Leistungssport für das Hirn

Ein gut funktionierendes Gedächtnis erspart dem Manager Zeit und Ärger. Damit es so bleibt, sollte er jedoch täglich zehn Minuten üben.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/10

     

Die Experten sind sich einig: Es gibt kein gutes oder schlechtes Gedächtnis - es gibt nur ein trainiertes oder untrainiertes Gedächtnis. Vielleicht kennen auch Sie die folgende Situation: Sie gehen ins Büro Ihres Kollegen, um ihm eine bestimmte Frage zu stellen, doch wenn Sie angekommen sind, wissen Sie nicht mehr, was Sie von ihm wollten. Oder Sie treffen einen Kunden an einem Meeting und mogeln sich um die Anrede herum, da Ihnen der Name des Herrn beim besten Willen nicht einfällt. Das Problem liegt selten darin, da wir ein "schlechtes" Gedächtnis haben. Unser Gedächtnis funktioniert sehr gut. Wir müssen es nur regelmässig trainieren, um es besser nutzen zu können.




"Ein gutes Gedächtnis ist ein wesentlicher Faktor des Erfolgs", sagt Vera F. Birkenbihl, Management-Trainerin und Buchautorin. Wer erfolgreich sein wolle, müsse sich die Namen seiner Mitmenschen merken; damit gewinne man das Herz der Gesprächspartner. "Der Name ist die Lieblingsvokabel der meisten Menschen", weiss die Expertin. Sie reagieren verärgert, wenn man sie nicht kennt, oder denken gar, sie würden als Person nicht geschätzt. Gerade deshalb sei Gedächtnistraining für Unternehmer, die in Verkaufs- oder Verhandlungssituationen erfolgreich sein wollen, so wichtig, ist die Management-Trainerin überzeugt.


Frappanter Erfolg

Wenn man jedoch berücksichtigt, dass Millionen von Reizen täglich auf das Hirn einströmen und dort in Sekundenbruchteilen verarbeitet werden müssen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass man sich nicht immer an alles erinnern kann. Ein gezieltes Gedächtnistraining schärft die Sinne. Es trägt dazu bei, dass neue Informationen schneller erfasst und bereits Gespeichertes rascher abgerufen werden kann. Wichtiges wird von Unwichtigem getrennt, und man vergrössert die Speicherkapazitäten, ohne die Information als Ballast zu empfinden.



SwissICT, der Fachverband der Informations- und Telekommunikationstechnologie organisiert jährlich mehrere Seminare für Gedächtnistraining. Zusammen mit Gregor Staub, der als einer der erfolgreichsten Gedächtnistrainer Europas gilt, werden Informatiker in Tageskursen in Gehirnjogging geschult. Jean Ziegler, Inhaber der Firma Open Systems Support in Münchenstein, hat eines dieser Seminare besucht: "Es war frappant, was wir in einem Tag alles gelernt hatten. Leider ist es wie mit allem: Wenn man nicht täglich mindestens zehn Minuten übt, ist das Wissen nach kurzer Zeit wieder weg." Wenn man allerdings über genügend Selbstdisziplin verfüge, seien grosse Erfolge möglich mit Gregor Staubs Methode. Mit eindrücklichen Demonstrationen, die gleich umgesetzt und wiederholt wurden, sei das Seminar äusserst spannend gewesen und habe zu erstaunlichem Erfolg geführt. So seien die Informatiker bis am Abend in der Lage gewesen, sich 20-stelligen Zahlen, komplizierte Formeln und Begriffe zu merken und sich an 80 Namen und Künstler von 100 gezeigten Bildern zu erinnern.




Auch Chris Stocker, Bereichsleiter System Management bei Trivadis in Bern, hat ein Gedächtnistrainingsseminar bei Gregor Staub besucht. "Das Seminar hat meine Erwartungen mehr als erfüllt. Ich merke mir die verschiedensten Dinge anhand einer bildlichen Liste. Das Seminar war zudem professionell und unterhaltsam, so dass ich es jedem nur empfehlen kann." Allerdings hat auch er nach dem Training nur kurze Zeit zu Hause weiter geübt. Seinen Ansprüchen würden seine im Kurs erworbenen Fähigkeiten jedoch reichen, erklärt er weiter.




Geistig fit

Neben unzähligen Seminarangeboten, Software, Übungsspielen und Büchern kann man sein Gedächtnis aber auch im Selbststudium trainieren. "Lediglich zehn Minuten täglich muss man opfern, wenn man sich geistig fit halten will", meinen die Experten des Gehirntrainings. Worte und Zahlen seien dabei ein gutes Hilfsmittel. Das Alphabet von hinten nach vorne aufsagen oder einfache Zahlenübungen steigerten nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern machten auch Spass, heisst es weiter. Und mit etwas Ausdauer gehöre man bald "zum Club der geistigen Fitness".



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