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Geld sparen mit Software-Metering

Mit Tools für das Software-Management wird dafür gesorgt, dass weder zuviel noch zuwenig Lizenzen in der Firma vorhanden sind – was nicht zuletzt auch für Kostentransparenz sorgt.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/37

     

Man kann es drehen und wenden wie man will, für Software muss meistens bezahlt werden - trotz Linux, anderen Open-Source-Erzeugnissen oder diversen Freeware-Angeboten. Die Software-Hersteller sind darauf angewiesen, über Lizenzerträge das Geld für die Entwicklung ihrer Applikationen wieder hereinzuspielen. Und die zur Zeit darbenden Linux-Distributoren zeigen, dass es schwierig ist, ein Software-Business ohne Lizenzeinnahmen und hauptsächlich über die Erträge aus zusätzlichen Serviceleistungen aufzuziehen.



Nun sind aber Software-Lizenzen eine komplexe Angelegenheit. Zum einen gibt es verschiedene Grundmodelle bei den Lizenzen:





Client-Lizenzen: Für jeden Arbeitsplatz, auf dem die Anwendung installiert wird, muss eine Lizenz vorliegen. Sofern die Anwendung auf einem Server installiert ist, gibt es Client-Access-Lizenzen, die regeln, wie viele User gleichzeitig eine Anwendung bedienen dürfen.




Server-Lizenzen: Pro Server, auf dem die Anwendung aufgesetzt wird, braucht es eine Lizenz - meist in Zusammenhang mit Client-Access-Lizenzen. Bei einigen Software-Erzeugnissen, vor allem Datenbanken, werden Lizenzen pro CPU verkauft.



Das ist aber nur der Anfang. Erschwerend kommt hinzu, dass jeder Hersteller aus den oben erwähnten grundsätzlichen Lizenzmodellen ein eigenes ableitet, das für sich selbst gesehen eine kleine Wissenschaft darstellt. Da Firmen in der Regel Anwendungen und Betriebssysteme von unterschiedlichen Herstellern einsetzen, kommen sie schnell einmal in Teufels Küche. Und was sich in einem kleinen Netzwerk mit 10 Arbeitsplätzen noch gut überblicken und quasi von Hand erledigen lässt, kann bereits in einem LAN mit 30 Clients zu einem Ding der Unmöglichkeit werden, das sich ohne geeignete Werkzeuge kaum erledigen lässt.


Gute Gründe für das Lizenzmanagement

In vielen Firmen läuft denn auch die Lizenzkontrolle schon einmal aus dem Ruder und Überbuchungen der Verträge finden statt. Das geht solange gut, bis die Software-Hersteller selbst oder die Raubkopier-Jäger der Business Software Alliance vor der Tür stehen und die IT-Infrastruktur unter die Lupe nehmen. Wenn dann die sogenannte Over-Installation, also zuviel im Gebrauch befindliche Lizenzen, festgestellt wird, kann das teuer zu stehen kommen. Zweifelsohne sind grosse Unternehmen eher von einer solchen "Hausdurchsuchung" betroffen als KMU mit 10 Angestellten. Trotzdem sollten auch die kleineren, weniger exponierten Unternehmen kein Risiko eingehen.



Und letztlich hat das Lizenzmanagement auch noch eine andere Dimension. Unternehmen haben damit die Möglichkeit, Kostentransparenz zu schaffen. Mit entsprechenden Tools kann die Auslastung von Lizenzen überprüft und das Nutzungsverhalten der Anwender aufgezeichnet werden, was dann nicht zuletzt auch die Planung von weiteren Software-einkäufen erleichtert.




Zudem kann man mit einem sauberen Lizenz-Management oft auch dem Umstand entgegenwirken, dass man zuviel bezahlt, weil nicht der ganze Umfang der gekauften Lizenzen von den Anwendern ausgenutzt wird. Die Marktforschungsfirma Gartner geht davon aus, dass bis 2003 Firmen ohne verlässliches Lizenz-Management und Software-Inventarisierung um bis zu 60 Prozent zu viel zahlen.



In einigen Firmen, vornehmlich grösseren Unternehmen, tritt die IT-Abteilung zudem als Profit-Center auf. Das heisst, Dienstleistungen wie Installationen, Upgrades, Client-Management und Support werden den anderen Abteilungen, die diese Services beanspruchen, in Rechnung gestellt. Will diese Abteilung zumindest kostendeckend arbeiten können, kommt sie an einem guten und durchdachten Lizenz-Management nicht vorbei.



