Wenn Sharepoint nicht in Frage kommt
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/06
Auch wenn mit Sharepoint 2010 alleine keine Enterprise-2.0-Kultur eingeführt werden kann (siehe Artikel auf Seite 35), ist die Software heute als Kollaborationsplattform im Unternehmen vielfach erste Wahl. Gerade für kleinere beziehungsweise aufstrebende Unternehmen soll sich Sharepoint jedoch nur bedingt eignen. Dies jedenfalls ist auf der Site www.sharepointalternative.com nachzulesen. Bemängelt werden vor allem vier Punkte. Erstens die hohen Setup-Kosten. Die On-Premise-Installation eines Sharepoint- Servers belaufen sich demnach auf 4000 Dollar, hinzukommen die Kos-ten für Experten, welche den Server aufsetzen und unterhalten sowie die Mitarbeiter schulen. Zweitens wird die Tatsache genannt, dass Sharepoint sich am besten mit Produkten der Microsoft-Familie integrieren lässt. In Umgebungen, wo mit Macs, Linux-Systemen oder alternativen Browsern gearbeitet wird, könnten durch den Sharepoint-Einsatz Probleme entstehen. Drittens wird als Schwachpunkt genannt, dass die Microsoft-Lösung keine Mail-Funktionalität bietet und für die E-Mail-Kommunikation auf zusätzliche Systeme ausgewichen werden muss. Und viertens schliesslich wird bemängelt, dass im Bereich Training und Support Unzulänglichkeiten bestehen und Microsoft beispielsweise die Zahl der eingehenden Service-Anfragen nicht bewältigen könne.
Wer sich also vor der Microsoft-Software scheut – sei dies aufgrund der hohen Kosten, abweichenden Vorstellungen bezüglich Funktionalität und Support oder schlichter Antipathie gegenüber Microsoft – findet jedoch auch Alternativen zur Lösung. Sechs solche Alternativen stellen wir an dieser Stelle kurz vor.
Bei Alfresco, aktuell in der Version 3.3 erhältlich, handelt es sich um eine freie Alternative zu Sharepoint auf Basis von Java. Die Lösung bietet Enterprise Content Management, Dokumenten-Management, Web Content Management, Collaboration, Records Management und Image Management und soll sich vor allem durch Benutzerfreundlichkeit, hohe Entwickler- und Administratoren-Produktivität, Best-Practice-Ansätze, fortschrittliche Such- und Knowledge-Management-Funktionen und eine verteilte Architektur auszeichnen. Die Lösung unterstützt Microsofts Sharepoint-Protokoll, so dass Microsoft-Office-Anwendungen über dieses Protokoll mit dem Alfresco-Server kommunizieren können. Zur (kostenpflichtigen) Enteprise Edition gehört zudem Alfresco Share, mit dem Teams gemeinsam an Dokumenten arbeiten können, genauso wie Web-2.0-Funktionen wie Blogs und Wikis unterstützt werden.
Der Schwerpunkt der modularen Lösung Docuportal liegt auf dem Bereich Dokumentenmanagement. So finden sich diverse Funktionen zur (strukturierten) Ablage und zum Abruf von Inhalten. Docuportal kann aber auch als Grundlage für die Zusammenarbeit von Teams, Abteilungen und Aussenstellen genutzt werden. Beispielsweise ist es möglich, Beteiligte sofort über neue oder geänderte Inhalte zu informieren oder Diskussionen bezüglich Inhalten zu führen. Dank dem vollständigen Zugriff via Browser und flexiblen Berechtigungen können ausserdem auch Kunden, Partner und Lieferanten eingebunden werden. Zudem integriert sich Docuportal in das Windows-Dateisys-tem und ist somit in der Lage, mit praktisch jeder installierten Software zusammenzuarbeiten.
Die Kollaborationsplattform Hyperoffice wird als Software as a Service (SaaS) angeboten und richtet sich an kleinere Unternehmen. Dank dem SaaS-Modell würden lange Implementations-zeiten sowie eine aufwändige IT-Infrastruktur und Expertise für den Unterhalt entfallen. Die Lösung erlaubt es Arbeitsgruppen, über den Browser auf gemeinsame Dokumente zuzugreifen. Die Ajax-Oberfläche verspricht schnellen Zugriff auf die wichtigsten Funktionen wie Kalender, Dokumente, Kontakte, Aufgaben, Links und Notizen. Der Kalender beispielsweise kann mit Outlook synchronisiert werden, ein E-Mail-System wird geboten, und als Add-ons sind Web-Conferencing-Funktionen oder Mobile-Applikationen erhältlich.
Die Portal-Lösung Liferay basiert ebenfalls auf Open Source und bietet Content- und Dokumenten-Management inklusive Office-Integration, Web-Publishing sowie Shared Workplaces, Collaboration-Funktionen sowie Social Networking. Die Anwendung basiert auf Java und wird über den Browser bedient. Unter anderem wird sichere Authentifizierung und Rollen-basierte Autorisierung über Single Sign-on geboten, Seiten können personalisiert werden, und Benutzer können Webelemente mittels Drag&Drop anordnen. Zudem ist der automatische Upload von Dateien mittels WebDAV möglich. Insgesamt sollen über 60 Tools Out-of-the-Box für Liferay zur Verfügung stehen.
Als Web-2.0-Dokumentenmanagement- und -Collaboration-Lösung wird O3Spaces angepriesen. Für den Anwender werden drei Zugangspunkte zu O3Spaces geboten – via Browser über eine Ajax-Oberfläche, über einen Desktop-Client oder über Office-Suite- und E-Mail-Plug-ins. Zu den Funktionen gehört etwa Versions-Management sowie automatisches Check-in/Check-out für Dokumente. Ausserdem ist nebst vielem mehr das Tagging von Dokumenten möglich, das Dokumenten-Repository kann dank WebDAV-Protokoll oder Opensearch-Spezifikationen auch von extern etwa via Portale durchsucht und genutzt werden, und jeder Workspace kommt mit integriertem Wiki, was es einfach machen soll, Informationen zu teilen.
Intrexx lautet der Name der Portalsoftware von United Planet, welche jüngst in der Version 5 erschienen ist und die neu unter anderem mobile Unternehmensanwendungen ermöglicht. Ebenfalls neu ist zudem die Version Intrexx Compact für Unternehmen bis zu 25 Mitarbeitern. Herzstück der Suite für die Erstellung und den Betrieb von Web-Anwendungen und Portalen ist der Applikationsdesigner, mit dem Web-Apps über ein grafisches Interface erstellt werden können. Auch Workflows werden per Mausklick erstellt, und Informationen aus dem Portal können über Web Services anderen Anwendungen zur Verfügung gestellt werden. Mittels Adapter erlaubt es die modulare Lösung ausserdem, Microsoft Office oder auch ERP-Daten zu integrieren.
(mw)