IT hat leider oft einen schlechten Ruf als übermässiger Energie- und Ressourcenverschwender. Auf den ersten Blick mag dies stimmen: IT-Infrastruktur, ob im Unternehmen selbst oder im Cloud-Rechenzentrum, verbraucht Strom. Entwicklung, Herstellung und Transport von Geräten erhöhen den CO2-Fussabdruck und traditionell werden regelmässig neue Geräte beschafft und deren Vorgänger ohne weitere Massnahmen entsorgt.
Das Resultat: auf die IT-Branche allein entfallen neben dem eigentlichen Ressourcenverbrauch etwa fünf Prozent des Energiebedarfs sowie 1,4 Prozent der CO2-Emissionen weltweit. Dazu kommen Energieverbrauch und Emissionen der Anwenderunternehmen – mit steigender Tendenz, denn die zunehmend aufkommenden KI-Anwendungen sind weit ressourcen- und energieaufwendiger als herkömmliche IT-Systeme.
IT wird nachhaltig
Werden IT und Digitalisierung jedoch auf Nachhaltigkeit ausgerichtet – Stichwort Green IT – dann ändert sich das Bild. Es beginnt schon beim Hersteller, der neue Geräte mit rezyklierten Werkstoffen baut und zusätzlich innovative, noch besser rezyklierbare Materialien einsetzt. Und es geht bei der Anwendung weiter: Geräte können wiederaufbereitet (Refurbishment) und passend weiterverwendet werden, statt sie durchgängig durch neue zu ersetzen.
Nachhaltigkeit äussert sich nicht nur in Form von Klimaschutz entlang der Produktions- und Lieferketten. Eine ebenso wichtige Rolle spielt die soziale Nachhaltigkeit bezüglich Arbeitsbedingungen in den Produktions- und den Verbrauchsländern und die digitale Gleichstellung. Dies gilt insbesondere für Hersteller, aber auch für Anwenderunternehmen.
Und auch Endverbraucher können ganz direkt von nachhaltig eingestellten Herstellern profitieren, sei es durch geringeren Stromverbrauch von Geräten oder durch ein gesetzlich vorgegebenes Recht auf Reparatur, wie es die EU 2023 eingeführt hat. Auch in der Schweiz bestehen Bestrebungen, entsprechende gesetzliche Vorgaben voranzubringen.
Ähnliches gilt für die Beschaffung von IT: Ausschreibungen fordern immer öfter einen Nachweis für Nachhaltigkeit entlang der gesamten Lieferkette. Überprüfen lässt sich dies anhand von Labels wie Blauer Engel, EPEAT, TCO, CDP oder Energy Star, von einer ISO-14001-Zertifizierung sowie von Nachhaltigkeitsberichten der Anbieter und Nachhaltigkeits-Ratings wie etwa durch Ecovadis. Nachhaltigkeit zahlt sich dabei nicht nur für die berücksichtigten Anbieter aus, sondern auch für die Anwenderunternehmen, die sich ihrerseits als Nachhaltigkeits-affin positionieren können.
Lieferkette von Entwicklung bis Recycling und weiter
Nachhaltigkeit sollte bereits bei der Forschung und Entwicklung berücksichtigt werden, um von Anfang an langlebige, robuste, ressourcensparende und gut reparierbare Geräte zu konzipieren. Dabei spielt der Einsatz von Recycling-fähigen Materialien sowohl für die Produktverarbeitung als auch für Verbrauchsmaterialien sowie für die Verpackung eine ausschlaggebende Rolle. Ein Beispiel für die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit zeigt sich bereits bei der Entwicklung: Mit moderner Tonertechnologie kann der Schmelzpunkt des Toners reduziert werden. Damit lässt sich der Energieverbrauch pro ausgedruckte Seite um bis zu 15 Prozent senken. Das Beispiel zeigt, dass relativ unscheinbare Verbesserungen viel bringen können.
Bei den nachhaltigen Materialien ist die Rede von Werkstoffen wie Ocean-bound Plastic, also Kunststoffen, die ohne Wiederverwertung in die Ozeane geraten würden, von rezyklierten Metallen, innovativen nachhaltigen Rohstoffen wie gebrauchtem Speiseöl, Fischernetzen oder Kaffeesatz. So lassen sich die Treibhausgasemissionen in der ganzen Wertschöpfungskette sowie die Umweltbelastung reduzieren, denn die meisten Emissionen fallen bei der Produktion von IT-Hardware an. Beispielsweise Drucker können heute bis zu 60 Prozent aus recycelten Kunststoffen bestehen, recyceltes Aluminium kommt in Monitoren zu einem noch höheren Prozentsatz zum Einsatz.
Die Verwendung von rezyklierten Materialien in neuen Produkten entspricht dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft, ebenso wie das Recycling von Verbrauchsmaterialien. Auch langlebige Produkte wie Notebooks tragen dazu bei, indem sie im Unternehmen mehrfach genutzt oder weitergegeben werden. Refurbishing verlängert den Lebenszyklus der Geräte und bringt dem Unternehmen nach dem Motto «nicht an jedem Arbeitsplatz ist die neueste Technologie erforderlich» erhebliche Spareffekte. Die Nutzungsdauer wird zusätzlich verlängert, wenn gebrauchte Geräte an soziale Organisationen gespendet werden, um die digitale Gleichstellung zu fördern, Benachteiligten Zugang zu Technologie zu ermöglichen und so den sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit zu fördern.
