Uni-Abgänger sind reine Theoretiker, wird oft gesagt. Stimmt das?
Ja, und so sollte es auch sein. Eine Universität muss den Schwerpunkt in Forschung und Lehre auf Theorie legen. Denn ohne Theorie hat die Praxis kein Fundament. Trotzdem: Auch «reine Theoretiker» können sich später durchaus in der Praxis bewähren.
Wie ist das Informatikstudium heute aufgebaut?
Mit dem Wechsel auf das Bologna-System ist auch das Informatikstudium in Bachelor- und Masterstudium unterteilt. Es besteht eine breite Palette an Fachrichtungen, von Theoretischer Informatik bis zur Wirtschaftsinformatik, wobei sich die einzelnen Universitäten auf unterschiedliche Gebiete spezialisiert haben.
Hält die Forschung mit der Praxis Schritt?
Wenn man sich die Entwicklung der Informatik anschaut, so kommen viele der grundlegenden Ideen aus der Forschung, relationale Datenbanken oder Unix beispielsweise. Auch Google wurde als Spinn-Off einer Universität gegründet. Andererseits sind einige der erfolgreichsten Firmen in der IT durch Studienabbrecher wie Steve Jobs oder Bill Gates gegründet worden.
In welchen Gebieten hat sich in der IT in den letzten Jahren am meisten verändert?
Auf den Gebieten Internet und Mobile Kommunikation hat sich in den letzten Jahren sicher am meisten getan. Die Auswirkungen aufs Studium sind vielfältig, von Professoren, die Ihre Vorlesung als Podcast anbieten, zu Studierenden, die nicht mehr in die Bibliothek gehen, weil heute fast alle relevanten Quellen online sind.
Bleiben Informatiker/innen nach dem Studium der Informatik treu?
Die meisten Abgänger arbeiten nach dem Studium in der IT-Branche, und bis vor kurzem konnte man sich mit dem Abschluss den Arbeitsplatz beinahe aussuchen. Man hat zur Zeit als Informatiker/in vermutlich bessere Chancen als als Investmentbanker.
Welche spezifischen Fähigkeiten braucht es für ein Informatikstudium?
Für ein Informatikstudium sind sicher Freude an der Technik und analytisches Verständnis entscheidend. Als Erfolgsfaktor im Beruf wird vermutlich die Fähigkeit zur Kommunikation mit Nicht-Informatikern eher unterschätzt.
Worum geht es in Ihrer Dissertation und was hat Sie zu dem Thema motiviert?
Es geht um die Sicherheit des Einsatzes von RFID (Funkchips) in Lieferketten. Die Motivation für mein Doktorat lag an der Möglichkeit zur selbstständigen Forschung und an der Freude der Arbeit mit Studierenden. Apropos Theorie und Praxis: Aktuell bin ich auf der Suche nach Praxispartnern für meine Dissertation und man darf sich diesbezüglich gerne bei mir melden.