Bachelor Digital Design: Technik vom Menschen aus ­denken
Quelle: OST

Bachelor Digital Design: Technik vom Menschen aus ­denken

Die OST startet im September 2024 erstmals mit dem Bachelor-Studiengang Digital Design. Der Lehrgang bietet gute Chancen für Quereinsteiger und eine neue Perspektive auf Software-Design basierend auf einem innovativen Lernerlebnis.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2024/07

     

Mit dem Bachelorstudiengang Digital Design bietet die Ostschweizer Fachhochschule OST ab dem Herbstsemester 2024 einen Studiengang, der sich mit der Gestaltung der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine beschäftigt. Gedacht ist der Lehrgang für Menschen mit technischer Affinität, die in der Software-Branche tätig sein möchten. Nicht zuletzt hat die OST mit dem Lehrgang die erklärte Absicht, auch Quereinsteiger anzusprechen und für den Berufseinstieg in der IT auszubilden.

Der neue Studiengang ist grundsätzlich in drei Themenbereiche unterteilt, wie Frieder Loch, Dozent an der OST und Studiengangsleiter des neuen Bachelor-Studiengangs in Digital Design, erklärt: erstens User Centered Design, zweitens Webengineering, drittens Ideation & Workshops und Ethik & Nachhaltigkeit. «Vor allem», so Loch, «lernt man im Studiengang, Technik vom Menschen her zu denken.» Als Beispiel nennt er etwa eine App, die Menschen dabei hilft, ihre Medikamente richtig einzunehmen. «Wenn man diese baut, muss man sich schliesslich sicher sein, dass das dem Menschen auch etwas bringt.» Überlegungen rund um die Nutzung von Applikationen, etwa wie alt oder wie technikaffin die Nutzerschaft ist und wie eine Anwendung in der Folge gestaltet sein muss, stehen also im Zentrum des Studiengangs.


«Dazu kommen dann auch ethische Fragen. Beim Beispiel der genannten Medikamenten-App etwa arbeitet man mit sensiblen Gesundheitsdaten, die man schützen muss», wie der Studiengangsleiter zu bedenken gibt. Und ebenfalls nicht zu kurz kommen sollen dabei wirtschaftliche Fragen, beispielsweise zum Geschäftsmodell hinter einem Software-Projekt.

Wichtig ist Loch aber auch, dass die technologische Komponente grosses Gewicht bekommt. Man solle lernen, die Umsetzbarkeit eines Projektes korrekt einschätzen zu können oder auch Prototypen und einzelne Komponenten selbständig zu entwickeln. Deshalb erhielt die Ausbildung in Software-Entwicklung ein hohes Gewicht im Studiengang. «Das gibt ganz besonders Leuten, die künftig in der Konzeption interaktiver Anwendungen arbeiten, in der Praxis eine deutlich höhere Glaubwürdigkeit», wie er betont.

Man gehe beim Studiengang Digital Design davon aus, dass viele Fragen in der Software-Entwicklung interdisziplinär sind. «Innovation steht nie alleine da», wie er ausführt. «Das passiert immer im Dialog mit der Gesellschaft!» Das Ergebnis ist ein Studiengang, in dem die Studierenden lernen, einen ganzheitlichen Blick zu entwickeln: Sie sollen Software-Projekte konzipieren und bauen, in welchen die Bedürfnisse und Ansprüche der künftigen Nutzerschaft im Zentrum des Prozesses stehen. Und in dem sowohl wirtschaftliche als auch ethische Fragen elementare Teile des Entwicklungsprozesses sind.

Für die Software-Industrie

Die Abgängerinnen und Abgänger des Bachelorstudiengangs Digital Design werden laut der OST in erster Linie für die Software-Industrie ausgebildet. Der Schwerpunkt liegt damit auf der Entwicklung von Anwendungen für Web, Desktop und Mobile. Der Lehrgang sei besonders für Personen geeignet, die in Software-Projekten eine Gesamtsicht bestehend aus Produktsicht, Technikexpertise, Konzeption und Design einbringen möchten. Bezüglich möglicher Berufsprofile sind die Möglichkeiten laut Loch daher breit gefächert und reichen von Frontend-Entwicklung über UX-Design bis hin zu Positionen, «in denen man von der Produktseite her denken muss», so Loch – etwa im Projekt- oder Produktmanagement.


Obwohl es sich bei Digital Design um einen neuen Studiengang handelt, konnte die OST schon Erfahrungen mit dem bereits länger bestehenden MAS-Lehrgang in UX & Human Computer Interaction sammeln. «Diese MAS-Absolventen haben über die Jahre hinweg vielerorts gute Stellen gefunden und arbeiten heute breit gestreut in UX-Agenturen, Software-­KMUs und Grosskonzernen über die ganze Breite der Software-Industrie hinweg», so Loch. Und wer sich nach dem Bachelorabschluss weiterbilden will, kann dies natürlich ebenfalls tun, beispielsweise im Master of Science in Engineering (MSE), welcher von der OST und weiteren Schweizer Hochschulen angeboten wird.

