Zaudern beim Entscheiden ist Zeitverschwendung

Es ist schwer, die richtige Entscheidung zu treffen. Soll man auf den Kopf oder den Bauch hören, oder soll man den PC entscheiden lassen?

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/01

     

Im Arbeitsleben müssen wir täglich Entscheidungen treffen. Oft muss alles ganz schnell gehen, die Deadline rückt näher, der Chef drängelt. Das fällt uns nicht immer leicht, denn oft können wir nicht absehen, welche Folgen die Entscheidung haben wird. Von einem grossen Urteil kann viel abhängen, beispielsweise beruflicher Erfolg. "Vor einer grossen Entscheidung fühlen wir uns wie ein Kandidat in einem TV-Quiz. Mit einer falschen Antwort könnte alles verloren, mit einer richtigen ein Vermögen gewonnen sein", sagt der amerikanische Psychotherapeut, Firmenberater und Buchautor Charles Foster.


Richtig oder falsch

Wer unter Zeitdruck steht, wird oft unsicher und reagiert überstürzt. Besser ist es, sich einige Minuten Bedenkzeit zu nehmen, anstatt später einen Schiedsspruch zu bereuen - oder gar einen Fehler gemacht zu haben. Aus Angst vor den unkalkulierbaren Konsequenzen entscheiden wir uns oft, lieber im unbefriedigenden, aber vertrauten Status quo zu verharren. So überlassen wir Entscheidungen anderen - oder der Zeit. Doch sich nicht darum kümmern, wie ein Urteil zustande kommt, ist laut Charles Foster die klassische Verliererstrategie.





Kopf oder Bauch

Im Alltag sind häufig rasche Entschlüsse gefragt. Wir entscheiden intuitiv, nach Gefühl. Das kann zum Nachteil haben, dass wir Vorurteilen oder Ressentiments folgen, unsere Entscheidungsfindung nicht transparent ist, wir bei komplexen Entscheidungen überfordert sind und Fehlentscheidungen kaum noch analysieren können. Gefühlsentscheidungen haben aber auch den Vorteil, dass sie häufig richtig oder zumindest brauchbar sind, und keine lange Entscheidungsverfahren benötigen.



Entscheidungsberater Guido Weisshahn setzt auf folgende Faustregel: "Je wichtiger die Verfügung, desto analytischer sollte man vorgehen - weil wir es uns nicht leisten können, relevante Faktoren ausser Acht zu lassen." Um Fehlurteile zu vermeiden, speziell in unübersichtliche Situationen, sollte man Entscheindungstechniken nutzen.




Dabei sollte man versuchen, die Ziele zu strukturieren und eine Zielhierarchie zu bilden. Anhand von Informationen, die für die Bestimmungen nötig sind, sollten gesonderte Notizen mit Vor- und Nachteilen helfen, die Wichtigkeit und Dringlichkeit der Entscheidung einschätzen. Auch Entscheidungsberater oder Coaches können bei der Resultatfindung helfen.



Doch egal, ob wir uns selbst Klarheit über Ziele, Alternativen, Gefühle und Argumente geschaffen haben oder bei einem Coach waren: Am Ende müssen wir selbst den Schiedsspruch fällen und dazu stehen.




Clever entscheiden per Computer

Ob Neugründungen, Investitionen, Unternehmensplanung oder Personalbeurteilung: Statt tagelang zu grübeln, können komplexe Entscheidungen mit Hilfe des Computers gefällt werden. Ähnlich wie Tabellenkalkulationen das kaufmännische Rechnen unterstützen, sollen "Decision Support Systems" bei wichtigen Entscheidungen neutral helfen, ohne den Anwender inhaltlich zu beeinflussen. Sie bieten Werkzeuge, um auch mehrstufige Entscheidungsprozesse zu einer logischen, leicht durchschaubaren Kette zu entflechten, Einflüsse zu bewerten und das Zusammenwirken von Faktoren zu berechnen.



Zahlreiche Softwaretools zur Unterstützung von Entscheidungen und zur Analyse des Risikos sind via Internet erhältlich. Eines der wenigen in deutsch erhältlichen Programme ist WinGhost (Goal Hierarchy and Objectives Structuring Technique) vom Institut für Arbeitswissenschaften. Das interaktive Programm dient in komplexen Situationen zur Beschreibung, Strukturierung und Gewichtung von Zielen sowie zur Bewertung alternativer Handlungsoptionen nach diesen Zielen. Eine Vielzahl von Free- und Sharewaretools kann auf www.entscheiden.de/easoft.htm heruntergeladen werden.





Verzweifeln Sie nachher nicht

Jede Entscheidung zielt darauf ab, einen unklaren Zustand zu beenden. Dabei werden Alternativen verworfen. Wer allerdings immer nur auf Nummer sicher gehen will, riskiert, entscheidungsunfähig zu werden. Oftmals ist es nicht so wichtig, dass wir die beste Option finden, sondern dass wir mit vertretbarem Aufwand überhaupt eine akzeptable Lösung herbeiführen. Auch die besten Entscheidungen müssen von Zeit zu Zeit überdacht und korrigiert werden.




Ob eine Entscheidung richtig oder falsch war, zeigt sich oft erst nach längerer Zeit. Deshalb heisst es geduldig abwarten und dabei auf keinen Fall im Nachhinein an der getroffenen Wahl zweifeln. Das verschwendet nur Energien, die wir für neue Entscheidungen und Projekte brauchen.



Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER