18-Zoll-Flatpanels sind im Kommen

Flachbildschirme liegen heute eindeutig im Trend und bestimmen wegen der immer tieferen Preise je länger desto mehr die IT-Infrastruktur. 18-Zoll-Displays gibt’s schon ab 2100 Franken.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/30

     

Die Preise der LCDs werden immer attraktiver. 15-Zoll-Bildschirme sind bereits ab 600 Franken zu bekommen und auch die 18-Zoll-Panels sind deutlich im Preis gefallen. Bereits ab 2100 Franken sind die günstigsten Geräte erhältlich, Zahlen, wie sie vor Monaten noch kaum vorstellbar waren. Noch vor einem Jahr, in unserer letzten Marktübersicht, waren die flachen Bildschirme dieser Geräteklasse doppelt so teuer.




Mitverantwortlich für den Preiszerfall sind die nun überwundenen Auswirkungen des Erdbebens in Taiwan vor zwei Jahren. Viele der damals sich im Aufbau befindenden Produktionsstätten wurden davon in Mitleidenschaft gezogen. Inzwischen arbeiten alle grossen Werke wieder effektiv. Ein weiterer Grund sind neu auf den Markt drängende taiwanesische Hersteller. Unter ihrem Druck müssen auch die festetablierten Markenhersteller aus Japan und Korea ihre Preise deutlich senken.


Boom auf 18 Zoll

Dieser Preisnachlass verlockt bestimmt den einen oder anderen Anwender zum Kauf eines solchen High-End-Displays, auch wenn er dafür ziemlich tief in die Tasche greifen muss. Marketingverantwortliche Daniela Hugelshofer von Rein Computer: "Seit die Preise gefallen sind, verkaufen wir deutlich mehr 18-Zöller. Es scheint ein richtiger Boom zu sein. Zur Zeit wären wir froh, wir könnten mehr liefern." Bei ARP-Datacon ist man allerdings nicht so optimistisch. Die Nachfrage nach 17-Zoll-Panels sei weit grösser als nach den 18ern. Das hänge wahrscheinlich damit zusammen, dass die Differenz bei der Diagonale nur gerade mal ein Zoll, sprich 2,54, Zentimeter betrage, der Preisunterschied aber mehr als tausend Franken ausmache. Es gäbe sogar Kunden, die würden die TFT-Preise verfolgen wie den Börsenkurs, um just im richtigen Moment zuschlagen zu können, so Robert Sommeriva, Produktmanager von ARP-Datacon.





ETH rüstet auf

Von den tiefen Preisen profitiert hat auch die ETH Zürich, die die Gelegenheit nützt, eine ganze Abteilung mit den eleganten LCDs aufzurüsten. Ausschlaggebend war bei der Wahl der Displays in erster Linie der Preis. Christoph Wicki, Verantwortlicher für die IT-Infrastruktur der ETH Zürich: "Ein zweiter wesentlicher Faktor waren die Anschlüsse. Wir arbeiten in der Abteilung Integrated Systems Laboratory mit Workstations und Macs, darum ist es wichtig, dass die gewählten Panels digitale und analoge Anschlussmöglichkeiten haben. Wir haben uns für den LG 882LE entschieden. Mit den 16 bereits gelieferten Geräten sind wir sehr zufrieden. Weitere 45 Stücke erwarten wir demnächst." Für den Fachmann war von Anfang an klar, dass nur 18-Zoll-Displays in Frage kamen. "Im Chip-Design wurde bis anhin mit 21- oder 22-Zoll-CRTs gearbeitet, da kam für uns keine kleinere Diagonale in Frage."



In der Technischen Hochschule sind Bildschirme rund vier bis fünf Jahre im Einsatz, obwohl Christoph Wicki davon überzeugt ist, dass gute Monitore bedeutend länger Leben, als sie im Gebrauch sind.





Neue ISO-Norm gegen zu viele Pixelfehler

Die Bildschirmdiagonale bestimmt ganz einschneidend den Preis eines LC-Displays. Diagonalen mit 15 Zoll sind inzwischen Standard, 18 Zoll hingegen noch relativ teuer. Dafür bieten letztere eine sichtbare Fläche, die ungefähr der eines 21-Zoll-Röhrenmonitors entspricht. Auch die höhere Auflösung von 1280x1024 lässt den Preis ansteigen. In der Regel hängt die Auflösung eines Displays direkt von der Bilddiagonalen ab.



Grund für die hohen Preise der grossen LC-Displays ist die Ausschussrate während der Fertigung. Diese beträgt heute schätzungsweise 5 Prozent bei 15-Zoll-Geräten. Bei den 17- und 18-Zoll-Panels beläuft sie sich jedoch noch immer auf 75 Prozent. Das erklärt, warum die Geräte mit kleinerer Diagonalen so günstig sind.




Schuld für die hohe Ausschussrate bei der LCD-Produktion sind die Fehlerpixel, also Bildpunkte im Display, die ständig hell oder dunkel sind. Mit den heutigen Fertigungstechniken sind solche Fehlerstellen nicht einmal innerhalb einer Produktionsserie auszuschliessen.