Nachhaltige Materialien wie Ocean-bound Plastic helfen, die Umweltbelastung zu reduzieren, denn die meisten Emissionen fallen bei der Produktion von IT-Hardware an. (Quelle: HP Schweiz)
Flottenmanagement optimiert den Hardware-Einsatz
ist konsequentes Flottenmanagement, unterstützt durch Tools, die eine vollständige Visibilität über alle Geräte im Unternehmen verschaffen und auf Basis KI-gestützter Analysen eine vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) ermöglichen: Probleme auf den Geräten werden erkannt und können behoben werden, bevor es zu einer merklichen Störung oder gar zu einem Ausfall kommt. Die Analysen können auch zur Verbesserung des Energiemanagements der Geräteflotte beitragen.
Flottenmanagement erleichtert zudem die passgenaue Planung des Einsatzes von Geräten – je nach Bedarf der Mitarbeitenden respektive deren Funktion im Unternehmen. Das bisher oft gelebte Prinzip «neu eintretende Mitarbeitende erhalten eine komplett neue Ausrüstung» gilt nicht mehr. Dadurch wird die Beschaffung von Geräten deutlich einfacher. Man weiss stets, was man gerade benötigt, kann zeitgerecht beschaffen und muss kein Lager führen – Geräteleichen im Keller gehören der Vergangenheit an. Und die KI-gestützten Datenanalysen ermöglichen den bedarfsgerechten Einsatz von Rechen- und Druckerleistung.
Darüber hinaus ermöglichen Flottenmanagement-Tools die zentrale Verwaltung aller Geräte, ob im Unternehmen oder bei hybrid arbeitendem Personal unterwegs oder im Home Office. Die Fernsupport-Möglichkeiten von Flottenmanagement-Plattformen helfen überdies dabei, die Emissionen zu reduzieren, die sonst durch Vor-Ort-Support entstehen. Flottenmanagement trägt insgesamt deutlich zur Nachhaltigkeit bei.
Digitalisierung und bedarfsgerechte Produktion
Anhand von Green-IT-Prinzipien wird die IT vom eingangs erwähnten Ressourcenverschwender zum starken Förderer der Nachhaltigkeit. So lassen sich durch hybrides Arbeiten, unterstützt durch Videokonferenz- und Zusammenarbeitslösungen, CO2-emittierende Arbeitswege und der Bedarf an Geschäftsreisen massgeblich reduzieren. Durch digitalisierte Prozesse wird zudem der Verbrauch von Papier und Verbrauchsmaterialien gesenkt.
Generell kann Digitalisierung in Verbindung mit Green IT ganz erheblich zur Nachhaltigkeit beitragen. So hat der deutsche IT-Industrieverband Bitkom in einer Studie ermittelt, dass digitale Technologien fast die Hälfte zur Erreichung der Klimaziele bis 2030 beitragen können. Das Entscheidende dabei ist eben Green IT, was unter anderem auch auf Cloud Computing basiert. Der Betrieb der IT-Infrastruktur in grossen Rechenzentren, die zunehmend auf erneuerbare Energien setzen, die Klimatisierung mit innovativen Technologien nachhaltiger machen sowie Skaleneffekte nutzen können, ist insgesamt massiv nachhaltiger als der Betrieb der Infrastruktur bei jedem Unternehmen vor Ort. Technologien wie IoT unterstützen den Klimaschutz durch die Vernetzung von Geräten, wodurch Anlagen und Prozesse effizient und bedarfsgerecht gesteuert werden können.
Höchst innovativ ist der industrielle 3D-Druck. Hersteller, aber auch grosse Industrie-Unternehmen, können damit Bauteile nachhaltiger und bis aufs einzelne Stück genau nach Bedarf produzieren und später jederzeit nachfertigen. Dabei lassen sich gleichzeitig Abfälle bei der Fertigung deutlich reduzieren, es wird durch Just-in-Time-Produktion weniger Lagerfläche benötigt und eine Überproduktion entfällt. Auch CO2-emittierende Lieferwege werden verkürzt durch die lokalere Produktion von Bauteilen.
Das Fazit: Green IT trägt enorm zur Nachhaltigkeit bei
Von Green IT im Sinn einer emissionsreduzierenden Entwicklung und Produktion von IT-Geräten über die gesamte Lieferkette, eines energieeffizienten Betriebs der IT-Infrastruktur bis zur nachhaltigen Nutzung von IT-Anwendungen profitiert keineswegs nur die Umwelt. Hersteller von Produkten können mit Green-IT-basierten Lösungen Energie sparen, Prozesse optimieren, Nachhaltigkeits-Labels erlangen sowie auf Basis der erhobenen Daten und Analysen korrekte Nachhaltigkeitsberichte beziehungsweise ESG-Reports (Environmental, Social and Governance) veröffentlichen. Dies alles kommt den Anforderungen der Kunden entgegen, die von ihren Lieferanten einen Nachhaltigkeitsnachweis verlangen.
Unternehmen jeder Art können grossen Nutzen aus energiesparenden, reparierbaren und nachhaltig hergestellten Geräten und der Nutzung von nachhaltig betriebenem Cloud Computing ziehen. Sinnvoll digitalisierte Prozesse sparen Zeit, eliminieren aufwendige Medienbrüche und verbessern die Produktivität und die Mitarbeiterzufriedenheit. Eine nachhaltige IT hilft jedoch auch, Kosten zu sparen und positioniert ein Unternehmen als verantwortungsvoll, innovativ und zukunftsorientiert.
Der Autor
Peter Zanoni ist Managing Director von HP Schweiz. Er arbeitet seit 30 Jahren in der ICT-Branche und ist seit 2002 für HP tätig. Das Thema Nachhaltigkeit ist Teil der Unternehmens-DNA von
HP. So hat sich HP selber das Netto-Null-Ziel bis 2040 gesetzt. HP unterstützt auch seine Kunden und Partner dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Beispielsweise mit dem HP Amplify Impact Programm, das Trainings, Schulungen und Zertifizierungen im Bereich Nachhaltigkeit für Partner anbietet.