In den USA wird das Software-Lizenz-Management unter dem Oberbegriff IT Asset Management zusammengefasst. Dataquest geht davon aus, dass diesem Anwendungsbereich in Zukunft zusehends mehr Bedeutung zukommt. Die Marktforscher rechnen mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 20 Prozent, und per 2003 sollen immerhin 5,2 Milliarden Dollar in diesem Bereich umgesetzt werden. Wenn man bedenkt, dass zur Zeit der Kostendruck längst auch bei den Investitionen in die IT-Infrastruktur durchschlägt, werden wohl solche Anwendungen zusehends zu einem Muss für jeden IT-Verantwortlichen.



Grundsätzlich gibt es eine Vielzahl von Tools, die das Lizenzmanagement adressieren. Sie reichen von einfachen Inventaranwendungen, die sämtliche installierte Software und Hardware erfassen, bis hin zu komplexen Netzwerk-Management-Applikationen, die nebenbei auch noch die Lizenzkontrolle beinhalten.




Audit vs. Metering

Die Funktionsweise der Anwendungen, die das Lizenz-Management unterstützen, lässt sich in zwei Hauptkategorien unterteilen.



Zum einen sind sogenannte Audit-Anwendungen erhältlich. Werden sie gestartet, erzeugen sie einen Schnappschuss und bilden den Ist-Zustand des Netzwerks ab. Dabei wird jeder Client auf die installierte Software untersucht. Nach Abschluss des Audit-Vorgangs wird ein Bericht erzeugt. Solche Tools wurden vielfach auch im Zusammenhang mit dem Jahr-2000-Bug für die Bestandesaufnahme beigezogen. Sie beinhalten Applikationslisten, die vom Hersteller laufend aktualisiert werden, damit sie auch neu erschienene Softwareversionen auf den PCs erkennen können.




Je nach Audit-Software können die Berichte nach unterschiedlichen Gesichtspunkten ausgegeben werden. Was bis dahin mehr oder weniger automatisch ablief, muss dann bei der weiteren Lizenzkontrolle allerdings manuell erledigt werden. Dabei gilt es, die Lizenzverträge zu zücken und mit den Audit-Software-Berichten einem Quervergleich zu unterziehen. Schritt für Schritt wird so das Inventar mit den tatsächlich vorhandenen Software-Lizenzen verglichen. Das zeigt, dass für das Auditing spezialisierte Software zwar für das Inventar sehr geeignet ist, für das komplette Lizenz-Management aber nur in kleinen Netzwerken Sinn macht, da der manuelle Aufwand unter Umständen ins Unermessliche steigen kann. Da sie zudem nur den Ist-Zustand im Moment des Audits abbilden, sind diese Tools auch kaum für Firmen empfehlenswert, deren Software-Umgebung sich aufgrund von Neuinstallationen beinahe im Wochenrhythmus ändert.



Wesentlich besser geeignet sind für das komplette Lizenz-Management allerdings jene Tools, die auch Metering-Funktionen beinhalten. Sie überwachen in Echtzeit die tatsächliche Auslastung einer Applikation. Sobald ein User eine Anwendung startet, wird dies aufgezeichnet. Dadurch lässt sich das Nutzungsprofil der verschiedenen Anwendungen im Unternehmen ausleuchten. Damit können schliesslich die Kosten optimiert werden, da nur noch so viele Lizenzen angeschafft werden, wie tatsächlich benötigt. Zudem ist es möglich, mit Metering-Tools die Lizenzkontrolle durchzusetzen. Lizenzvorgaben lassen sich definieren, so dass beim Überschreiten von kritischen Grenzwerten der IT-Verantwortliche oder die User alarmiert werden. So können denn auch Anwender daran gehindert werden eine Applikation zu starten, wenn sämtliche verfügbaren Lizenzen bereits von anderen Usern benutzt werden.




Software-Inventar in kleinen...

In Netzwerken mit weniger als 50 Arbeitsplätzen kommt in der Regel noch keine ausgeklügelte Netzwerk- und Client-Management-Lösung zum Einsatz. Für dieses Umfeld sind Produkte geeignet, die für die ausschliessliche Inventarisierung konzipiert sind. Allerdings zeigt sich, dass in der Schweiz dieser Entry-Level-Produktbereich kaum vertreten ist. Dafür sind via Internet verschiedene Trial-Versionen oder "abgespeckte" Varianten von ausgewachsenen Anwendungen verfügbar, die für das Software-Inventar im kleinen Rahmen durchaus ausreichen und nützlich sind.



So beispielsweise GASP 6 Suite von Attest Systems; die Software wird auch auf der Site der Business Software Alliance für das Inventar empfohlen und kann dort auch zur Probe gratis heruntergeladen werden. Neben der BSA ziehen auch andere Software-Industrieverbände wie SIIA, CAAST und FAST diese Lösung für Audits bei.




