Kampf dem Burnout-Syndrom

Wenn das Feuer für die Arbeit zur Selbstverbrennung wird, und was man tun kann, damit es gar nicht erst soweit kommt.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/27

     

Kaum sind die Sommerferien vorbei, sitzen wir wieder, mehr oder weniger erholt, an unseren Schreibtischen und beeilen uns, Liegengebliebenes möglichst schnell aufzuarbeiten, um dann die "neue" Arbeit anzugehen. Meist dauert es nur wenige Wochen, manchmal auch nur Tage und man fühlt sich wieder müde, kraftlos und völlig leer. Dieses Symptom heisst Burnout und ist eine gesteigerte Form von Stress. Das heisst, schon die Organisation des normalen Alltags lässt uns Stress erleben, die Zeit läuft uns davon. Stress macht uns das Leben schwer, verhindert Möglichkeiten und kreative Entfaltung, nimmt uns die Energien für Wichtiges. Wir entspannen uns kaum mehr, leben unter ständigem Druck und fühlen uns plötzlich ausgebrannt und leer.


Vorbeugen ist besser als heilen

Burnout-Symptome gab es schon immer, nicht nur bei Menschen. Dass Maschinen gepflegt, gewartet, gereinigt, revidiert werden müssen, damit die Produktionskapazität erhalten und verbessert werden kann, ist jedem klar. Dass der Mensch für seine Leistungskapazität mehr Wartung braucht, vergessen die meisten. Sie wundern sich, dass plötzlich alle Warnlichter aufleuchten, zum Beispiel in Form von Gefühlen des völligen Ausgebranntseins und geistiger Leere, in Form körperlicher Erschöpfung, Lähmung, Ängsten, Depressionen, Schlaflosigkeit, Nervosität, Appetitlosigkeit, Unkonzentration und Gereiztheit.



Das chronische Erschöpfungssyndrom ist ein komplexes Krankheitsbild, das die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen oft jahrelang massiv beeinträchtigen kann.
Da das Geheimnis des wahren Erfolgs nicht im schnellen Aufstieg, sondern im konstanten, anhaltenden und nachhaltigen Bestreben liegt, sollten wir von Anfang an gegen Burnout vorbeugen. Spätestens aber wenn man Stresssymptome bemerkt, ist es an der Zeit, sich zu überlegen, was los ist. Oft weiss man aber nicht mehr, was man wie anders machen könnte. Und ausserdem: Allgemeine Richtlinien zur Lösung von Stressbelastungen gibt es nicht, wohl aber Informationen über geeignete Methoden zur persönlichen Stressbewältigung und zur Burnoutprophylaxe.





Nichtstun wird nicht empfohlen

Als erstes muss der arbeitsdominierte Lebensstil korrigiert werden. Das heisst jedoch nicht, einen radikalen Ausstieg vorzunehmen. In einigen Fällen ist es ratsam, den Umstieg mit einer Erholungskur anzugehen. Zahlreiche Schweizer Privatkliniken bieten Erholung für den gestressten Manager in äusserst gepflegter Atmosphäre wo die betroffenen wieder lernen, die Tage zu geniessen ohne sich nur mit Arbeit abzuplagen.



Um dem Burnout-Syndrom aber vorzubeugen, sollte man sich erst mal Gedanken machen über seine Position in der Firma. Häufig sind auch Gespräche mit Vorgesetzten eine Möglichkeit, sich zu verändern. Oft reicht schon eine Versetzung in eine andere Abteilung oder Filiale, um ein Ausbrennen zu verhindern. Auch längere Urlaube oder gar Sabbaticals, der Ausstieg auf Zeit, können als Prophylaxe helfen.




Burnout-Ursache sind neben Stress leider oft Missverhältnisse im Betrieb. Rollenunklarheit, mangelnde Führung, demotivierende Stimmung, Ärger mit Kollegen oder eigene unerfüllte Wünsche, wie beispielsweise den Wunsch nach Teamarbeit.



Oft hilft eine Umstrukturierung des Managements oder das Überdenken des Mensch-Arbeit-Verhältnisses, denn nur motivierte und engagierte Arbeitnehmer können langfristig leistungsfähig und produktiv sein.



Freizeit ist in jedem Fall ein sehr wichtiger Punkt. Zeit mit Familie, Freunden und Kollegen, Zeit für Hobbys, Sport oder Geniessen, helfen, sich ganz von der Arbeit zu lösen und völlig abzuschalten. In dieser Distanzierungsphase geht es darum, Abstand zu bekommen. Das bedeutet: aufhören zu grübeln, keine Gedanken mehr an den Job oder an kommende berufliche Belastungen zu verschwenden, sich von Ereignissen und Emotionen des Tages zu lösen. Nur so macht die Erholungsphase auch Sinn.




Weiterbildung für Stressgeplagte

Immer häufiger werden Seminare zum Umgang mit Stress angeboten. Die ausgebrannten Manager lernen, wo ihre Grenzen sind, was sie für ihre Entspannung tun müssen, wie man gesund und leistungsfähig bleibt und wie man stresstabiler wird.



Es werden Sport- und Bewegungstherapien, Entspannungstechniken und Ernährungsmuster gezeigt, welche die Gestressten dann auch zu Hause anwenden können. Die Schweizerische Kader-Organisation (SKO) in Zürich veranstaltet ein Burnout-Seminar am 12. November 2001. Organisationsberaterin und Supervisorin Nelly Anderegg referiert über "Zeitbombe Burnout" und zeigt auf, wie man mit Ressourcen bewusster umgehen kann; Anmeldung unter Telefon 01 368 20 83.



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