuellen Zeitpunkt noch die Dienstleistung von Brainware in Anspruch nehmen, wobei der Hersteller ab nächstem Jahr auch Seminare zu diesem Thema plant.






Die Softwarebestellung beinhaltet Funktionen wie anpassbare Genehmigungsprozesse, das automatische Installieren der Software nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens ohne weitere Eingriffe des Administrators, Benachrichtigungen und Protokollierungsfunktionen. Wenn es Schwierigkeiten gibt, können mit dem Trouble Ticketing automatisiert Tickets mit integrierten Hardware- und Softwareinventardaten erzeugt werden. Neben der Columbus-eigenen Helpdesk-Funktionalität gibt es auch offene Schnittstellen über Web Services oder E-Mail zu bereits vorhandenen Helpdesk-Systemen. Das Release-Management beinhaltet definierte Prozesse für das Projektmanagement und den Qualitätskontroll-Prozess für das gesamte Softwaremanagement. Das ist vor allem interessant in grösseren und internationalen Umgebungen, beim Outsourcing und dort, wo hohe Anforderungen an strukturierte Arbeitsabläufe – Stichwort ITIL – gestellt werden.


Klassische Softwareverteilung

Der Kern des Produkts ist aber immer noch das klassische Software- und Client-Management – nicht nur Softwareverteilung. Denn mit den Softwareverteilungsfunktionen können auch Änderungen wie die Wiederherstellung von bestimmten Icons für Anwendungen auf dem Desktop durchgeführt werden, ebenso wie Registry-Änderungen oder das Setzen von Zugriffsberechtigungen in Dateisystemen. Beim OS-Deployment werden Funktionen wie PXE (Preboot Execution Environment) für die Installation oder die Unterstützung von Wake-on-LAN angeboten. Die Installation kann nicht nur über das Netzwerk, sondern auch von lokalen Medien erfolgen, was vor allem in räumlich verteilten Netzen, zu denen auch schlecht angebundene Standorte, Heimarbeitsplätze und mobile Anwender gehören, wichtig ist.





Beim Softwaremanagement wird dann eine ganze Reihe von verschiedenen Formaten unterstützt. Dazu gehören MSI-Dateien und sogenannte unbeaufsichtigte Installationen, aber auch das eigene Snapshot-Verfahren. Letzteres hat den Vorteil, dass es ungleich mehr Variabilität als die MSIs bietet. Durch die Verwendung von Snapshots können auch kleine und spezifische Änderungen am System erfasst werden. Darüber hinaus werden diese komprimiert und sind damit in bezug auf die Netzlast sehr effizient. Ergänzend dazu kommt die Bandbreitensteuerung von Columbus ins Spiel, mit der die für die Softwareverteilung genutzte Bandbreite gesteuert und auch dynamisch, beispielsweise während der Installation, angepasst werden kann.






Ausserdem lassen sich die eigentlichen Verteilungsprozesse zeitlich steuern und auch von der Installation trennen. So kann Software bereits auf dem Client bereitgestellt werden, bevor der Installationsprozess gestartet wird. Auf den Clients wird dazu ein Agent – über das Netzwerk oder lokal – eingerichtet, der die lokalen Prozesse steuert. Dieser arbeitet in einem Pull-Verfahren mit dem Server zusammen, kann aber von diesem über anstehende Änderungen informiert werden. Bezüglich der Installationsverfahren wird die gesamte Bandbreite von umfassender Benutzerinteraktion bis zur Installation vollständig im Hintergrund unterstützt – entsprechend der jeweiligen Anforderung des Kunden. Das von Brainware gewählte Agent-Konzept ist auch deshalb interessant, weil dem Benutzer für die Installation keine höheren Zugriffsberechtigungen gegeben werden müssen – der Agent agiert als Systemdienst und führt so die erforderlichen Anpassungen durch.
Im Gegensatz zu einigen Anwendungen, die nur KMU im Blickfeld haben, ist Columbus aber keine Single-Server-Lösung. Die einzige zentrale Komponente ist die Datenbank, wobei diese – auf Datenbankebene – ebenfalls repliziert werden kann. Softwareverteilungsserver und andere Komponenten können aber in beliebigen Replikationsstrukturen im Netzwerk plaziert werden.


