Es ist ein bemerkenswerter Fall, der sich im Kanton Obwalden abgespielt und landesweit für Schlagzeilen gesorgt hat – die Insolvenz des Sarner Druck- und Medienunternehmens Abächerli Media mit rund 30 Mitarbeitenden. Bemerkenswert dabei ist weniger die Zahlungsunfähigkeit. Dass Schweizer KMU Konkurs gehen, kommt vor – gerade in der Branche, in der sich Abächerli Media bewegt hat. Bemerkenswert ist hingegen die Schuldzuweisung.
Abächerli Media lässt nämlich wenig Zweifel daran, wer die Hauptschuld am eigenen Niedergang trägt: Der ehemalige IT-Dienstleister. In einer Stellungnahme auf der Website des Unternehmens heisst es wörtlich: «Das Ende der Firma ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass unser ehemaliger externer IT-Dienstleister im Juni 2022 versehentlich sämtliche Daten und Applikationen auf unseren Servern sowie die Backups gelöscht hat. Es gelang in der Folge nicht, die Daten wiederherzustellen. Die Firma war während rund zehn Wochen ohne ERP-System. Das komplette IT-System musste damals von Null an neu aufgebaut werden. Dies führte zu erheblichen Umsatzausfällen, was massive Auswirkungen auf die Liquidität zur Folge hatte. Der entstandene Schaden wurde auf mehr als 750’000 Franken geschätzt. Die Versicherung des Verursachers hat aber nur einen Bruchteil davon übernommen. «Unsere Firma hat sich von diesem Fiasko nicht mehr erholt.»
Der Fehler – ohne zu wissen, wo genau er passiert ist – und der daraus resultierende Konkurs sind natürlich tragisch. Allerdings, so scheint es, machen es sich die Verantwortlichen mit der Schuldzuweisung doch etwas gar einfach. Natürlich holt man sich einen IT-Dienstleister nicht zuletzt darum ins Haus, weil man sich nicht selbst um die IT-Infrastruktur kümmern möchte. Das bedeutet aber nicht, dass man sich auch sämtliche Fragen rund ums Thema IT vom Hals schafft. Das Festlegen der eigenen IT-Strategie komplett einem Dienstleister zu überlassen, ist brandgefährlich und bringt eine ohnehin schon hohe Abhängigkeit auf ein Level, das kaum zu verantworten ist. Und zu einer IT-Strategie gehören nun mal auch Fragen nach Redundanz und nach Backup-Prinzipien. Sicher, um hier die richtigen Fragen zu stellen, ist ein grundlegendes Verständnis von IT-Landschaften und -Prinzipien nötig – was aber von einem Druck- und Medienunternehmen erwartet werden kann. Die Tatsache, dass die Versicherung des Verursachers nicht gezahlt hat, legt zumindest die Vermutung nahe, dass an irgendeinem Punkt fahrlässig gehandelt wurde.
IT ist heute zentral für praktisch jedes Unternehmen, entsprechend tut man gut daran, sie seinem IT-Dienstleisters des Vertrauens in die Hand zu geben. Dabei sollte man allerdings bedenken, dass bei einem gravierenden Versäumnis dieses Dienstleisters in erster Linie man selbst leidet, was der Fall in Obwalden eindrücklich zeigt. Denn während der Kunde aufgrund eines Fehlers des IT-Lieferanten verschwindet, kann man davon ausgehen, dass dieser seinen Geschäften weiter nachgehen kann. Man tut also gut daran, die Arbeit seines IT-Lieferanten im Auge zu behalten und kritisch zu hinterfragen, anstatt ihm blind zu vertrauen. Denn Sie wissen ja, Vertrauen ist gut, Kontrolle…
(mw)