Microsofts siebter Windows-Streich
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2009/11
Viele Volumenlizenzkunden und TechNet- oder MSDN-Abonnenten haben das neue Microsoft-Betriebssystem Windows 7 bereits seit längerem. Sie haben sich bereits mit Fragen der Evaluation und Installation auseinandergesetzt und da und dort mit der Migration begonnen. Seit dem 22. Oktober wird sich nun auch der grosse Rest der PC-Benutzer und Unternehmen intensiv dem Thema Windows 7 annehmen. Swiss IT Magazine liefert in einer mehrteiligen Windows-7-Serie die wichtigsten Informationen.
Bevor wir in diesem ersten Teil zu den Themen Evaluation und Installation kommen, ein kurzer Blick auf das, was Microsoft verspricht: Windows 7 soll energiesparender, ressourcenschonender und schneller sein als die Vorgänger Vista und XP. Damit ist nicht nur die geringere Boot-Zeit gemeint, sondern in erster Linie, dass sich das System für den Benutzer schneller anfühlt, flüssiger ist. Das ist tatsächlich so. Im Desktop-Bereich sind viele Verbesserungen versteckt, Microsoft hat es geschafft «Klicks zu sparen», die Navigation zu vereinfachen. Dann gibt es speziell für Unternehmen natürlich einige spannende Neuerungen wie DirectAccess, AppLocker, BitLocker oder BranchCache. Weitere Details zu den neuen Funktionen und vieles mehr lesen Sie aber im übernächsten Windows-7-Special.
Wie jede Microsoft-Software gibt es auch Windows 7 in den verschiedensten Versionen. Home Basic und Starter spielen eine untergeordnete Rolle, sie gibt es bei uns auch nicht zu kaufen. Für Privatanwender und Unternehmen wirklich relevant sind die Editionen Windows 7 «Home Premium», «Professional» und «Ultimate», beziehungsweise das Ultimate-Pendant für Volumenlizenzkunden «Enterprise».
Home Premium ist, wie der Name schon verrät, die Version für den «normalen» Privatanwender. Etwas Anspruchsvollere werden sich bestimmt die Professional- oder die Ultimate-Version besorgen, da sie einige Zusatzfeatures haben. Ansonsten sind diese Editionen eher für den Unternehmenseinsatz gedacht, wobei die Ultimate-Edition wirklich alle neuen und für grössere Unternehmen interessanten Funktionen enthält. Wer sich diese sichern will, kommt nicht darum herum. Wo genau was drinsteckt, erfahren Sie in der Tabelle «Vergleich der Windows-7-Editionen».
Natürlich sind nicht nur die Features, die man kriegen kann, entscheidend bei der Auswahl eines neuen Betriebssystems. Es kommt auch auf die vorhandene Hardware an. Die minimalen Systemanforderungen von Windows 7 sind gemäss Microsoft ein 1-GHz-Prozessor oder höher, 1 GB RAM (32-Bit) oder 2 GB RAM (64-Bit), 16 GB verfügbarer Festplattenspeicher (32-Bit) oder 20 GB (64-Bit) und ein DirectX-9-Grafikgerät mit WDDM-1.0- oder höherem Treiber.
Damit sind aber erst die Basis-Funktionen abgedeckt. Für verschiedene, zusätzliche Funktionen muss der Rechner einige weitere Hürden nehmen. Für optimale Leistung, bei Spielen, bei der Videowiedergabe und von Programmen sind eine Grafikkarte mit DirectX 10 oder höher sowie mehr RAM empfehlenswert. Der Windows-XP-Modus erfordert zusätzliche 1 GB RAM und 15 GB mehr verfügbaren Festplattenspeicher sowie einen Prozessor, der die Hardwarevirtualisierung mit aktivierter Intel-VT- oder AMD-V-Technologie unterstützt. Für BitLocker ist das Trusted Platform Module (TPM) 1.2 erforderlich. Und: Natürlich funktionieren die neuen Touch-Features von Windows 7 nur mit spezieller Hardware. Diese Liste ist nicht abschliessend. Microsoft stellt mit dem Windows 7 Upgrade Advisor online ein kostenloses Programm zur Verfügung, das das Sys-tem auf seine Leistung hin überprüft und sogar die geeignete Edition vorschlägt.
Windows 7 wird in allen relevanten Editionen durchgängig als 32- oder 64-Bit-Edition angeboten. Als PC-Nutzer oder Unternehmen, die das neue Betriebssystem evaluieren, spielt dieser Faktor auch eine Rolle. Upgrades auf Windows 7 sind beispielsweise nur unter identischen «Bit-Editionen» möglich. Aber welche Vor- und Nachteile gibt es überhaupt? Lohnt sich ein Wechsel von einem bestehenden 32-auf ein 64-Bit-System? Erst eine Entwarnung: Sie müssen sich, wenn Sie eine Windows-7- Retail-Edition erwerben, nicht vor dem Kauf zwischen 32- oder 64-Bit entscheiden, sondern erst bei der Installation.
Grundsätzlich gilt: Man sollte als erstes die Systemarchitektur genauer unter die Lupe nehmen. Es braucht nämlich spezielle Hardware für 64-Bit-Computing. Als erstes natürlich einen Prozessor, der die 64-Bit-Technologie unterstützt. Weiter gilt, dass mit einem 64-Bit-PC mehr Arbeitsspeicher verwaltet werden kann. Sie sind denn auch vor allem etwas für Gamer, Grafiker, Video-Editoren oder starke Multi-Tasker, die viel RAM benötigen. Unterstützt werden 4 GB und mehr. Hat man nicht so viel, lohnt sich ein Umstieg kaum.
