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Kranken- und Unfallversicherer effizient bei tieferen Kosten

Anfang Mai hat der IT-Dienstleister Centris den Betrieb der Swiss Health Platform (SHP) bei der SWICA aufgenommen. Gut zweieinhalb Jahre nach dem kleinen Krankenversicherer Xundheit wurde damit ein grosser, komplexer Kranken- und Unfallversicherer auf die SHP migriert.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/09

     

Seit 2007 betreibt die solothurnische Centris AG unter der Marke Swiss Health Platform (SHP) eine moderne Gesamtlösung für Kranken- und Unfallversicherer. Zwar ist SWICA erst der zweite Kunde der Centris, der auf die Plattform migriert wurde. Mit der Integration der Unfallversicherung, des gesamten Workflows und eines Data Warehouse konnte jedoch gleichzeitig die Produktentwicklung für die Erweiterung der SHP erfolgreich abgeschlossen werden, so dass nun auch weitere Kunden der Centris rasch auf die Plattform wechseln können.


Mit der Swiss Health Platform entstand eine der ersten grossen serviceorientierten Architekturen (SOA) der Schweiz mit einem fortschrittlichen, virtualisierten Infrastrukturmanagement und dem Abruf von IT-Services nach Bedarf. Die Architektur wird den Anforderungen des Marktes gerecht, indem sie sich an den Geschäftsprozessen der Versicherer ausrichtet, die Integration neuer Services vereinfacht und die Betriebskosten senkt.


Hinter der Swiss Health Platform stehen die Centris als Generalunternehmerin, das IT-Beratungs- und -Dienstleistungsunternehmen CSC, der Softwareanbieter Adcubum und der Hardwarelieferant HP. Von der Schweizer Firma Adcubum stammt der Kern der SHP, die Standardsoftware für Versicherungen adcubum Syrius, die in Zusammenarbeit mit Centris und CSC zu Syrius ASE (Application Server Edition) weiterentwickelt wurde, einer stark erweiterten und auf einer neuen Architektur basierenden Version.



Einer der grössten Schweizer Kranken- und Unfallversicherer

Mit rund 1400 Mitarbeitenden an über 60 Standorten ist SWICA einer der grössten Kranken- und Unfallversicherer der Schweiz. Das Unternehmen betreut über eine Million Privat- und mehr als 25 000 Firmenkunden. Weil das Angebot von SWICA sowohl Kranken- und Unfall- als auch Lohnausfallversicherungen umfasst, musste die Funktionalität der Swiss Health Platform erheblich erweitert werden: Die Luzerner Xundheit, der erste Kunde der SHP, ist eine reine Krankenversicherung und versicherte zum Zeitpunkt des Wechsels auf die Plattform rund 40 000 Privatpersonen. Vertreter von SWICA waren deshalb von Anfang an in die Entwicklung der Swiss Health Platform involviert. Mit der Integration der Unfallversicherung in die Software wurde gleich nach der Migration der Xundheit begonnen.


Im Verlauf des Projekts zeigte sich, wie stark die Systeme von SWICA miteinander vernetzt waren – eine für Versicherer typische Situation, die zu zahlreichen Change Requests, also zusätzlichen, ursprünglich nicht geplanten Funktionalitäten führte. Centris führte unter Einbezug von Adcubum und SWICA einen strengen Change-Prozess ein und stellte damit sicher, dass Änderungswünsche vor der Umsetzung von allen Seiten beurteilt wurden. Dieser Ablauf hat sich sehr bewährt; unliebsame Überraschungen konnten dadurch verhindert werden.


Datenkonsolidierung und intensive Testphase

Eine weitere Erschwernis ergab sich dadurch, dass SWICA für die Unfall- und die Krankenversicherung zwei unabhängige Applikationen eingesetzt hatte. Das hatte dazu geführt, dass manche Kunden, vor allem Firmen, mehrfach erfasst waren, zum Beispiel mit einem Lohnausfall-, einem Unfallversicherungs- und mit einem Krankenpflegevertrag. Dieser Umstand machte vor der Migration eine aufwendige Datenkonsolidierung mit speziellen Programmen erforderlich.


Um Pannen bei der Einführung auszuschliessen, wurde über Monate hinweg ausgiebig getestet und der Tagesbetrieb mit zahlreichen Anwendern und konkreten Systemverarbeitungen simuliert. Bereits seit Sommer 2009 wurden in diesen Betriebssimulationen im Wochenrhythmus Daten ins neue System eingegeben und auf die Funktionsfähigkeit im Tagesgeschäft geprüft. Diese intensive Testphase zahlte sich aus: Der Umstieg auf die Swiss Health Platform erfolgte am 3. Mai 2010 ohne Probleme. In einem einzigen Schritt wurde SWICA innerhalb von fünf Tagen in das neue System überführt und war vom ersten Tag an voll funktionsfähig. Alle Daten waren vollständig und rasch abrufbereit; bis heute sind keine Probleme aufgetreten.



