Ein Marktplatz für Fachkräfte
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/09
Heute sind qualifizierte Fachkräfte in Unternehmen Mangelware, insbesondere auch in der Schweizer IT-Branche. Und um die wenigen, die da sind, ist ein regelrechter Wettstreit entbrannt. Sowohl die suchenden Unternehmen, die umworbenen Studenten aber auch die ausbildenden Universitäten sehen sich mit immer grösseren Herausforderungen konfrontiert. Genau hier setzen Peter Vogel und Akin Soysal an.
Im August 2008 gründeten der ETH- und der HSG-Absolvent ihr eigenes Unternehmen, Jobzippers. Jobzippers ist kurz zusammengefasst eine Plattform, die Universitäten, Studierende und Unternehmen miteinander vernetzt und sie einander näher bringt. Als Inspiration dienten den beiden jungen Geschäftsmännern ihre Studienaufenthalte in den USA: «An den dortigen Universitäten haben wir funktionale Career Center kennengelernt», erklärt Jobzippers-CEO Peter Vogel und ergänzt: «Als wir dann in die Schweiz zurückkehrten, stellten wir fest, dass man als Hochschulabsolvent hier im Vergleich zu den USA keinerlei Unterstützung bei der Planung seiner Karriere erhält. Wir waren schlichtweg frustriert.» Laut Vogel wurde man damals quasi ausschliesslich von den bekannten, grossen Recruitern überrannt. Auch die Möglichkeit, sich vorher beispielsweise mit einem Mentor über die eigene Zukunft zu unterhalten, fehlte. Also gründeten die beiden Jobzippers, ein Unternehmen, das heute insgesamt zehn Mitarbeitende beschäftigt.
Jobzippers hilft Studentinnen und Studenten dabei, ihre individuelle Karriere zu gestalten. Sie finden auf der Plattform Portraits von Unternehmen, Vollzeit- und Teilzeitjobs, Praktika- und Trainee-Stellen, Bachelor- oder Masterarbeiten, einen Lebenslaufgenerator und Kontakte zu Mentoren oder Alumni.
«Jobzippers unterstützt aber auch Unternehmen, und zwar um zielgerichtet und grenzüberschreitend die passenden Kandidaten rekrutieren zu können», erklärt Vogel. Damit verdient das Start-up sein Geld. Firmen, die auf der Suche nach Fachkräften sind, können auf Jobzippers ganz konkret Stellen, Praktika oder anderes ausschreiben, erhalten Zugriff auf eine Bewerber-Datenbank mit Lebensläufen von Studierenden und Absolventen, können dank diesem Datenbank-Zugriff zielgerichtete Mailings machen, haben die Möglichkeiten unkompliziert und direkt Events mit Hochschulen zu organisieren, die mit Jobzippers zusammenarbeiten, und können ein Mentoring und/oder Stipendien für Studentinnen und Studenten anbieten.
Eine weitere Einnahmequelle für Jobzippers sind die Universitäten. Sie erhalten ein gebrauchsfertiges Karriereportal und einen Online-Stellenmarkt, die sie im Lizenzmodell in die eigene Website einbinden und auf Wunsch sogar von Jobzippers betreiben lassen können.
Die beiden Jungunternehmer scheinen mit Jobzippers eine Nische gefunden zu haben und ein Bedürfnis zu decken: «Aktuell haben wir mehrere Tausend aktive User auf Jobzippers», erklärt Peter Vogel. Allerdings gibt es noch Potential nach oben, denn durch die AAI-Login-Technologie von Switch haben theoretisch alle an einer Schweizer Universität Immatrikulierten Zugriff auf die Plattform.
Neben den Studierenden haben sich auch bereits über 230 Unternehmen auf Jobzippers registriert und ein Portrait veröffentlicht. Unter ihnen sind auch einige aus der IT-Branche wie Bison, Cisco, Namics oder Unic, um nur einige zu nennen. (Noch) nicht mit dabei sind die ganz grossen Namen wie Microsoft, Apple, Google, HP oder IBM.
Seit seinem Start letztes Jahr hat sich Jobzippers bislang ausschliesslich auf den Schweizer Markt konzentriert. Bislang deswegen, weil die Jungunternehmer noch Grosses vor haben: Jobzippers soll nämlich in Zukunft zu dem zentralen Career Center der europäischen Hochschulen werden. «Nachdem wir die Plattform im Februar 2009 erfolgreich lanciert haben, und uns trotz der Krise erfolgreich im Markt positionieren konnten, sind wir nun auf der Suche nach Investoren», erklärt Peter Vogel. Ihr Kapital soll es Jobzippers ermöglichen, schneller zu skalieren, um das Expansionsziel bald zu erreichen.
Bei Jobzippers beschäftigt man sich aktuell aber nicht nur mit der Investorensuche. Um wachsen zu können, braucht es laut Peter Vogel ebenso die technischen Voraussetzungen. Deshalb investiert man derzeit auch stark in die Technologie der Plattform. «Wir beschäftigen inzwischen sechs Programmierer, um unser System noch schneller vorantreiben zu können und eine saubere Plattform aufzusetzen, die den Ansprüchen aller Parteien genügt. Bei so vielen Anspruchsgruppen, wie wir sie haben, ist das eine extreme Herausforderung.»