Gegensätze ziehen sich an – Commerce trifft Open Source

Hintergründe zur Zusammenarbeit von Computer Associates mit der Zope Corporation und der Plone Community.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/12

     

In unserer vernetzten Welt sind sehr lange Entwicklungszeiten durch ihr schlechtes Verhältnis von Risiko und Ertrag eine gerne vermiedene Option. Ein kommerzielles Bedürfnis muss schnell abgedeckt werden. Auch grosse Anbieter von Softwarelösungen können die Standards heute nicht mehr nur selber setzen, sondern müssen auf die Marktentwicklung reagieren.
So hat auch Computer Associates (CA) Ende Mai konkrete Schritte ihrer Open-Source-Strategie veröffentlicht wird. CA wird sich bei Open-Source-Projekten einbringen, die in «Enterprise Level»-Anwendungen Erfolg versprechen. Bei der Auswahl der Projekte erscheinen Linux und JBoss/Java durch ihre hohe Verbreitung als logische Wahl. Die Ankündigung, eine Dokumentenverwaltung auf der Basis von Plone und Zope entwickeln zu wollen, sticht da schon eher ins Auge.
CA wird ihr BrightStor Document Management System auf dem Plone CMS aufsetzen und möchte damit den Open-Source-Standard bei der Verwaltung von strukturierten und unstrukturierten Daten setzen.


Wieso Zope und Plone?

Beim Entscheid für das Engagement in der Plone-Community hat neben der starken technologischen Basis in Form von Zope und Python auch die positive Beurteilung der Kommunikations-Kultur in der Community den Ausschlag gegeben. Zope Corporation, die Erfinderin von Zope, und CA haben eine Kooperation angekündigt, den Zope Application Server mit dem Ingres RDBMS zu verbinden. Das Ingres RDBMS soll für die Datenhaltung von BrightStor verantwortlich sein und die Integration mit dem Rest von CA’s Produktpalette gewährleisten.
Die Basis von Zope ist die ZODB, eine performante und skalierbare OODBMS, wie Zope in Python und C geschrieben. Für die Integration von RDBMS in den Applikation Server ist APE (Adaptable Persistence Engine) in Entwicklung, welches die Objekte für die Applikation transparent in unterschiedlichen Datenhaltungen speichern kann.





Den Managern von Zope Corporation war schon lange klar, dass der Weg in die Herzen der Corporate IT nur über das Abspeichern der Daten in RDBMS zu schaffen ist. Zu gross ist der Überzeugungsaufwand bei potenziellen Kunden, ihre Daten in einer wenig bekannten objektorientierten Datenbank zu speichern. Es war eine Entfernung von Paradigmen, auf die sich IT-Manager nur beschränkt einlassen. Dabei kommt nun die Unterstützung von CA sehr gelegen, welche als erstes ihr eigenes RDBMS Ingres als Datenhaltung für Zope mittels APE einsetzen möchte.
Zope-Applikationen erhalten auf diese Weise auch einen transparenten Zugriff auf bestehende relationale Daten (Legacy Daten). Gegenüber dem direkten Zugriff auf relationale Daten aus der Applikation bietet diese transparente objekt-relationale Umsetzung den Vorteil, dass Applikationen völlig unabhängig von der Speichermethode bleiben.


Auswirkungen auf die Plone-Community

Im Vorfeld der Ankündung von CA haben die Projektväter beschlossen, die Rechte am Sourcecode von Plone an die Plone Foundation zu übertragen, einer Stiftung nach amerikanischem Recht. Ein Schritt, der schon lange geplant war, aber mit der Unterstützung von CA endlich durchgeführt werden wird.
Die Impulse für die Community, wie sie sich in der Gründung der Plone Foundation manifestieren, werden auf kurze Sicht keine grossen Änderungen auslösen. Für die meisten Open-Source-Entwickler sind die Grössenordnungen der Projekte, die CA vorschweben, wohl etwas abstrakt. Trotzdem enthält der Aufbruch in die grossen Welten der Enterprise-Level-Anwendungen auch Chancen für kleine Firmen und freischaffende Entwickler.





Für grössere Projekte wird sich die Sichtweise gegenüber Plone/Zope durch das Engagement von CA aber massgeblich ändern. Es entsteht Vertrauen im Markt, was auch für den bisherigen Plone/Zope-Anbieter eine Erleichterung im Verkauf seines Know-hows bringt. Durch die ganzen Vorgänge wurde Zope und Plone sozusagen für den Unternehmenseinsatz gesegnet!


Offen und geschlossen passen zusammen

Die Lizenzfrage ist seit dem Aufkommen von Linux ein Dauerthema. Sowohl Zope wie auch Plone unterstehen einer OSI-kompatiblen Lizenz, Ingres wird gegen Ende Jahr ebenfalls quelloffen sein.
Wie kann CA nun ihr Know-how von Geschäftsabläufen trotzdem schützen? Zope und Plone weisen eine fortschrittliche Schicht- und Komponentenarchitektur auf. Kommerziellen Produktentwicklern steht dadurch offen, ihre kommerziellen Anwendungen auf Plone abzustützen, ohne in Lizenz-Konflikte zu kommen. Noch nicht beschlossen, doch sehr wahrscheinlich ist, dass es neben der GPL trotzdem noch eine kommerzielle Lizenzierungsmöglichkeit von Plone geben wird. Zope untersteht einer BSD-ähnlichen Lizenz, die im kommerziellen Einsatz lizenztechnisch problemlos ist.


Herausforderung und Chance

Die jüngsten Ereignisse stellen einige Herausforderungen bei der Integration der Kulturen. Dabei werden sich einzelnen Entwickler und Firmen in der Community Chancen für Kooperationen mit CA bieten. Da durch die Möglichkeiten von CA in nächster Zeit mehr Ressourcen für Weiterentwicklungen von Zope und Plone zur Verfügung stehen werden, wird die ganze Community von den neuen Freunden profitieren.


Autor

Gidon Friedman und Grégoire Weber bieten Dienstleistungen im Zope/Plone-Umfeld an. Sie haben im Jahre 2001 die Zope User Group Schweiz gegründet. Kontakt: friedman@binary people.ch, gweber@incept.ch




Infos: www.zope.org; www.plone.org; www.zope.ch




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