Effizientes Tagesgeschäft, hohe Innovationskraft

SWICA betreibt heute auf der Swiss Health Platform das gesamte Backoffice: die Vertragsverwaltung, die Leistungsabrechnung, sämtliche In-/Exkassoabläufe mit Schnittstellen zur Buchhaltung und zum Betreibungssystem, die Pflege der Kundenbeziehungen und nicht zuletzt das gesamte Dokumenten-Management. Die SHP hat dabei die Abläufe im Tagesgeschäft von SWICA erheblich vereinfacht. Im Wesentlichen ist diese Effizienzsteigerung auf Automatismen und die systemübergreifende Workflow-Unterstützung zurückzuführen, die mehrere Systeme online verbinden und das eigentliche Arbeitssystem für die Anwender darstellen.


So wurde beispielsweise die elektronische Rechnungsprüfung Sumex an Syrius angebunden. Die Leistungsabrechnungen werden nun von den Anwendern mittels eines einzigen Workflows über diese beiden Systeme hinweg überwacht und gesteuert. Während früher die Rechnung in Sumex und die Deckung im Backoffice geprüft werden musste, kann der Sachbearbeiter heute alle Punkte in einem einzigen Prozess abhaken.


Mit der alten Applikation IRIS musste der SWICA-Sachbearbeiter bis zu fünf verschiedene Masken abrufen, um Informationen zu einem Versicherten zusammenzutragen. Heute stellt ihm eine neu entwickelte Auskunftsmaske alle Angaben wie Name und Adresse des Versicherten, seine Zahlungsverbindung, die Verträge und Deckungen, allfällige individuelle Prämienverbilligungen oder die bezahlten Kostenbeteiligungen im laufenden Jahr auf Knopfdruck zur Verfügung.


Die hochgradige Parametrisierbarkeit der Kernapplikation Syrius führt zu einem weiteren und direkt wettbewerbsrelevanten Vorteil: Sie bietet eine bisher unerreichte Flexibilität bei der Lancierung neuer Produkte. Die gängigen Hostapplikationen lassen nämlich nur vier oder fünf prämienrelevante Kriterien wie Alter und Geschlecht zu; die Berücksichtigung eines weiteren Faktors erforderte einen erheblichen Programmieraufwand. Die heutige Möglichkeit, eine beliebige Anzahl von Parametern aufzunehmen, senkt einerseits die Kosten, anderseits aber auch die Zeit bis zur Einführung eines neuen Produkts.


Zwei Drittel weniger Investitionskosten

Aus Sicht der SWICA besonders erfreulich ist das sehr gute Kosten-Nutzen-Verhältnis der neuen Gesamtlösung. Selbst wenn interne und externe Kosten addiert werden, dürften die Investitionen anderer Krankenversicherer für vergleichbare Lösungen zwei- bis dreimal so hoch liegen. Die tiefen Kosten ergeben sich aus dem „Shared-Services-Modell“ der SHP: Die Kunden beteiligen sich an der Vorfinanzierung einer gemeinsamen Standard-Plattform, ohne dabei an Individualität einbüssen zu müssen. Durch die Nutzung von Synergien zwischen Integrations- und Betriebsprojekten sowie konsequente Minimierung von Doppelspurigkeiten entstehen für alle Beteiligten niedrigere Ausgaben für Investition und Betrieb.



Erweiterungen für Frontoffice geplant

Nach der mittlerweile abgeschlossenen Integration des Backoffices plant Centris eine Weiterentwicklung der SHP in Richtung Frontoffice. Die integrierte und durchgängige IT-Unterstützung von Front- und Backoffice entspricht einem wichtigen Bedürfnis des Marktes. Das SHP CRM wird als Modul für das Kunden- und Partner¬management im Privatkunden- und Firmenkundengeschäft entwickelt und unterstützt in Zukunft den Gesamtprozess von der Klärung des Potenzials bis zur Policierung.


Für direkte Online-Mutationen bzw. Online-Services für Privat- und Firmenkunden befindet zudem das Modul SHP Online Services im Aufbau. Durch die Verknüpfung mit dem CRM-System wird es den Kranken- und Unfallversicherern unter anderem zu einem effizienteren Kampagnen- und Offertmanagement verhelfen und zum Beispiel eine elektronische Lohnsummenmeldung ermöglichen. Weitere zukünftige Erweiterungen könnten den Leistungsbereich für das Fallpauschalensystem SwissDRG und für die Zusammenarbeit mit Leistungserbringern umfassen.


Über die Centris AG
Die Centris AG zählt zu den führenden Dienstleistern für modulare IT-Lösungen im Schweizer Markt der Kranken- und Unfallversicherer und ist eine der grössten Arbeitgeberinnen der Stadt Solothurn. Im 2002 aus der Stiftung reso hervorgegangen, welche ihren Ursprung im Jahr 1947 hat, verwaltet das Unternehmen heute die Daten von rund 1,5 Millionen Versicherten in der ganzen Schweiz. Zu den Kunden der Centris zählen unter anderem SWICA, Innova, Aquilana, Allianz Suisse, Die Mobiliar und die Vaudoise Versicherungen. Im Jahr 2009 erwirtschafteten die rund 160 Mitarbeitenden einen Umsatz von 45,2 Millionen Franken. Insgesamt arbeiten auf Kundenseite rund 4500 Anwender mit den Systemen der Centris, auf denen sie pro Jahr mehr als 350 Millionen Transaktionen tätigen.




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