Stabiles Hoch bei Thin Clients
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/05
Bereits vor Jahresfrist stellten wir fest, dass Thin Clients eine eigentliche Renaissance geniessen. Dies gilt umso mehr, als sich virtualisierte Desktop-Umgebungen zunehmend ausbreiten, nicht zuletzt dank immer besserer Basis-Software wie View von VMware oder den Citrix-Lösungen Xendesktop und Xenapp. Natürlich kann man virtualisierte Desktops auch auf herkömmlichen PCs fahren – aber wieso? Ein Thin Client bringt neben einer deutlichen Stromersparnis – manche Modelle verbrauchen im Betrieb kaum mehr Energie wie ein PC im Standby-Modus – auch klare Sicherheitsvorteile, da er ohne lokale Laufwerke auskommt. Und wie die Tabelle zeigt, bieten Thin Clients heute ansprechende Bildschirmauflösungen. Einige erlauben sogar den parallelen Betrieb von zwei oder – über eine optionale zweite Grafikkarte – vier Monitoren. Damit dürften auch anspruchsvolle Bedürfnisse hinsichtlich Screen Real Estate, wie sie zum Beispiel in der Trading-Abteilung einer Bank vorkommen, abgedeckt sein.
Nach wie vor nicht besonders geeignet sind Thin Clients für stark grafikintensive Anwendungen, die von einer mächtigen GPU profitieren; dazu sind die integrierten Grafiksub-systeme der gängigen Thin-Client-Geräte denn doch zu wenig potent, auch wenn die Server- und Netzwerkleistung mittlerweile auch solchen Anforderungen zu genügen vermag.
Den Punkt «Audio-Support» haben wir diesmal übrigens weggelassen; alle Modelle verfügen über Audio-Ein- und -Ausgänge.
In den letzten zwölf Monaten hat sich auf dem Thin-Client-Markt wenig geändert. Als einziger Neueintritt ist der PC-Hersteller Acer zu verzeichnen – aber die beiden im Februar eingeführten Modelle Veriton N260G und N270G, die auf Acer-Hardware und Igel-Firmware basieren, sind in der Schweiz nicht erhältlich. Acer äussert sich nicht dazu, ob diese Geräte künftig auch auf den Schweizer Markt kommen sollen.
Ansonsten bietet ein Grossteil der Hersteller nach wie vor sowohl Windows- als auch Linux-basierte Thin Clients an, einige weitere konzentrieren sich auf Linux-Geräte, und Wyse propagiert nach wie vor sein eigenes ThinOS. Bei einigen Windows-Modellen fällt auf, dass als lokaler Webbrowser nach wie vor Internet Explorer 6 integriert ist – für moderne Webanwendungen eigentlich ein völlig unakzeptabler Technologiestand, aber in der Praxis relativ unbedeutend, da bei einem virtualisierten Desktop der Browser wie alle Software ohnehin vom Server geliefert wird. Dennoch: Die Linux-Fraktion ist mit Firefox 3.6 meist aktueller ausgestattet.
Neben den klassischen Thin Clients, die sich auf Basis des integrierten Betriebssystems und eines ebenfalls integrierten ICA- oder RDP- oder eines vom Server gelieferten Clients einer Desktopvirtualisierungslösung sowohl fürs klassische Thin Computing als auch für die komplette Desktopvirtualisierung eignen, haben wir auch zwei Ultrathin-Clients in die Übersicht aufgenommen.
Den X550 Kit von NComputing könnte man als «Einstiegs-Komplettlösung für die Desktop-Virtualisierung» sehen – als Server dient ein gewöhnlicher PC, der den Client-Stationen nicht nur sein Betriebssystem und die installierten Applikationen, sondern via Power-over-Ethernet auch gleich die Energie zur Verfügung stellt. Angeschlossen werden die Client-Stationen an eine spezielle, im Kit enthaltene PCI-Karte. Die Clients selbst übernehmen eigentlich nur die Anzeige des von der vSpace-Software auf dem PC aufbereiteten Bildschirminhalts und die Übermittlung von Maus- und Tastatureingaben. An einem PC lassen sich so mit einem Kit bis zu fünf Clients betreiben.
Ähnlich, wenn auch auf höherem Niveau, funktioniert das Pano-Logic-System – auch hier dient ein CPU- und speicherloses Gerät vom Prinzip her als KVM-Client, die Server-Software läuft aber nicht auf einem PC, sondern auf einem Server unter VMware ESX/ESXi und unterstützt Windows ab XP bis Windows 7 als virtuelle Desktop-Systeme.
Aus Platzgründen nicht in der Tabelle enthalten ist der Sun Ray 3 Plus Client von Sun Microsystems, ebenfalls ein Ultrathin-Client, der im Back-end den Sun-Ray-Server benötigt und mit einem Smartcard-Reader zum schnellen Session-Sign-in augestattet ist.
(ubi)