Gesundheitsfalle Bildschirmarbeitsplatz

Mit der Verbreitung der Bildschirmarbeitsplätze häufen sich auch die gesundheitlichen Risiken. Ein ergonomischer Arbeitsplatz schützt vor den physischen und psychischen Gefahren.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/02

     

Augenbrennen, Rückenschmerzen, verspannter Nacken, Kopfschmerzen: immer mehr Menschen, die am Bildschirm arbeiten, leiden unter gesundheitlichen Störungen. Die Ursachen sind vielfältig und gründen einerseits in der technischen Beschaffenheit des Monitors und des ganzen Büroarbeitsplatzes und andererseits in störenden Nebeneinwirkungen wie etwa ungünstigen Lichtverhältnissen.




Mit der Beachtung einiger von der SUVA (Schweizerische Unfallversicherungsanstalt) empfohlenen und in einem interessanten Internet-Lernprogramm (siehe Kasten) zusammengefassten Tips und Tricks kann sich jeder wirkungsvoll vor den physischen Gefahren der Computerarbeit schützen.


Bildschirmdarstellung optimieren

Der Flachbildschirm hat sich in den letzten Jahren enorm verbreitet und in vielen Betrieben den herkömmlichen CRT-Röhrenmonitor abgelöst. Aus ergonomischer Sicht bieten die flachen Geräte nur Vorteile. Einerseits lassen sie sich aufgrund der geringeren Abmessungen und meist guten Verstellbarkeit von Höhe und Neigung optimal auf den jeweiligen Arbeitsplatz einstellen. Andererseits sind Flachbildschirme bei guter Aufstellung kaum spiegelungsanfällig und bieten insgesamt die besseren technischen Eigenschaften wie etwa eine hervorragende Zeichenstabilität und -schärfe, kein Flimmern, keine elektrostatische Aufladung oder elektromagnetische Strahlung.




Unabhängig von der Art und Qualität des Monitors lassen sich bereits bei der Bildschirmdarstellung einige wichtige Einstellungen vornehmen, um über längere Zeit ein entspanntes und beschwerdefreies Arbeiten zu gewährleisten. So ist neben optimalen Kontrast- und Helligkeitseinstellungen beispielsweise darauf zu achten, dass die wahrgenommene Zeichengrösse als angenehm empfunden wird. Diese ist abhängig von der eingestellten Schriftgrösse und Bildschirmauflösung. Wichtig ist überdies die Wahl des richtigen Schrifttyps, die bei heutigen Textverarbeitungssystemen in reichlicher Auswahl zur Verfügung stehen. Als optimale Bildschirmschrift hat sich seit Jahren "Arial" erwiesen. Weiter sollte darauf geachtet werden, dass die Arbeitsoberfläche, die bei heutiger Software optimal auf den Anwender zugeschnitten werden kann, nicht nur zweckmässig eingerichtet, sondern auch von unnötigem Ballast befreit ist. So kann etwa auf unnötige Symbolleisten oder Icons verzichtet werden, um sich mehr Platz für das Wesentliche auf dem Bildschirm zu verschaffen. Nicht vergessen sollte man die Tatsache, dass die Bildschirmoberfläche regelmässig gereinigt werden sollte, da mit der Zeit Staub und Fingerabdrücke zurückbleiben, die die Darstellungsqualität beeinträchtigen.


Wahl und Plazierung der Hilfsmittel

Entscheidend für entspanntes Arbeiten ist der Blickwinkel zum Bildschirm. Dieser sollte möglichst so aufgestellt werden, dass er gerade vor dem Anwender steht, so dass sich dieser nicht verrenken muss. Ausserdem sollte man den Bildschirm derart einrichten, dass möglichst wenig Reflektionen von externen Lichtquellen entstehen. Am besten kann die Spiegelung bei ausgeschaltetem Monitor getestet werden. Als optimale Sehdistanz haben sich 50 bis 80 cm zwischen Bildschirm und Augen erwiesen. Die Aufstellhöhe sollte schliesslich so fixiert werden, dass der Anwender auf die Bildschirmmitte leicht nach unten schauen muss.



Mit der richtigen Wahl und den optimalen Einstellungen des Monitors ist ein erster Schritt in Richtung ergonomisches Arbeiten getan. Genauso wichtig ist aber auch die richtige Wahl und Plazierung von Hilfsmitteln wie Tastatur und Maus. Diese sollten jeweils so auf dem Tisch positioniert werden, dass die Unterarme bequem und entspannt auf der Tischplatte aufliegen. Besondere Aufmerksamkeit gehört dem wichtigsten Eingabegerät - der Tastatur. Handelsübliche Tastaturen haben sich seit Jahren kaum verändert und erfüllen nur in seltenen Fällen heutige ergonomische Anforderungen. Besser sind sogenannte Ergo-Tastaturen, die sich in der Mitte knicken lassen und mit getrennten Zahlenblöcken ausgestattet sind. Handgelenkstützen, die vor der Tastatur plaziert werden, oder Mausmatten mit integrierten Handgelenkstützen tragen ihr übriges für ein gesundes Arbeiten bei.




Genauso wichtig ist die Wahl einer geeigneten Maus. Aus dem vielfältigen Angebot sollte man sich möglichst eine Maus mit ergonomisch geformtem Gehäuse aussuchen. Welche Maus die richtige ist, muss jeder für sich entscheiden. Auf jeden Fall ist es wichtig, dass die Hand ganz auf der Maus aufliegt und der Anwender keine Kraft aufwenden muss. Ausserdem gibt es Modelle, die speziell für Links- oder Rechtshänder konzipiert wurden. Um einer allzu schnellen Ermüdung vorzubeugen, ist es zudem ratsam, zwischen linker und rechter Hand zu wechseln. Dies erfordert zwar zunächst ein bisschen Eingewöhnung, zahlt sich aber langfristig aus. Genauso hat es sich als positiv erwiesen, wenn man die einzelnen Maustasten mit den für die eigenen Bedürfnisse sinnvollsten Funktionen programmiert. Um für genügend Abwechslung zu sorgen, sollte man ausserdem wenn immer möglich die Shortcuts über die Tastatur verwenden.


