Kolumne: Die Qual der Wahl

Spezialisieren oder sich als Generalist breit aufstellen? Beide Ansätze bieten Chancen und Herausforderungen, sagt Kolumnist Mevin Thekkaveettil.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2024/09

     

Seit Jahren berate ich viele Berufstätige bei der entscheidenden Frage: Spezialisieren oder sich als Generalist breit aufstellen? Beide Ansätze bieten Chancen und Herausforderungen. Während eine Spezialisierung oft der Schlüssel zu einer erfolgreichen Fachkarriere ist, bietet eine breite Ausrichtung Vorteile in strategischen Rollen.

Mit einer Spezialisierung tauchen Sie tief in ein bestimmtes Fachgebiet ein. Diese intensive Fokussierung macht Sie zur gefragten Expertin oder zum gefragten Experten, insbesondere in Bereichen wie IT, SAP oder Ingenieurwesen. Spezialisten sind meist besser bezahlt, da ihr spezifisches Wissen für Unternehmen sehr wertvoll ist.


Ein Vorteil der Spezialisierung ist die klare Positionierung am Arbeitsmarkt. Arbeitgeber wissen genau, welche Fähigkeiten Sie mitbringen, und setzen Sie gezielt in Projekten ein, die spezialisiertes Wissen erfordern. Diese Expertise kann sich finanziell auszahlen, da spezialisierte Fähigkeiten oft selten und gefragt sind.

Allerdings birgt eine zu starke Spezialisierung auch Risiken. Fachgebiete können durch technologische Fortschritte oder Marktveränderungen an Bedeutung verlieren. Eine zu enge Ausrichtung kann die berufliche Flexibilität einschränken und es schwieriger machen, sich bei Veränderungen neu zu orientieren. Ich empfehle immer, vor allem zu Beginn der Karriere in einem Gebiet Meister seines Fachs zu werden.

Generalisten hingegen verfügen über ein breites Wissen in verschiedenen Disziplinen. Diese Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen, ist besonders in strategischen Rollen wertvoll, wo das grosse Ganze im Blick behalten werden muss. In leitenden Positionen kommt es weniger auf tiefgehendes Fachwissen an, sondern auf die Fähigkeit, diverse Teams zu führen und komplexe Probleme zu lösen.

Generalisten verstehen unterschiedliche Perspektiven im Unternehmen und können als Vermittler agieren. Diese Vielseitigkeit ist in einer dynamischen Welt entscheidend, um flexibel auf Veränderungen zu reagieren und Innovationen voranzutreiben.
Dennoch kann es für Generalisten schwerer sein, sich in Branchen zu behaupten, die tiefes Spezialwissen erfordern. Ohne eine spezifische Expertise besteht das Risiko, als Allrounder wahrgenommen zu werden, der in vielen Bereichen gut, aber in keinem herausragend ist. Deswegen lohnt es sich, sich aus einer Spezialistenrolle raus in eine Generalistenrolle zu entwickeln und nicht umgekehrt.

Die Entscheidung zwischen Spezialisierung und einer breiten Aufstellung hängt von Ihren Karrierezielen ab. Wenn Sie in einer Fachkarriere aufsteigen möchten, ist eine Spezialisierung meist der richtige Weg. Dadurch werden Sie in Ihrem Fachgebiet unverzichtbar und können sich klar auf dem Arbeitsmarkt positionieren.


Wenn Sie jedoch eine Karriere in Führungs- oder strategischen Positionen anstreben, ist eine breite Wissensbasis von Vorteil. Sie ermöglicht es Ihnen, komplexe Zusammenhänge zu erkennen und Entscheidungen zu treffen, die über ein einzelnes Fachgebiet hinausgehen.

Viele erfolgreiche Karrieren verlaufen in Phasen: In der Anfangszeit macht eine Spezialisierung auf jeden Fall Sinn, um sich in einem Bereich zu etablieren. Später kann es strategisch klug sein, das Wissen zu diversifizieren und sich als Generalist weiterzuentwickeln, besonders wenn Führungspositionen angestrebt werden.

Spezialist oder Generalist – beide Wege haben ihre Berechtigung und können zu einer erfolgreichen Karriere führen. Für eine Fachkarriere ist Spezialisierung oft entscheidend, während eine breite Aufstellung Ihnen Türen zu strategischen und leitenden Rollen öffnen kann. Entscheidend ist, flexibel zu bleiben und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. In einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt ist Anpassungsfähigkeit der Schlüssel zum langfristigen Erfolg.

Mevin Thekkaveettil ist CEO von One Agency, einer führenden IT-Personaldienstleistungsagentur mit Hauptsitz an der Bahnhofstrasse in Zürich. In seiner Kolumne im «Swiss IT Magazine» beschäftigt sich Thekkaveettil mit den Herausforderungen, die sich rund um die Personalsuche und die Karriereplanung ergeben.
mt@oneagency.ch


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