Krise virtuell bewältigen
Quelle: Vogel.de

Krise virtuell bewältigen

Die Wirtschaftskrise hat in der Schweiz 37 Prozent der Unternehmen dazu veranlasst, in Virtualisierung zu investieren. Und der Trend soll weitergehen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/05

     

Gründe gegen Virtualisierung

Die weltweite Wirtschaftskrise scheint die Virtualisierung beflügelt zu haben – sowohl im Server- als auch im Desktop-Bereich, wie eine Studie von Vanson Bourne zeigt. Die Marktforscher haben im Auftrag von CA zwischen September und Dezember 2009 550 IT-Leiter und Senior IT Manager aus Unternehmen in 14 europäischen Ländern – darunter auch die Schweiz – zum Thema Virtualisierung befragt. Der Report «Unleashing the Power of Virtualization 2010» zeigt, dass 77 Prozent der Umfrageteilnehmer in der Schweiz Server-Virtualisierung einsetzen oder zumindest planen, die Technologie einzuführen (Europa: 70%). Auch Desktop-Virtualisierung wird in 63 Prozent der befragten Unternehmen in unserem Land verwendet oder ist geplant (Europa: 44%).


Weiter offenbart die Studie, dass sich in der Schweiz 37 Prozent der Firmen auf Grund der Krise für Server-Virtualisierung entschieden haben (Europa: 29%) – bei der Desktop-Virtualisierung sind es immerhin 14 Prozent (Europa: 15%). Ein ähnliches Bild zeichnet der Report «2010 IT Spending and Storage Budgets» der Analysten von IDC. Untersucht wurden hier die Investment-Prioritäten der CIOs für das laufende Jahr. Demnach beurteilen 47,8 Prozent der IT-Leiter die Server-Virtualisierung als vorrangig, immerhin 19,3 Prozent bezeichnen derweil Client-Virtualisierung als prioritär.


Betrachtet man den Implementierungsgrad der Server-Virtualisierung, so geben 41 Prozent der von Vanson Bourne befragten Unternehmen in der Schweiz an, die Technologie komplett implementiert zu haben (Europa: 23%), während 19 Prozent mit der Planung begonnen haben (Europa: 15%). Weniger verbreitet ist die Desktop-Virtualisierung. In Europa haben erst 11 Prozent die Technologie vollständig implementiert, während sich 30 Prozent noch in der Planungsphase befinden. Die Schweiz hebt sich hierbei etwas vom europäischen Durchschnitt ab, haben doch immerhin bereits 32 Prozent Desktop-Virtualisierungslösungen komplett implementiert und 36 Prozent die Planung in Angriff genommen.


Hoffnungen und Hindernisse

Zu den Erwartungen, die Schweizer Unternehmen an Desktop- und Server-Virtualisierung haben, gehören Kosteneinsparungen, die Erhöhung der Service-Level-Reliabilität sowie die Rüstung für den Aufschwung.


Doch auch die Gründe, weshalb sich Firmen gegen Virtualisierung entschieden haben, sind vielfältig und reichen von keiner Priorität, dem Fehlen von Erfolgsgeschichten über zu diverse Systeme im Unternehmen bis hin zu fehlendem Budget und mangelnder Inhouse-Erfahrung sowie den Kosten.


Schwachpunkt Automatisierung

Trotz der zunehmenden Verbreitung von Virtualisierung wissen einige Unternehmen noch nicht, welche Möglichkeiten ihnen die neue Technologie abgesehen von der Kostensenkung bietet. Bjarne Rasmussen, Chief Technology Officer & Senior Vice President EMEA von CA, erklärt: «Nach unseren Erfahrungen nutzen Unternehmen die Virtualisierung bereits zur Kostensenkung in den Rechenzentren. Allerdings wissen sie nach eigener Aussage noch nicht, wie sich virtualisierte Umgebungen automatisieren, verwalten und sichern lassen. Bei diesem Kenntnisstand können die Unternehmen die weit über Kostenersparnis und Server-Konsolidierung hinausgehenden Vorteile der Virtualisierung noch nicht voll und ganz nutzen.»