Wie man sitzt, so fühlt man sich

Für ein ganzheitliches Wohlbefinden am Arbeitsplatz ist es auch von Bedeutung, wo und wie man sitzt. Zunächst sollte man sich für eine geeignete Tischplatte entscheiden. Einerseits muss diese genügend Platz bieten, andererseits sollte die Oberfläche aus einem Material sein, das sich nicht kalt anfühlt. Tischflächen aus Glas, Blech oder Stein sind dabei eher ungeeignet.



Auch der Arbeitshöhe kommt eine wichtige Bedeutung zu. Die EG-Richtlinie schreibt eine Höhe von 72 cm vor. Da aber nicht alle Menschen gleich gross sind, empfiehlt es sich, höhenverstellbare Arbeitstische einzusetzen. Wenn die Unterarme flach auf dem Arbeitstisch liegen, ohne dass die Schultern hochgezogen werden müssen, ist die Höhe richtig eingestellt. Ausserdem ist darauf zu achten, dass genügend Bewegungsfreiheit unter dem Tisch vorhanden ist.




Überhaupt tut Bewegung während der Arbeit gut. Ein häufiges Wechseln zwischen stehender und sitzender Arbeit ist empfehlenswert. Gute Dienste kann einem dabei ein Stehpult erweisen, das es in vielfältigen Ausführungen gibt. Wer kein Stehpult hat, kann auch improvisieren, indem er gewisse Arbeiten etwa auf einem Aktenschrank erledigt.
Nicht zu vergessen ist der Sitz. Da heutige Bürostühle bereits im mittleren Preissegment die nötigen ergonomischen Anforderungen voll und ganz erfüllen, ist vor allem die individuelle Positionierung wichtig. Das heisst, jeder sollte die für sich richtigen Einstellungen vornehmen. Als Faustregel gilt: In der richtigen Sitzposition bilden Knie und Ellbogen jeweils einen Winkel von 90 Grad. Dabei liegen die Unterarme bequem auf der Tischplatte. Kleinere Personen sollten die optimale Sitzhöhe mit Hilfe von Fussstützen einstellen. Grössere Menschen sollten unbedingt darauf achten, dass sie nur Tische und Stühle verwenden, die ihrer Körpergrösse angepasst werden können.


Mit der Zeit gehen

Nicht nur die Wahl und der Einsatz von ergonomisch optimierten Arbeitsinstrumenten ist von entscheidender Bedeutung, wenn man sich während und nach der Arbeit wohlfühlen will. Es gibt unzählige weitere Faktoren, die die Gesundheit beeinflussen können. Dazu zählen unter anderem Umweltweinflüsse wie schlecht durchlüftete Räumlichkeiten, Staub oder Rauch, aber auch die Lichttechnik und die Raumbeleuchtung.
Zwar haben heute viele Unternehmen ihre Arbeitsumgebungen den ergonomischen Bedürfnissen angepasst, jedoch hat sich auch das Verhalten der an Bildschirmarbeitsplätzen Beschäftigten verändert. Gemäss SUVA haben immer mehr Angestellte trotz technisch ausgereifter Arbeitsplätze gesundheitliche Probleme. Umso wichtiger ist es, dem veränderten Verhalten der Beschäftigten Rechnung zu tragen und die eigene Infrastruktur in regelmässigen Abständen zu überdenken.


SUVA-Lernprogramm

Die SUVA hat auf ihrer Website ein kostenloses Lernprogramm zum Thema "Ergonomie am Bildschirmarbeitsplatz" aufgeschaltet. Unter der Adresse www.suva.ch/files/wbt/index.html können sich Interessierte durch das Programm klicken. Dabei erfahren sie auf spielerische Weise, worauf beim heutigen Bildschirmarbeitsplatz geachtet werden muss und wie Beschwerden vermieden werden können. Eine Reihe von Entspannungsübungen zeigen, wie man sich bei unterschiedlichen Arbeiten fit halten kann. Aufgelockert wird das Ganze durch zahlreiche kleine sowie einen grossen Abschlusstests. Darüber hinaus beinhaltet das Programm diverse Whitepapers, die detaillierte Informationen zum Thema bereitstellen.


Verband für betriebliche Gesundheitsförderung

Zahlreiche Unternehmen haben unter dem Patronat des Staatssekretariats für Wirtschaft (seco) den Schweizerischen Verband für betriebliche Gesundheitsförderung gegründet. Anlass für die Gründung des Verbandes ist das veränderte wirtschaftliche Umfeld der Unternehmen. Faktoren wie wachsender Dienstleistungssektor, steigendes Durchschnittsalter der Erwerbstätigen, technologische Neuerungen, Reorganisationen oder die Flexibilisierung der Arbeitszeit beeinflussen zunehmend die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden, heisst es in einer Medienmitteilung. Die im Verband zusammengeschlossenen Unternehmen haben sich freiwillig und öffentlich zur betrieblichen Gesundheitsförderung verpflichtet. Bei der Gründung des Verbandes waren namhafte Unternehmen anwesend, darunter Die Post, SBB, Swisscom, La-Roche, Manor, Migros Genossenschafts-Bund und die Zürich Versicherungen. Weitere Informationen gibt es unter www.seco.admin.ch.




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