Quereinstieg willkommen

Der Studiengang wird in einem berufsbegleitenden Modell angeboten und dauert 8 Semester. Wie üblich für einen Bachelorstudiengang sind total 180 ECTS-Credits zu absolvieren. Mit dem Teilzeitmodell will man laut Loch gezielt auch Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ansprechen. Die Studierenden sind zweieinhalb Tage pro Woche vor Ort eingespannt, die OST empfiehlt daher ein Arbeitspensum von maximal 40 Prozent neben dem Lehrgang. Die Kosten belaufen sich auf 1000 Franken pro Semester (übliche Studiengebühren des Kantons). Ganz ohne Erspartes oder finanzielle Rückendeckung geht es für die meisten daher wohl kaum, möglich sind aber natürlich Deals mit Arbeitgebern, so der Studiengangsleiter. In ersten Gesprächen mit verschiedenen Unternehmen sei das Feedback für solche Arrangements positiv gewesen, wie er anfügt.

Die zweieinhalb Tage wöchentlich vor Ort finden im Campus Rapperswil-Jona der OST statt, remote kann der Studiengang nicht absolviert werden. «Durch ein gutes Klassengefühl wollen wir den Leuten den Einstieg in die Technik erleichtern und ein spannendes Lernerlebnis bieten», wie Loch zu Protokoll gibt. Dies wird weiter gefördert, indem speziell für den Studiengang ein eigener Hörsaal leergeräumt und von Grund auf neu konzipiert wird. So entsteht im Campus derzeit ein «Lernatelier», das modular aufgebaut ist und die interaktive und interdisziplinäre Natur des Studiengangs auch in der Art des Lernens widerspiegeln soll.


Vermittelt wird das Lernmaterial von einem interdisziplinär zusammengesetzten Pool aus Dozenten. So unterrichten neben Personen aus der Forschung auch viele Fachleute aus der Wirtschaft. «Besonders wichtig sind für uns im Studium die Projektmodule», wie Loch ausführt. Dabei sind auch Zusammenarbeiten mit anderen Departementen der Fachhochschule, beispielsweise mit dem Departement Gesundheit, angedacht.

Dieser gruppenorientierte, disziplinübergreifende Ansatz zieht sich bis zur Abschlussarbeit hin, die in Form eines Gruppenprojekts (zwei oder drei Personen) abgegeben wird. Zur Projektarbeit muss wie üblich eine schriftliche Arbeit in Form einer Bachelor-Thesis verfasst und abgegeben werden. Die Projekte und Themen können dabei durchaus praktische Anwendungsfälle aus der Industrie sein. Es ist damit auch denkbar, im Rahmen seiner aktuellen Anstellung eine Arbeit aus seinem Alltag zum Abschlussprojekt zu machen.

Keine technologische Dünnbrettbohrung

Für den Lehrgang zugelassen wird eine grosse Breite an Lehrabschlüssen (mit Berufsmaturität). Vorteilhaft sind als Voraussetzung Kenntnisse aus dem UX-Design oder der Software-Entwicklung, aber auch Personen mit fundierten Kenntnissen als Technologieanwender sind laut der OST willkommen. So kommen etwa einige der bereits eingetragenen Studierenden aus dem kaufmännischen Bereich. «Unser Versprechen ist, dass man den Studiengang auch ohne vorgängige Programmierkenntnisse schaffen kann, auch wenn es dann eine grössere Herausforderung ist», so Loch.

Man wolle keine «Dünnbrettbohrung» in der technologischen Bildung machen, wie er betont – so startet der Lehrgang denn auch gleich mit dem Kurs «Objektorientierte Programmierung». Für Studierende ohne Vorkenntnisse in der Programmierung gibt es ausserdem Unterstützungsprogramme. Loch sagt zwar, dass man sich dank des interdisziplinären Ansatzes auch mit guten Programmierkenntnissen nicht langweilen sollte, räumt jedoch ein, dass man als erfahrener Entwickler aber auch den genannten MAS in Erwägung ziehen sollte.


Für den Start des ersten Lehrganges im September 2024 hat es Stand Juni 2024 noch Platz; Interessierte können sich nach wie vor für einen der 30 bis 40 Plätze bewerben. Die Profile der bereits angemeldeten seien enorm divers, wie sich Loch freut. Für die IT aussergewöhnlich und damit höchst erfreulich ist dabei die Aufteilung der Geschlechter: Stand Juni sind etwa gleich viele Frauen wie Männer für den Bachelor-Studiengang in Digital Design eingeschrieben.

OST


Die Ostschweizer Fachhochschule OST verfügt über Standorte in St. Gallen, Rapperswil-Jona und Buchs SG. Sie bietet Bachelor- und Masterstudiengänge sowie ein Weiterbildungsprogramm in sechs Departementen und hat rund 3800 Studierende sowie 1500 Dozenten. Historisch vereint die OST seit 2020 die Fachhochschule Ostschweiz mit der FHS St. Gallen Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der Hochschule für Technik Rapperswil HSR und der Interstaatlichen Hochschule für Technik Buchs NTB.


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