Schweizer Arbeitgeber zahlen IT-Fachkräften hohe Gehälter – das belegt die aktuelle Gehaltsübersicht 2025 von Robert Half. Das Jahres-Einstiegsgehalt eines Helpdesk-Mitarbeiters liegt im Schnitt bei etwa 85’000 Franken, ein Softwareentwickler bekommt beim Jobeinstieg durchschnittlich 101’500 Franken und ein Business Data Analyst 106’250 Franken.
Doch viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, junge IT-Talente zu rekrutieren, obwohl sie gut bezahlen und viele Zusatzleistungen anbieten. Der Grund: Die begehrtesten jungen IT-Profis erwarten mehr als gutes Geld. Sie wollen transparente Karrierechancen und hochwertige, individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten. Nur wer solche massgeschneiderte Angebote bietet, gewinnt den Wettbewerb um Talente.
Die neue Währung: Entwicklung und Perspektive
Recruiting-Verantwortliche müssen verstehen: Top-IT-Fachkräfte suchen Arbeitgeber, die ihnen nicht nur einen Job bieten, sondern eine Zukunft. Eine Zukunft, in der die Mitarbeitenden wachsen, lernen und sich ständig weiterentwickeln können. Viele Arbeitgeber glauben, dass sie mit unternehmensinternen Fort- und Weiterbildungen die Wünsche der Nachwuchs- und Fachkräfte erfüllen können. Doch weit gefehlt: Nur knapp 30 Prozent der 500 befragten Angestellten aller Altersgruppen wünschen sich diese Form des Coachings, belegt die Gehaltsübersicht.
Ein deutlich grösserer Anteil der IT-Fachkräfte wünscht sich etwas anderes als Inhouse-Schulungen: und zwar externe Weiterbildungsprogramme (41 Prozent) und eine Kostenübernahme für selbst gewählte Weiterbildungen (42 Prozent). Beliebt sind bei jungen IT-Fachkräften in der Schweiz Weiterbildungen an der ZfU International Business School, an der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung (EHB) oder bei der KV Bildungsgruppe Schweiz. Diese Anbieter punkten mit Führungskräftetrainings und Kursen zu Change-Management. Eher IT-spezifisch sind der US-amerikanische Weiterbildungsanbieter Coursera und Online-Plattformen wie Codecademy und Udemy aus sowie die deutsche Lernplattform Heise Academy, die bei jungen IT-Talenten ebenfalls beliebt sind.
Noch ein weiteres Ergebnis der Gehaltsübersicht ist für HR wichtig: Nur 33 Prozent der Befragten interessieren sich für Führungskräfteentwicklungsprogramme. Daran kann man ablesen, dass nur eine Minderheit der begehrten IT-Fachkräfte im klassischen Sinne aufsteigen will. Deutlich mehr Nachwuchskräfte wollen sich horizontal entwickeln. Hier einige attraktive Modelle:
- Technische Expertenkarriere: Für diejenigen, die tief in einen Technologie-Sektor eintauchen wollen, ohne zwangsläufig Führungsverantwortung zu übernehmen.
- Innovationsrollen: Positionen, die es erlauben, an Zukunftstechnologien und disruptiven Projekten zu arbeiten.
- Intrapreneurship: Die Möglichkeit, innerhalb des Unternehmens eigene Geschäftsideen zu entwickeln und umzusetzen.
Unter dem Strich lautet meine Botschaft an Recruiterinnen und Recruiter: Wer junge Top-IT-Talente für sich gewinnen will, muss mehr als ein gutes Vergütungspaket bieten. Nur Unternehmen, die eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der persönlichen Weiterentwicklung pflegen und kommunizieren, werden Talentmagneten sein.
Guido Sieber
Guido Sieber ist Managing Director und Senior Regional Director bei Robert Half. Er mehrere auf IT spezialisierte Personalberatungen als CEO aufgebaut und geleitet. Der Tech-Experte berät seit Jahren branchenübergreifend Unternehmen zu allen Aspekten der IT und ihrer Digitalisierungsprogramme mit Schwerpunkt Consulting und Personalgewinnung, darunter Weltmarktführer und DAX40-Unternehmen.