Bisher war jeder Monitorhersteller von den Toleranzangaben des Panel-Herstellers abhängig gewesen und hat jeweils eine eigene Definition zum Thema "fehlerhafte Pixel" erstellt. Hier soll nun die neue internationale Norm ISO 13406-2 für Klarheit sorgen. Diese Norm wurde in Zusammenarbeit von Monitor- und Panel-Herstellern sowie einiger Zertifizierungsstellen erarbeitet.



Die Pixelgenauigkeit ist nur ein kleiner Teil der zahlreichen Anforderungen an LCD-Displays, welche die ISO 13406-2 regelt; gerade dieser Part ist jedoch bei den Herstellern auf grosses Interesse gestossen. Die ISO 13406-2 teilt die Displays in Klassen ein. Jeder Hersteller muss bei seinen Panels künftig angeben, ob es sich bei den Monitoren um ein Display der Klasse 1, 2, 3 oder 4 handelt. Der Klasse 1 sollen LCDs angehören, die keinen Pixelfehler aufweisen; in der Klasse 2 sind je nach Position und Farbe bis zu 5 Pixelfehler pro Million vorhandener Pixel möglich. Eine reine Herstellung von Panels der Klasse 1 ist nicht möglich. Wollte ein Hersteller einen solchen Flachbildschirm anbieten, setzt das zwangsläufig eine "Handverlesung" bei der Produktion voraus. Weiter würde ein erheblicher Aufwand für den Transport und die Lagerung von Austauschgeräten notwendig sein. Die Preise für ein solches Modell würden dementsprechend ein Vielfaches von denen eines Standard-Displays betragen. Die neue ISO-Zertifizierung dient damit der qualitativen Unterscheidung und orientiert sich dabei an den vorhandenen Pixelfehlern. Klasse 3 ist für Billigmodelle vorgesehen, und Klasse 4 entspräche den Ausschusskriterien in der Produktion.



PM Robert Sommariva findet diese neue ISO-Norm einen Gewinn für die Branche: "So weiss der Kunde, dass wenn er einen billigen Flachbildschirm im Grossverteiler kauft, nicht ein Gerät der Klasse eins oder zwei erwirbt. Allerdings wurde bis heute von den grossen Brands wie Philips und Samsung noch keine Schritte in diese Richtung unternommen." Vorbildlich hingegen sind Compaq, Eizo, Samsung und Viewsonic, die ihre Geräte bereits nach der neuen Norm spezifizieren.




Sparkurs bei der Ausstattung

Und doch bleiben die grossen LCDs auf Grund ihres relativ hohen Preises einer zahlungskräftigen Minderheit vorenthalten. Die Vorteile der Flachmänner liegen aber auf der Hand: Sie präsentieren gute Bilder, sind unempfindlich gegen Störeinflüsse, platzsparend, ergonomisch und sehr elegant. Doch auch bei sinkenden Preisen gibt es bei den Flachen grosse Preisunterschiede. Sie entstehen durch Digital-Eingänge, welche die Analogschnittstellen ersetzen, zusätzliche USB-Hubs, eingebaute Lautsprecher und Mikrofone und die Pivot-Funktion, mit der man den Bildschirm vom Quer- ins Hochformat drehen kann. Nicht zuletzt treibt auch das extravagante Design, wie beispielsweise eine spezielle Lackierung, die Preise in die Höhe.



Der radikale Sparkurs macht sich allerdings bei einigen Herstellern in der Ausstattung bemerkbar. Lediglich 21 Geräte verfügen über Lautsprecher und nur 12 der flachen Displays sind mit der Pivot-Funktion ausgerüstet und können um 90 Grad gedreht werden. Auch bei den DVI-Anschlüssen geizen die Hersteller. Gerade mal 17 LC-Displays verfügen über einen solchen Hub. Eine weitere Möglichkeit, Kosten zu sparen, ist der Verzicht oder die Reduktion der inzwischen selbstverständlichen Serviceleistung. So wird bei einigen der günstigen Flatpanels keine oder nur eine kurzfristige Vor-Ort-Garantie angeboten.





Zukunft

Der Trend geht eindeutig in Richtung TFT. Fachleute prognostizieren, dass der herkömmliche CRT an Boden verlieren wird und die Flachbildschirme sich dank der Vorteile in den meisten Einsatzbereichen durchsetzen werden. Sollten die grossen PC-Hersteller digitale Grafikkarten (DVI) standardgemäss einbauen, werden die digitalen eleganten Geräte die Röhrenmonitore überrunden, wird spekuliert. Grund für die Zurückhaltung zahlreicher Hersteller ist das Henne-Ei-Problem. Ohne eine breite installierte Basis sehen die Hersteller von Monitoren kaum einen Anlass, auf DVI umzurüsten. Ohne entsprechende Monitore beziehungsweise Displays besteht für die Grafikkartenhersteller kein Grund, in diesem sehr preissensitiven Markt zusätzliche Kosten in eine Steckverbindung zu investieren.




Zudem wird weltweit nach neuen Anzeigetechnologien geforscht wie OLED-Bildschirme, die auf organischen Materialien beruhen. Bis diese Technologie jedoch Marktreif ist, wird es noch einige Jahre dauern.



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