Windows-zentriertes Content-Management by Microsoft

Mit dem Content Management Server liefert Microsoft eine Enterprise- Lösung, die trotz stolzem Preis leider noch einige Macken aufweist.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/32

     

Mit dem Microsoft Content Management Server steigt Microsoft in den hart umkämpften CMS-Markt ein. Bei einem Preis von über 70'000 Franken pro Prozessor (!) wird dabei eindeutig das oberste Marktsegment adressiert. Der Content Management Server ist dabei eine durchaus leistungsfähige Lösung, aber auch nicht ohne Schwächen.



Das beginnt schon bei der Installation, wo man doch manche Hürde überwinden muss. Das reicht von Dialogfeldern, bei denen die OK-Schaltfläche erst nach der zweiten Auswahl bestimmter Optionen sichtbar wird, bis hin zu Fehlermeldungen, die nur sehr schwer interpretierbar sind. Insgesamt macht die Lösung aber einen durchdachten Eindruck, wobei sie - nicht nur wegen des Preises - eindeutig auf Einsatzbereiche ausgerichtet ist, in denen komplexe Websites gepflegt werden müssen. Zu den Profi-Features zählen beispielsweise die rollenorientierten Berechtigungskonzepte und die flexibel gestaltbaren Workflows für die Erstellungs- und Freigabeprozesse.


Backoffice-Komponenten als Basis

Der Microsoft Content Management Server 2001 setzt auf Windows 2000 Server, Advanced Server oder Datacenter Server auf. Ein Service Pack ist für den Betrieb zwar nicht zwingend erforderlich, die Installation des Service Pack 2 wird allerdings empfohlen.



Auf dem Server müssen ausserdem die Internetinformationsdienste und der SQL-Server-7.0- oder SQL-Server-2000-Client installiert sein. Der SQL Server wird als Repository für den Content verwendet, kann aber auch auf einem anderen System ausgeführt werden. Das wird in typischen Anwendungsszenarien auch oft der Fall sein, weil dann mehrere Instanzen des Content Management Server mit einem SQL Server zusammenarbeiten können.




In Whitepapers beschreibt Microsoft auch umfassend das Zusammenspiel des Content Management Server mit anderen Serverprodukten aus dem eigenen Angebot, wie etwa dem Sharepoint Portal Server und dem Commerce Server.




Paket aus mehreren Produkten

Der Content Management Server besteht zunächst aus dem eigentlichen Serverprodukt. Die Aufgabe dieser grundlegenden Komponente besteht primär in der Zusammenstellung der Inhalte. Diese erfolgt dynamisch beim Zugriff von Benutzern. Der Content wird auf Basis von Templates dargestellt.



Über die Internetinformationsdienste greifen drei Gruppen von Benutzern zu. Das sind natürlich vor allem die eigentlichen Nutzer, die auf die über den Content Management Server erstellten und gepflegten Websites zugreifen.




Daneben gibt es einige Administrationsfunktionen, die per Browser ausgeführt werden können, davon insbesondere das Integrieren der Inhalte. Die meisten Anwender des Content Management Server werden nur über solche Webschnittstellen arbeiten, um neue Texte einzugeben oder bestehende Texte zu verändern - und auch andere Objekte wie Grafiken bereitzustellen.



Der Site Builder ist ein erweiterter HTML-Editor. Er wird verwendet, um einerseits den Rahmen für die Website zu schaffen und andererseits die Prozesse und Berechtigungen zu steuern. Dabei kann mit einer Vielzahl von Rollen gearbeitet werden. Mit dem Content Management Server ist es beispielsweise sehr einfach möglich zu steuern, dass nur ausgewählte Benutzer Finanz-Statements im Web publizieren dürfen. Das gesamte Berechtigungs- und Sicherheitskonzept ist mit dem Active Directory integriert.



Der Site Deployment Manager wird verwendet, um Sites auf andere Instanzen des Microsoft Content Management Server zu verteilen. Dieses Modul erstellt XML-Pakete, die für den Export bereitgestellt werden. Dabei kann sowohl die gesamte Site als auch jeder ihrer Einzelteile überführt werden. Die Änderungen werden als Transaktionen behandelt, wobei die Sites die ganze Zeit verfügbar bleiben.



Eine weitere Komponente ist schliesslich noch der Site Stager, mit dem die Inhalte in statische Webseiten umgesetzt und dann an Webserver ohne den Microsoft Content Management Server ausgeliefert werden können. Das ist beispielsweise für Backup-Systeme interessant.


Zielgruppe Grosskunden

Seine optimale Leistungsfähigkeit entfaltet Microsofts Content Management Server eindeutig erst auf komplexen Sites.



So wird beispielsweise die Internationalisierung unterstützt. Das geschieht einerseits über den Support von Unicode für unterschiedlichste Zeichensätze und andererseits über die Möglichkeit, mehrere Instanzen einer Seite in verschiedenen Sprachen mit jeweils auch angepasster Navigation zu erstellen und miteinander zu verbinden, was insbesonders für global operierende Firmen wichtig ist.




Für hochverfügbare und performante Sites wird des weiteren mit ausgefeilten Caching-Mechanismen gearbeitet. Zudem kann der Content Management Server auch mit allen Hochverfügbarkeitsfunktionen von Windows 2000 wie dem Network Load Balancing und dem Clustering kombiniert werden.



Sowohl die Inhalte als auch das Aussehen von Websites können im laufenden Betrieb angepasst werden. So lassen sich beispielsweise Templates austauschen, um die Darstellung der Inhalte zu ändern.



Der Preis, der für die hohe Funktionalität zu zahlen ist, ist neben den hohen Lizenzkosten auch ein relativ komplexes Produkt. Workflows können und müssen konfiguriert, Rollenkonzepte entwickelt und Templates aufgebaut werden. Die Nutzung des Content Management Server ist dabei zwar durchaus logisch - aber der Konzeptions- und Konfigurationsaufwand darf nicht unterschätzt werden.



Relativ schwach sind derzeit noch die Funktionen für die Auslieferung der Inhalte an mobile Systeme. Hier kann über die Erkennung von Endgeräten zwischen verschiedenen Templates gewechselt werden. Zusätzlich können Autoren noch definieren, welche Seiten auf mobilen Geräten verfügbar sein sollen. Weitergehende Funktionen wie eine differenzierte Auswahl von Content kann zwar über die Gestaltung von Templates und die Aufsplittung von Dokumenten erreicht werden, aber wirklich überzeugend sind die hier gebotenen Lösungen noch nicht.



Insgesamt ist der Microsoft Content Management Server aber zweifelsohne eine wettbewerbsfähige Lösung. Preis, Komplexität und Funktionalität machen das System für Kunden interessant, die einerseits konsequent auf Microsoft-Server setzen und die andererseits wirklich grosse Websites pflegen müssen. Das System hat alles, was man erwartet - aber ob es ausreicht, um den ohnehin überbesetzten Markt zu erobern, bleibt abzuwarten.



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