InfoWeek-Serie IT-Berufe: Software-Entwickler

In der Schweizer Software-Industrie haben Quereinsteiger die gleichen Berufsaussichten wie ausgebildete Programmierprofis.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/19

     

Unser Wunschkandidat ist ein 25jähriger Software-Entwickler mit 20 Jahren Erfahrung", sagt Uwe Singer lachend. "Aber das ist wohl der Traumkandidat einer jeden Firma". Das Software-Unternehmen Axis & Partner in Nänikon/Uster sucht einen Software-Programmierer für Business-Lösungen. Eine der wenigen Anzeigen, die zur Zeit im Stellenteil des Tages-Anzeigers zu finden ist. Dementsprechend viele Bewerbungen hat der Personalverantwortliche bereits bekommen. "Wir hatten Ende April bereits ein Inserat laufen und 70 Zuschriften bekommen. Leider konnten wir keinen der Bewerber einstellen. Sie entsprachen alle nicht unserem Anforderungsprofil", so Singer.




Bei Axis legt man neben den fachlichen Kenntnissen viel Wert auf gute Umgangsformen, eine gepflegte Erscheinung und sicheres Auftreten. "Entgegen dem klassischen Berufsbild eines Programmierers, der normalerweise in einem Büro sitzt und Applikationen schreibt, sind unsere Software-Entwickler häufig im Kundenkontakt", erklärt Uwe Singer. "Er ist am Herstellungsprozess einer Anwendung vom Anfang bis zum Ende beteiligt". Bei allen Projekten setzt Axis auf Kundennähe. Der Programmierer arbeitet eng zusammen mit dem Auftraggeber und geht auf dessen Bedürfnisse ein. Insofern sind Software-Entwickler ganz wesentlich für die Qualität des Endprodukts verantwortlich. "Der psychische Druck darf dabei nicht ausser acht gelassen werden", erklärt Uwe Singer.


Vielfältige Aufgabengebiete

Zu den Aufgaben eines Software-Entwicklers gehört das Erstellen von Lösungsalgorithmen für verschiedene Problemstellungen. Sie entwickeln die entsprechenden Programme in einer Programmiersprache, beschreiben die verwendeten Datenstrukturen, erstellen Testspezifikationen und führen Programmtests durch. Je nach Bedarf konzipieren und implementieren Programmierer einzelne Software-Bausteine auf der Basis vorliegender System-, Datenbank- und grafischer User-Interface-Designs. Sie spezifizieren Software-technische Details von Software-Bausteinen und definieren Schnittstellen zu anderen Komponenten des Systems.



Die Zeiten, in denen Informatiker für schlechte Arbeit viel Geld verdient haben, seien allerdings vorbei. Heute zähle vor allem die Leistung. Die Kunden seien selber viel besser informiert als früher und würden höhere Ansprüche stellen.




Das Software-Unternehmen Axis zahlt für Software-Entwickler Löhne zwischen 6000 und 8000 Franken monatlich. Zudem hat die Firma ein Bonus-System. In einem guten Geschäftsjahr würden Boni bis zu zwei Monatslöhnen ausbezahlt. Dieser Anreiz würde die Motivation unter den Angestellten fördern, erklärt der Produktmanager.




Das Wissen kommt nach der Ausbildung

Bei dem Ausbildungsgang Software-Entwickler handelt es sich in der Schweiz um ein entsprechendes Studium oder die Informatiklehre, welche je nach Ausbildungsfirma in eine bestimmte Richtung gelenkt wird.



Daniel Bittel, der seine Informatiklehre vor zwei Jahren abgeschlossen hat, beurteilt seine Ausbildung im nachhinein als äusserst spannend. "Eine Informatiklehre allein macht noch keinen guten Programmierer", erzählt er und gerät ins Schwärmen: "Die richtigen Software-Entwickler sind Freaks, die ihre Computer über alles lieben." In den zwei Jahren nach der Lehre hat der 22jährige Berufsmann mehr gelernt als während den vier Jahren Ausbildung. Bittel: "Programmieren lernt man nicht in der Schule, Programmieren lernt man im Leben."





Quereinsteiger haben gute Chancen

Da die Informatiklehre erst seit kurzer Zeit besteht, gibt es nach wie vor viele Quereinsteiger auf dem Gebiet der Software-Entwicklung. Bei Axis hat man gute Erfahrungen mit Quereinsteigern gemacht. Wichtig sei, dass die Kandidaten die nötige Motivation mitbringen würden. In berufsbegleitenden Kursen lassen sich Programmiersprachen und die nötigen technischen Kenntnisse für diesen Beruf erlernen. Viele Bewerber würden eine Reihe von Zertifikaten mitbringen. Jedoch seien diese lediglich meist nur eine Bestätigung für besuchte Schulen, haben aber für den Praxiseinsatz eher wenig Aussagekraft, führt Singer aus.



Bei der Einsicht der Bewerbungsunterlagen achtet Uwe Singer demnach mehr auf den Werdegang eines Kandidaten, wobei berufliche Erfahrungswerte im Vordergrund stehen. Auch seine privaten Interessen und Freizeitbeschäftigungen würden viel über einen Quereinsteiger aussagen.




Bittel sieht die Zukunft der Software-Entwickler positiv. Fachleute werden immer gebraucht. Wichtig sei, dass man sich ständig weiterbildet und neue Programmiersprachen und Technologien lernt. Ansonsten würde man in der schnellebigen Informatikbranche kurzerhand den Anschluss verlieren.



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