Wer ein 64-Bit-System aufbauen will, sollte sich noch über einige weitere Punkte im klaren sein: Eventuell läuft alte Hardware nicht mehr, wenn es vom Hersteller keine 64-Bit-Treiber gibt. Ausserdem wird oft berichtet, dass 32-Bit-Software, die heute noch Standard ist, auf 64-Bit-Systemen etwas langsamer läuft. Noch ist 64-Bit-Software Mangelware: Adobes CS4 nutzt die Vorteile, Microsoft Office noch nicht, erst mit Version 2010 im kommenden Frühling. Der Tip lautet also: Eine flächendeckende 64-Bit-Infrastruktur lohnt sich (noch) nicht, sondern nur dort, wo wirklich viel Arbeitsspeicher genutzt wird.
Nun zur Installation. Anwender von Windows XP müssen grundsätzlich eine Neuinstallation vornehmen. Für Vista-Nutzer gibt es praktische Upgrades, bei denen Daten, Einstellungen und installierte Programme behalten werden. Voraussetzung hier: Man steigt auf eine gleichwertige Edition von Windows 7 um und auf dem Computer ist das Service Pack 1 (SP1) ins-talliert. Details dazu lesen Sie im Artikel «Upgrade oder Neuinstallation» in der letzten Ausgabe Nr. 10 des Swiss IT Magazine (S. 10).
Bei einer Neuinstallation werden, wenn Windows 7 auf einer Partition installiert wird, auf der bereits Windows XP läuft, alle Ordner und Dateien der älteren Windows-Installation in ein Verzeichnis Windows.old verschoben. Vorausgesetzt natürlich, man verzichtet auf ein Formatieren besagter Partition. Um wirklich sicher zu sein, dass alle wichtigen Daten übernommen werden, und um sie dann einfacher ins neue System zu migrieren, empfiehlt sich aber eine andere Art der «Datensicherung», beispielsweise mit der von Microsoft kostenlos zur Verfügung gestellten Software Windows Easy Transfer oder natürlich mit jeglicher anderer Backup-Software. Damit können Benutzerkonten, wichtige Dateien und Ordner, E-Mail-Nachrichten, -Einstellungen und –Kontakte, Fotos, Musik und Videos, die Windows-Einstellungen sowie Programmdateien und -einstellungen «einfach» gesichert und aufs neue System migriert werden.
Während sich Lösungen wie Windows Easy Transfer vor allem für einzelne Rechner eignen, lohnt es sich, in Unternehmen mit vielen Umstellungen auf andere Software zu setzen. Auch hier hat Microsoft eine Lösung im Angebot, das User State Migration Toolkit (USMT) mit dem Workstation Migration Assistant. Mehr Details zu Migration und Deployment gibt es in der nächsten Ausgabe der Windows-7-Serie.
Die eigentliche Installation von Windows 7 unterscheidet sich im Vergleich zur Installation der Vorgängerversionen nur wenig:
? Sobald der Windows-Installations-Assis-tent startet, muss als erstes die Sprache und das Format für Uhrzeit, Währung und Tastatur ausgewählt werden. Erst danach kann man die Neuinstallation starten oder eine vorherige Windows-7-Installation reparieren.
? Bei der Auswahl, wohin man Windows 7 installieren will, lassen sich bestehende Partionen löschen, formatieren oder erweitern.
? Der 25-stellige Windows-Produktschlüssel (Product Key) muss während der Installation eingegeben werden. Diesen Schritt kann man überspringen und die Installation trotzdem abschliessen, allerdings muss Windows 7 dann innert 30 Tagen aktiviert werden.
? Befindet sich während der Installation in der Nähe ein verfügbares WLAN, so kann man sich bereits dann damit verbinden. Zusätzlich wird gleich zwischen Heim-, Arbeitsplatz- oder öffentliches Netzwerk ausgewählt.
Ein Upgrade von Windows Vista auf Windows 7 erfolgt ganz ähnlich wie die Neuinstallation. Die Unterschiede sind gering. Die Ins-tallation beginnt in der Regel im hochgefahrenen Zustand, also direkt aus Windows Vista heraus. Windows überprüft vorher noch, ob ein problemloses Upgrade auf Windows 7 durchgeführt werden kann. Und: Es können noch vor der Installation wichtige Updates dafür aus dem Internet hinzugefügt werden.
Viele Netbook-Besitzer, die sich vor kurzem ein Gerät gekauft haben, möchten eventuell auch auf das angeblich sehr strom- und ressourcensparende Windows 7 umsteigen. Nur fehlt bei einigen Geräten ein DVD-Laufwerk. Kein Problem meint Microsoft: Windows 7 lässt sich auch mit einem USB-Stick installieren. Die Software dazu heisst Windows 7 USB/DVD Download Tool und ist kostenlos. Der erste Schritt ist, sich Windows 7 entweder gleich direkt als ISO-Datei bei Microsoft zu kaufen und herunterzuladen oder sich selber eine ISO zu erstellen. Diese wird dann vom angesprochenen Tool zum USB-Stick kopiert und das Gerät gleichzeitig Boot-fähig gemacht. Dazu benötigt man einige, wenige Schritte. Die Ins-tallation erfolgt dann so, wie wenn man eine DVD eingelegt hätte.
Für die Installation via USB-Stick muss das BIOS des PC das Booten via USB-Stick unterstützen und der USB-Stick, auf den die Kopie von Windows 7 kommen soll, mindestens 4 GB Speicherplatz bieten. Weiter gilt es zu beachten, dass das Tool nur auf Systemen mit mindestens Windows XP SP2 und dem .NET Framework 2.0 oder höher läuft.
(mv)