Editorial

Software-Aktivierungen sind kontraproduktiv


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/09

     

Was den Anfang mit Betriebssystemen wie Windows XP genommen hat, wird nun immer häufiger auch in normaler Applikationssoftware genutzt. Die Rede ist von Software-Aktivierungs-Mechanismen. Firmen wie Symantec, Adobe oder Macromedia haben ihre neuen Produkte in den letzten Jahren vermehrt mit einem Aktivierungszwang ausgestattet. Nach der Installation der Originalsoftware muss der Anwender diese erst freischalten, bevor er sie nutzen kann. Das geschieht meist via Internet oder per Telefonanruf.
Der Sinn und Zweck von Software-Aktivierungen ist eindeutig. Hersteller möchten verhindern, dass ihre teuer entwickelte Applikationen ohne gültige Lizenzen genutzt werden. Eigentlich ein völlig legitimes Vorgehen, um im Kampf gegen illegale Software verlorenen Umsatz wieder zurückzugewinnen. Doch erreichen die Hersteller ihr Ziel wirklich? Ich denke nicht, denn nicht selten kommt es vor, dass noch am Tag der Software-Veröffentlichung auch gleich ein Crack verfügbar wird, der die Aktivierung aushebelt. Anwender die für Software nicht bezahlen möchten, benutzen einfach einen solchen Crack. Der Zugang dazu ist erschreckend einfach.






Ich glaube sogar, dass Software-Aktivierungen kontraproduktiv sind und vor allem Benutzer und Firmen verärgern, die für die Software bezahlen. Bei den Unternehmen sind vor allem KMUs betroffen, denn für Grossfirmen gibt es meist spezielle Enterprise-Lizenzen, die nicht aktiviert werden müssen. Software-Aktivierungen benötigen vom Anwender Zeit und führen nicht selten zu technischen Problemen. Letztere können schnell einmal dazu führen, dass der Anwender die Software überhaupt nicht benutzen kann. Das ist auch mir kürzlich passiert. Nach dem Kauf einer englischen Version von Adobe Acrobat Professional begann eine wahre Installations-Odysee. Die Software liess sich partout nicht aktivieren. Nach einigen Tagen verlor sie immer wieder ihren Aktivierungsstatus. Es folgte ein monatelanges hin und her mit dem Adobe Support, der mir im Endeffekt auch nicht weiterhelfen konnte. Nun sass ich da mit einer nicht funktionierenden Software, die über tausend Schweizer Franken gekostet hatte. Solche und ähnliche Geschichten von verärgerten Benutzern finden sich in vielen Internet-Foren. Nachdem die Software auch nach unzähligen Supportstunden nicht funktionieren wollte, machte ich zu Hause auf einem isolierten System den Test mit einem Crack. Innert weniger Minuten wurde ich fündig und es funktionierte alles auf Anhieb! In solchen Fällen verwundert es mich nicht, wenn Benutzer auf derartige Tricks zurückgreifen.
Aktivierungsmechanismen verhindern illegale Kopien in keiner Weise. Ganz im Gegenteil: Ehrliche Kunden werden durch unnötigen Zeitaufwand verärgert. Auch die Hersteller selber tun sich damit keinen Gefallen, sondern verärgern höchstens die ehrlichen Benutzer. Denn Software wird mit oder ohne Aktivierungs­schutz illegal benutzt.




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