Grosse Druckerparade: High-End-Tintenstrahldrucker
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/26
Tintenstrahldrucker gehören aufgrund ihrer günstigen Anschaffungspreise und ihrer Vielseitigkeit zu den beliebtesten Druckertypen überhaupt. Einsteigermodelle sind bereits für unter hundert Franken zu haben. Doch Vorsicht ist bei niedrigen Gerätepreisen geboten: Die Gesamtkosten berechnen sich sowohl aus dem Anschaffungspreis als auch aus den Ausgaben für Verbrauchsmaterialien. Auf diesem Weg holen sich viele Hersteller den Profit zurück, den sie aufgrund der tiefen Hardwarepreise nicht machen konnten. So kann ein Farbausdruck durchaus sehr kostspielig werden.
Die Hardware selbst ist in den letzten Jahren um ein Vielfaches billiger geworden. So bekommt man heute bereits ab 209 Franken ein High-End-Gerät wie zum Beispiel den Lexmark Z43 in unserer Marktübersicht.
Natürlich gibt es Tintenstrahldrucker schon für weniger, doch lohnt sich die Mehrausgabe für ein etwas teureres Modell fast immer, speziell aber dann, wenn das Gerät für den Büroeinsatz geeignet sein soll. Wir haben in unserer Marktübersicht 18 High-End-Drucker im Preisbereich von 209 Franken bis 2060 Franken zusammengestellt.
Wichtig im Alltagsbetrieb ist, dass Textseiten schnell ausgedruckt werden können. Das geht bei allen Tintenstrahldruckern ruck, zuck. Laut Herstellerangaben schafft der Epson Stylus Color 980 in einer Minute 13 Schwarzweisseiten, der Canon Bubble Jet S600 schiebt pro Minute 15 Seiten heraus, und auch der Lexmark Z53 druckt 16 A4-Seiten.
Beim Drucken von Bildern jedoch sind Farbtintenstrahler oft langsam. Doch auch da vermelden die Hersteller Spitzenleistungen von bis zu 12,5 Seiten pro Minute. Dass man jedoch auf einen Fotoprint im A4-Format und Höchstauflösung in den meisten Fällen über zehn Minuten warten muss, verschweigen die meisten.
In Sachen Auflösung hat Epson die Nase vorn. Mit 2880x720 dpi sorgen diese Drucker für laserscharfen Text und Bilder wie aus dem Fotostudio - das verspricht jedenfalls die Werbung. Doch die Konkurrenz schläft nicht und ist bei den meisten Geräten mit einer Auflösung von 2400x1200 vertreten. Super Fotoqualität bieten aber auch die restlichen Printer im High-End-Bereich.
Tintenstrahldrucker kommen im Prinzip mit jeder Art von Papier zurecht. Für hochwertige Grafikausdrucke und insbesondere für den Druck von Fotos bringt beschichtetes Spezialpapier deutlich bessere Ergebnisse; Hochglanz-Fotopapier fühlt sich nicht nur an wie echtes Fotopapier, sondern fixiert die Tintentropfen und ermöglicht so relativ realistische Ergebnisse. So bietet jeder Hersteller sein Spezialpapier an und rät zu dessen Kauf. Teuer ist vor allem das Hochglanzpapier für den Fotodruck. Wer anstelle des Originalpapiers der Druckerhersteller eine Papiersorte von Zweitanbietern kauft, kann Kosten sparen, muss aber auf die Verträglichkeit mit der jeweiligen Tinte achten.
Einem deutschen Marktforschungsinstitut zu Folge sollen die teureren Tintenstrahler sparsamer im Umgang mit der Tinte sein. Das macht sich im Büroeinsatz schnell bemerkbar, denn Ersatz-Tintenkartuschen schlagen mit einem Stückpreis von bis zu 70 Franken zu Buche, wobei meist mehrere zu ersetzen sind. Bereits ab einem Druckvolumen von zwei bis drei Fotoseiten im Monat lohnt sich daher die Mehrausgabe für einen High-End-Printer.
Ob ein Gerät 4-Farb- oder 6-Farb-Tintentanks hat, spielt keine Rolle. Tintenstrahldrucker kommen allesamt mit vier Grundfarben aus, die Cyan-, Magenta-, Gelb- und Schwarz-Tinte enthalten, in manchen Fällen zusätzlich noch mit einem helleren Cyan und Magenta.
