Bau-Anleitung für E-Commerce-Erfolg
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/11
Die Schweizer Internetplattform Olmero (www.olmero.ch) zeigt, dass es auch anders geht. Sie hat sich auf Dienstleistungen und Online-Ausschreibungen in der Bauwirtschaft spezialisiert. Das Unternehmen konnte im letzten Jahr erstmals einen Gewinn von 153'000 Franken erwirtschaften. Der Umsatz stieg um 41 Prozent auf 3,3 Millionen Franken.
Die ehemaligen ETH-Absolventen Markus Schulte und Oliver Behnen haben das Konzept für das ETH-Spin-off im Jahr 2000 entwickelt und als Geschäftsführer des Unternehmens umgesetzt.
Auf die Frage nach dem Erfolgsrezept antwortet Markus Schulte: «Einerseits wollten wir von Anfang an nicht ausschliesslich finanzielle, sondern strategische Partner aus der Branche.» So konnte das Unternehmen zahlreiche der grössten Bauunternehmen als Aktionäre gewinnen. Dies führte schliesslich auch dazu, dass von Beginn weg genügend Ausschreibungen auf der Plattform vorhanden waren. «Und andererseits», so Schulte, «bieten wir intensive Servicedienstleistungen an.» Dazu zählen etwa eine kostenlose Hotline oder kostenlose Schulungen.
«Elektronische Marktplätze scheiterten in der Vergangenheit oft, weil die Komplexität unterschätzt und die Nachfrage überschätzt wurde», sagt Walter Dettling, Leiter des Instituts für angewandte Betriebsökonomie an der Fachhochschule beider Basel (FHBB). «Da die Businesspläne in vielen Fällen nicht stimmten, war es eine Frage des Budgets, bis die Projekte scheiterten», so Dettling. Auch in dieser Hinsicht machte Olmero offensichtlich richtig, was andere falsch machten. «Wir sind sehr konservativ mit den Geldmitteln umgegangen. Der operative Nutzen stand immer im Vordergrund», sagt Schulte. Dabei hat das Unternehmen mit drei Millionen Franken vergleichsweise wenig Startkapital zur Verfügung. Und dennoch: «Bis die Firma profitabel wurde, haben wir nur ungefähr die Hälfte davon aufgebraucht», so Schulte bescheiden. Finanziert wird das Projekt durch Abonnemente. Die mittlerweile 2700 anbietenden Unternehmen bezahlen 75 Franken pro Monat, wofür sie die Plattform uneingeschränkt nutzen können.
Ein Portal stellt auch in technischer Hinsicht hohe Anforderungen. «Jedes Unternehmen hat eigene Strukturen und Prozesse und verwendet die dafür geeigneten Standards, womit sich die Frage stellt, wie es sich mit anderen abgleicht», schildert Dettling die Problematik. Die Standardisierung sei dabei das grösste Problem.
Olmero setzt auf den Standard SIA 451. Dieser regelt den Austausch von elektronischen Offerten in der Bauwirtschaft und wird von allen gängigen ERP- respektive Baubranchenlösungen unterstützt.
«Die unternehmensübergreifende Unterstützung der Projekte durch E-Business wird von den betriebsinternen ERP-Systemen und Prozessen ausgehen», lautet denn auch Dettlings These, der als entscheidende Player in diesem Markt die Anbieter von ERP-Systemen identifiziert.
Als wichtigstes Standbein betreibt Olmero eine Ausschreibungsplattform, über die Architekten, Bauherren und Generalunternehmer bereits über 10'000 Ausschreibungen abgewickelt haben. Ausserdem soll der sogenannte Projektraum als zentrale Projektdrehscheibe zu einer besseren Zusammenarbeit beitragen. Die Beteiligten erhalten jederzeit Zugriff auf die aktuellen Projektdokumente wie etwa Protokolle, Pläne oder Nachrichten. Ein Repro-Service ermöglicht den Kunden schliesslich, Pläne zu vervielfältigen sowie sämtliche Kopier- und Ausrüstungsarbeiten auszuführen.