Ebenfalls Unterstützung seitens eines Branchenverbandes geniesst der Software-Hersteller Sassafras Software. Weil KeyAudit von der Software and Information Industry Association (SIIA) empfohlen wird, kann das Produkt gratis bezogen werden.



Weitere Testversionen von Tools für das Audit sind einer Liste zu entnehmen, welche die SIIA unter www.spa.org/piracy/asset/audit.asp bereitgestellt hat. Bei den meisten Herstellern werden Trial-Versionen angeboten, mit denen sich ein einfaches Inventar durchführen lässt.




...und in mittleren Umgebungen

Bei Lizenzmanagement-Lösungen für den Einsatz in mittelgrossen Netzwerkumgebungen ab 50 Clients sieht das Angebot bereits vielschichtiger aus. In dieser Produktliga ist beispielsweise das Produkt Miss Marple Lizenzkontrolle aus der deutschen Software-Schmiede Adlon zu nennen. Die Lösung ist in zwei Versionen verfügbar, wovon die eine für bis zu 200 Netzwerk-Clients ausgelegt ist und dabei auf die Access-Datenbank von Microsoft zurückgreift. Im Netzwerk wird für den Betrieb ein Lizenzkontrollserver installiert. Für grössere Umgebungen ist jene Variante positioniert, bei der SQL Server als Datenbank zum Tragen kommt. Mittels Clustering kann die Lizenzverwaltung auch auf mehrere Server verteilt werden. Weiter besteht die Möglichkeit, die Daten via Microsoft Management Console (MMC) zu verwalten, die unter Windows NT und 2000 zur Verfügung steht.



Das Produkt eignet sich insbesondere auch, um die Einhaltung der bestehenden Lizenzverträge durchzusetzen. Sind die zur Verfügung stehenden Lizenzen ausgeschöpft, ist es für weitere User nicht mehr möglich, das entsprechende Programm aufzurufen. Der verantwortliche Administrator kann zudem mit verschiedenen Berichten die Auslastung der Lizenzen auswerten und getrennt nach Anwendungen oder Client-PCs ausgeben.




In einem ähnlichen Leistungsbereich wie die Lösung von Adlon ist das Produkt LizenzScan des Schweizer Herstellers Arton angesiedelt. Die Software ist als Einzelplatzversion erhältlich, die allerdings kaum automatisierte Prozesse bietet. Die Serverversion hingegen erlaubt, das Inventar und die Lizenzkontrolle für mehrere Clients zentral durchzuführen. Mit einer Scanning-Funktion können die Clients in einem Windows-NT- oder -2000-Netzwerk zudem aufgespürt und inventarisiert werden. Gemäss Geschäftsführer Andreas Graf besteht der Fokus des Produkts darin, mit einem einfach aufgebauten Tool möglichst viele Auswertungsvarianten anzubieten. Allerdings bestehen bei LizenzScan keine Schnittstellen zu grösseren Netzwerk-Management-Frameworks. Deshalb setzen Firmen die LizenzScan-Lösung als Ergänzung parallel mit anderen Produkten ein. Vielmehr noch, weil mit dem Produkt kein Lizenz-Metering gemacht und die Software-Nutzung nicht überwacht und kontrolliert werden kann.




Netzwerk-Inventar und -Verwaltung im grossen Stil

Zu den führenden Anbietern von Lösungen für das Netzwerk-Inventar in Firmen, die Netzwerke mit 100 und mehr Clients unterhalten, gehört zweifelsohne On Technology. Als Schweizer Kunden konnte der Anbieter unter anderem Konzerne wie die Migros, Winterthur Versicherungen oder Canon gewinnen. Für die eigentliche Inventarisierung ist das Produkt Centennial Discovery gedacht. Das Inventar kann dabei auch ferngesteuert auf Remote-Clients durchgeführt werden, ohne dass Eingriffe des jeweiligen Users vonnöten sind. Dabei wird auch aufgezeichnet, wo sich die Komponenten physisch befinden. Es wäre allerdings vermessen, aus dem Produktportfolio von On Technology lediglich diese Lösung herauszugreifen. Die Software dieses Anbieters besteht aus verschiedenen Modulen, die zusammen letztlich eine komplette Netzwerk-Management-Lösung vergleichbar mit Novell ZENWorks oder Microsoft Systems Management Server ergeben. Dabei spielt dann auch die Software-Distribution eine wichtige Rolle, die mit den Produkten On Command CCM und SiteManager abgedeckt werden. Bei der Tiefe und Genauigkeit der Inventarisierung ist aber On Technology den beiden Mitbewerbern, gemäss Kundenauskünften, einen Schritt voraus.