Mit einer sinnvollen Innovation wenden sich dagegen Canon und HP an die Sparer unter den Druckerkäufern: Im Gegensatz zu den Modellen anderer Hersteller sind die Tintentanks für jede Farbe einzeln austauschbar. Das spart Kosten, gerade wenn eine bestimmte Farbe besonders häufig zum Einsatz kommt.
Ein weiterer Vorteil vieler teurer Printer gegenüber den Low-End-Geräten ist die Möglichkeit, im A3-Format zu drucken. Braucht man ab und zu einen grossen Print, sollte man sich für einen der Grossformatdrucker entscheiden. Rund die Hälfte der zur Zeit auf dem Markt erhältlichen Modelle ist dazu in der Lage. Einige wenige Bubble Jets können sogar A3+, also randabfallend drucken. Übergrössenspezialist ist eindeutig der BJC 5500 von Canon; er druckt Poster, Pläne und Tabellen bis A2-Format, nötigenfalls auch auf Endlospapier.
Alle Tintenstrahldrucker in unserer Übersicht verfügen über einen Papierschacht von 100 Blatt, einige davon sind für 150 Blatt ausgestattet. Darüber hinaus sind die Printer der 2000er-Serie von HP auf 500 Blatt erweiterbar. Einige Modelle sind auch mit einer Duplexeinheit erhältlich.
Ein weiteres Feature, das die teuren den billigen Druckern voraus haben, ist ihre LAN-Fähigkeit. Für den Einsatz im Büro ist es sicher sinnvoll, einen Printer zu erwerben, der ins Netzwerk eingebunden werden kann, um ihn so für mehrere Mitarbeiter nutzbar zu machen. Rund die Hälfte der Drucker in unserer Marktübersicht sind LAN-fähig. Noch ein Grund einen High-End-Printer zu kaufen, sind sicher die erweiterten Schnittstellen: Parallel-Ports und USB sind Standard.
Im wesentlichen bestehen zwei Techniken, um bunte Tinte auf Papier zu versprühen.
Bei der Bubble-Jet-Technik wird durch ein winziges Heizelement in unmittelbarer Nähe der Düse Tinte zum Verdampfen gebracht. Mit jedem Heizimpuls entsteht im Druckkopf eine Dampfblase und gleichzeitig ein Überdruck in der Düsenkammer. Dies bewirkt den Ausstoss von Tintentröpfchen aus den Mikro-Öffnungen der Druckdüse. Jedes Gasbläschen muss in sich zusammengefallen sein, ehe ein neues gebildet wird. Anschliessend kondensiert das Gas und saugt neue Tinte nach.
Canon und Hewlett-Packard entwickelten unabhängig voneinander dieses Verfahren weiter. Dabei hat Canon mit P-POP (Plain Paper Optimized Printing) eine neue Fototinte entwickelt, die den fotorealistischen Druck selbst auf Normalpapier und minderen Papierqualitäten ermöglichen soll. Bevor der Printer einen Tintentropfen abgibt, sprüht er auf denselben Punkt einen Mikrotropfen Ink Optimizer. Dadurch wird die Papieroberfläche versiegelt, was einen wasserfesten Druck auf Normalpapier ermöglicht.
Die zweite Technik ist das Piezo-Verfahren, das 1977 von Siemens entwickelt wurde. Beim Piezo-Drucker wird ein kleines Keramikstück (Piezo-Kristall) blitzartig beim Anlegen von Strom verformt. Es drückt gegen eine Pumpmembrane, welche den Überdruck im Tintenkanal bewirkt. Dadurch wird der Tintentropfen aus der Druckdüse auf das Papier ausgestossen. Die Grösse der Tintentropfen wie auch die Dosierung sind bei diesem Verfahren immer gleich. Ein leichter Unterdruck in der Düsenkammer verhindert ein Austreten von Tinte im Ruhezustand. Heute steht die Piezo-Technologie für die Produkte der Firma Epson.
Epson, die diese Technologie einsetzt, ist es gelungen, mit "Ultra MicroDot" die Tintentröpfchen nochmals zu verkleinern, so dass eine Auflösung von 2880x720 dpi erreicht wird.