Reiseplanung leicht gemacht
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/03
Eigentlich dürften es die fünf Jungunternehmer Dorian Selz, Felix Hürlimann, Patrice Neff, Toni Birrer und Chris Hauzenberger nach dem erfolgreichen Aufbau der Plattform Local.ch etwas ruhiger angehen lassen. Doch anstatt selbst einmal ausgiebig Urlaub zu machen, beschäftigen sie sich lieber mit einem neuen Webprojekt, das bei der Urlaubsplanung helfen soll: Memonic heisst das Web-basierte Werkzeug, genau gleich wie die im Januar 2009 gegründete Firma der ehemaligen Local.ch-Akteure.
Die Idee für Memonic kam Selz, als er 2006 mit seiner Frau einen Roadtrip entlang der australischen Great Ocean Road von Melbourne nach Adelaide plante. Die Recherche im Internet frustrierte. «Am Ende hatte ich drei Dutzend offene Firefox-Tabs. Die Informationen habe ich problemlos gefunden, musste sie aber mühsam per Copy&Paste in Word-Dokumente einfügen, ausdrucken und mitnehmen», erklärt Selz. Diesen Frust vermeiden soll nun eben Memonic. Dazu muss ein User lediglich das Memonic-Add-on im Browser installieren. Will er sich dann einen Teil einer Webseite merken – die Adresse eines Hotels etwa, oder ein Bild – so markiert er diesen Teil mit der Maus und klickt auf das Memonic-Icon im Browser. Wechselt der Anwender danach auf die Memonic-Webseite, findet er unter seinem Konto sämtliche Informationen wieder. Das Tool ist zudem mit einer Volltextsuche und einer Druckfunktion ausgestattet. Diese empfiehlt Selz denn auch wärmstens. «Wenn man die Informationen nur auf dem Notebook hat und jenes auf die Hutablage im Auto legt, geht entweder das Auto oder das Notebook kaputt», weiss Selz aus eigener Erfahrung zu berichten.
Doch Memonic soll mehr als ein Reiseplanungs-Tool werden. «Wir wollen viel weiter- gehen, als wir heute sind», so Selz. Er habe zum Beispiel einen guten Freund, der Neurologe sei. Wenn dieser in Google oder einer anderen Suchmaschine nach «Neurological Aids» suche, dann erhalte er Millionen Ergebnisse, die sich um den HIV-Virus drehen. Dass «Aids» in der englischen Sprache auch «Hilfe» bedeuten könne, gehe dabei unter. Genau an diesem Punkt will Memonic ansetzen. Wenn der Freund über die Jahre eine Sammlung von persönlichen Informationen zum Thema Aids erstelle, könne er davon dank Memonic einen digitalen Fingerprint machen. «Das ist die Vision unseres Teams – die Vision hinter dem, was wir tun», betont Selz. Angestrebt werde eine Verflüssigung von Informationen. «Heute sind Informationen im Web oder auch auf dem Desktop nur umständlich merkbar und weiterverwendbar. Der Copy&Paste-Mechanismus erinnert etwas an Hammer und Meissel damals bei den Steinplatten. Wir wollen eine einfache Toolbox anbieten, die jedem erlaubt, sein digitales Notizbuch zu führen», erläutert Selz.
Geld verdienen will Memonic mit einem B2C-Service, der Ende Februar oder Anfang März lanciert werden soll. Dieser Bezahl-Service unterscheidet sich durch etwas mehr Funktionalität – beispielsweise mehr Speicherplatz sowie Import- und Exportfunktionen – von der Gratis-Version, die im November 2009 lanciert wurde. Kosten wird der B2C-Service um die 50 Franken pro Jahr. Zudem sei man von einigen Unternehmen aus dem Chemie- und Banken-Sektor angegangen worden, die Forschung betreiben und die «spezielle Collaboration-Bedürfnisse» haben, so Selz. Deshalb arbeitet das Memonic-Team nun an einer spezifischen Version für diese Firmen, welche noch mehr Funktionen als die B2C-Variante haben soll. Weitere Funktionen im Bereich Clipping und die Integration in bestehende Umgebungen stehen ganz oben auf der Prioritätenliste. Auch eine Branded Version schliesst Selz nicht aus. Aber Memonic sei eine sehr kleine Firma, weshalb Interessenten sich noch zwei bis drei Jahre gedulden müssten. «Ausser wir erhalten sehr viel Geld und können unser Team ausbauen», so Selz lachend.