Sicherheit – oft übersehen

Einen hohen Wert hat Brainware auch auf die Sicherheit gelegt. Signierte Pakete, die nicht durch Viren oder lokale Administratoren verändert werden können, zählen beim Hersteller schon seit Jahren zum Standard, auch wenn es Wettbewerber gibt, die das neuerdings als Alleinstellungsmerkmal für sich reklamieren. Columbus setzt aber beispielsweise auch eine Authentifizierung an der Konsole voraus und lässt dann nur die definierten administrativen Tätigkeiten zu. Dazu können Informationen über Benutzer und Gruppen aus LDAP-Verzeichnissen – wozu auch Novells eDirectory und Microsofts Active Directory gehören – importiert werden. Diese können natürlich auch für die Steuerung von Softwareverteilungsprozessen genutzt werden. Die Berechtigungskonzepte des Produkts sind sehr umfassend und erlauben eine Steuerung mit einem Differenzierungsgrad, der auch für sehr grosse Kunden mit hohen Sicherheitsanforderungen immer ausreichen dürfte. Dass dabei Auditing-Funktionen nicht fehlen und die gesamten Prozesse sowohl der Administration als auch der Durchführung des Softwaremanagements genau dokumentiert werden, ist schon fast selbstverständlich.
Für Systemanbieter und Outsourcer ist auch die Mandantenfähigkeit wichtig, für die es Lizenzoptionen wie Leasing und Miete gibt.


Bedienung – nicht trivial, aber logisch

Bei einem Werkzeug mit einem solchen Funktionsumfang stellt sich immer auch die Frage nach der Nutzbarkeit. Brainware verfolgt bewusst einen projektorientierten Ansatz mit einer engen Zusammenarbeit mit den Kunden. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Lösung nur von Experten nutzbar wäre. Die Installation wird in klassischer Weise über Installationsassistenten abgewickelt. Die Konsole ebenso wie das PackageStudio sind aber dennoch relativ einfach bedienbar. Ein erfahrener Administrator kommt damit sehr schnell und weitgehend intuitiv zurecht, auch wenn die Benutzerschnittstelle an einigen Punkten etwas überfrachtet wirkt. Wie schon erwähnt, lassen sich derzeit auch keine eigenen Prozesse erstellen. Trotzdem ist das Produkt nicht komplexer als andere Lösungen für KMU und signifikant einfacher als die meisten Systeme, die auf Grossunternehmen ausgerichtet sind.






Die eigentliche Komplexität liegt aber nicht in der Bedienung der Software, sondern in den zu lösenden Problemen. Und diese lassen sich eben nur begrenzt vereinfachen. Die Kunst liegt nicht darin, nur ein einfach zu bedienendes Tool für die Bearbeitung von Softwarepaketen zu schaffen, was Brainware durchaus gelungen ist. Die Kunst ist, damit auch noch gute Softwarepakete zu erstellen. Und hier ist das Dienstleistungsangebot von Brainware eine wichtige Ergänzung zur Anwendung.


Effiziente Lösungen für komplexe Szenarien

Brainware kann für sich in Anspruch nehmen, mit Columbus 6 die Herausforderung des Software- und Client-Managements nicht nur technisch gut gelöst, sondern mit dem Operations Manager mittlerweile einen grossen Schritt darüber hinaus gemacht zu haben. Der Anbieter hat erkannt, dass es eben nicht um ein technisches Problem, sondern um die richtigen Prozesse geht, und bietet hier heute schon eine gute Basis. In diesem Bereich liegt gleichzeitig aber auch das grösste Potential für die weitere Entwicklung der Software.






Auch für jemanden, der mit vielen Produkten in diesem Bereich vertraut ist, hält Brainware Columbus 6 viele erfreuliche Überraschungen bereit. Das Produkt ist eben nicht nur interessant, weil es als Schweizer Produkt eine Nähe zum Hersteller bietet, die man sonst nicht hat, sondern auch und vor allem wegen des durchdachten Konzepts und der gelungenen Umsetzung, bei der man auch die langjährige Erfahrung des Anbieters und die Produktreife spürt. Auch die umfassende Integration von Funktionen bis hin zum demnächst verfügbaren Disk Imaging und Patch-Management kann überzeugen.




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