In derselben Grössenordnung, allerdings vornehmlich auf die Inventarisierung spezialisiert, sind auch die Lösungen des Softwareherstellers Tally Systems angesiedelt. Das Produkt TS.Census basiert auf SQL Server als Datenbank und erlaubt die Inventarisierung von weit verteilten Netzwerken ohne User-Interaktion. Der Datenbankinhalt wird dabei jeden Monat automatisch mit den neuesten Produktkenndaten aktualisiert, die verfügbar sind. Um den Ausbau zu einer kompletten Netzwerk-Management-Lösung zu realisieren, können die Daten auch in den Systems Management Server von Microsoft übernommen werden. Die Inventarberichte lassen sich zudem mit dem Task TS.Webport im Intranet publizieren. Neben TS.Census führt Tally Systems mit dem Produkt PowerCensus ein Tool zur Erstellung von Inventaren, das als Ergänzung für den Systems Management Server von Microsoft dient und damit ausführlichere Daten bereitstellen kann, als dies mit SMS möglich ist.




Zu den beiden bisher erwähnten Herstellern gesellt sich als weiterer Altiris hinzu. Ähnlich wie On Technology bietet Altiris eine ganze Palette unterschiedlicher Lösungen an, die zusammen eine komplette Netzwerk-Management-Umgebung ergeben. Serverseitig kommt der sogenannte Altiris Deployment Server 5.1 zum Einsatz, der auf SQL Server als Datenbank zurückgreift. Darauf basierend bietet der Hersteller weitere Module an, die bestimmte Managementfunktionen adressieren. Inventory Solution als Beispiel ist ein Produkt für die Bestandesaufnahme in Netzwerken. Zum andern bietet Altiris mit Application Metering Solution auch ein dediziertes Tool für die Überwachung der Softwarenutzung im Netzwerk. Die Daten können als Reports im Browser dargestellt werden und zeigen beispielsweise die Anzahl gekaufter Software-Lizenzen im Vergleich mit der effektiven Nutzung auf.




Desktop-Management und Frameworks

Ein Teil der erwähnten Lösungen für das Lizenz-Management und Inventar lassen sich zu einer kompletten Netzwerk-Management-Lösung erweitern. Vor allem im Bereich des Client-Managements haben sich aber einige Produkte hervorgetan, die neben vielen weiteren Funktionen auch das Software-Inventar und -Metering im Netzwerk erlauben.




Intel LANDesk Management Suite: Die Management-Suite von Intel überwacht Hardware und Software in heterogenen Netzwerken, erlaubt die Distribution und Nutzungsüberwachung von Software, und Supporter können via Remote-Control zur Problembehebung auf Clients zugreifen.





Microsoft Systems Management Server: Ähnliche Funktionen wie Intels LANDesk Management Suite, etwa Leistungs- und Nutzungsüberwachung oder Software-Distribution, bietet auch Microsoft mit dem Systems Management Server. Da diese Konsole auf SQL Server als Datenbank zurückgreift, werden dem LAN-Verantwortlichen zudem unzählige Möglichkeiten geboten, Reports zu erstellen.




Novell ZENWorks: Novell bietet mit ZENWorks ebenfalls eine umfassende Lösung für das Desktop-Management inklusive Metering-Funktionen zur Überwachung der Softwarenutzung. Zudem ist auch eine Version für das Server-Management erhältlich. Mit ManageWise bietet Novell zudem eine Netzwerk-Management-Lösung an, die in ZENWorks integriert werden kann.



Vollends in den Enterprise-Bereich stossen dann die sogenannten Management-Frameworks vor, in welche die Informationen und Reports aus verschiedenen Management-Systemen übernommen werden können. Voraussetzung, dass die grossen Frameworks, wie sie zum Beispiel von Hewlett-Packard mit OpenView oder von Computer Associates mit Unicenter angeboten werden, die Daten der kleineren Management-Konsolen übernehmen können, ist SNMP-Unterstützung (Simple Network Management Protocol).



Das Angebot an Tools, die sich für die Software-Verwaltung im Firmennetzwerk eigenen, ist riesig. Die einzelnen Hersteller bieten meistens gleich ein ganzes Tool-Set an, mit dem weiterführende Aufgaben erledigt werden können. Jedes einzelne Produkt hat in gewissen Bereichen seine Stärken, in andern aber auch Mängel. Die gesamte Übersicht zeigt denn auch vor allem eines: Firmen, die eine Lösung zur Lizenzkontrolle und zum Software-Inventar einsetzen wollen, sollten darauf achten, dass sie sich für ein Produkt entscheiden, das skalierbar ist, aber auch mittels entsprechender Schnittstellen zu grösser dimensionierten Lösungen weiter verwendet werden kann, wenn das Netzwerk gewachsen ist.



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