Oracle kämpft gegen die Unwissenheit, indem der Datenbank-Spezialist die Lösungen immer benutzerfreundlicher macht, erläutert Massimo Castelli, Director Technology Sales Consulting Oracle Schweiz. Im vergangenen August habe man zum Beispiel Oracle VM Templates angekündigt, einen virtuellen Rechner, der vorinstallierte und vorkonfigurierte Enterprise Software enthalte. Michael Schmidt, Country Manager Schweiz bei Citrix, ist derweil überzeugt, dass es das Wichtigste ist, «die IT-Organisationen zu sensibilisieren, auszubilden und Know-how aufzubauen». Dies gelte vor allem für Desktop-Virtualisierung. «Die Umsetzung eines neuen umfassenden Technologiewechsels wie sie die Virtualisierung auf allen Ebenen darstellt, stellt eine Herausforderung für jedes Unternehmen dar», betont Othmar Bienz, Regionalmanager von VMware. Dementsprechend richte VMware das Service-Angebot aus, sei es mit Professional Services oder dem Technical-Account-Manager-Programm. Für Microsoft, so Peter Metz, Product Marketing Manager Windows Server bei Microsoft Schweiz, ist indes eine effiziente Verwaltung «das A und O einer virtuellen Umgebung».



Virtualisierungs-Trends

Virtualisierung ist ein Trend, darüber sind sich die Anbieter einig. Für Citrix steht das Jahr 2010 ganz klar im Zeichen der Desktop-Virtualisierung, so Schmidt. Man habe in einer kürzlich durchgeführten Studie unter 700 CIOs von Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern in Deutschland, USA, Kanada, Grossbritannien und Japan herausgefunden, dass ein Fünftel der Befragten die Desktop-Virtualisierung in diesem Jahr weiter ausbauen will. Und von den Firmen, die bislang noch keine virtuellen Desktops einsetzen, planen 42 Prozent, innerhalb der nächsten zwölf Monate erste Erfahrungen zu sammeln.


VMware konstatiert im Enterprise-Kunden-Segment eine Vertiefung der Server-Virtualisierung. «Der Virtualisierungsgrad wird vorangetrieben, indem vermehrt geschäftskritische Applikationen auf virtualisierte Infrastruktur migriert werden», so Bienz. Weitere Trends seien Desktop- sowie Applikations-Virtualisierung.


Im KMU-Kunden-Bereich stellt VMware derweil eine hohe Zahl von Neueinsteigern fest, die nun die Server-Virtualisierung konsequent angehen. «Ein wesentlicher, ausschlaggebender Grund für KMU-Kunden, in Virtualisierung zu investieren, ist Disaster Recovery beziehungsweise Business Continuity», ist Bienz überzeugt. Zur Unterstützung will VMware die Einführung der Technologie möglichst vereinfachen. Auch Oracle will den Virtualisierungsprozess für Kunden und Partner simplifizieren, um die Technologie für KMU interessanter zu machen. Citrix setzt derweil auf eine Ko-operation mit Microsoft, um «für KMU spezifisch passende Virtualisierungs-Lösungen entwickeln und anbieten zu können». Microsoft sieht derweil im Bereich Server-Virtualisierung vermehrt Bedarf bei KMU, so Metz. Zudem werde Server-Virtualisierung immer mehr zum Standard, «unabhängig von der Grösse der Unternehmung». Im Bereich Applikations-Virtualisierung gehe der Trend indes weg vom Standard-Weg, hin zu benutzerspezifischen Szenarien.

Nicht zuoberst auf der Prioritätenliste steht bei Microsoft hingegen Virtualisierung für Smartphones. Man konzentriere sich nicht darauf und sehe in diesem Bereich zurzeit «keinen entschiedenen Vorteil für unsere Kunden», so Metz. Auch bei Oracle ist Virtualisierung auf Smartphones kein Thema. Gründe dafür nennt Castelli allerdings keine.


Bei Citrix hingegen ist Virtualisierung auf Smartphones «durchaus ein wichtiges Thema», so Schmidt. Durch die rasante Zunahme der Smartphones spüre man eine höhere Nachfrage nach Virtualisierung der Desktop-Systeme. «Je besser wir die Bedürfnisse der mobilen Gesellschaft also abdecken – in Bezug auf grafische Darstellung als auch Geschwindigkeit der Anwendungen auf Smartphones –, desto rascher setzt sich die Desktop-Virtualisierung durch», ist Schmidt überzeugt. Ins selbe Horn bläst man bei VMware. «Wir arbeiten definitiv an der Virtualisierung von Smartphones», betont Bienz. Smartphones seien die nächste Generation von PCs. «Wir wollen es ermöglichen, dass mehrere Profile auf demselben Telefon verwendet werden können», erklärt Bienz. Dann könne man beispielsweise ein Profil für die Arbeit, mit entsprechenden Kontakten und Kalender, sowie ein Profil für den privaten Gebrauch anlegen – und das auf einem Gerät.

(abr)


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