Ziel und Erkenntnis der rhetorischen Übung, die als Ceterum censeo Einzug auch in den modernen Sprachgebrauch gehalten hat: Wenn man etwas nur oft genug wiederholt, wird es bei den Rezipienten schon irgendwann fruchten. Der Senat stimmte Cato letztlich zu, Karthago wurde im Zuge der dritten Punischen Kriege vollständig zerstört.
Um den Fall eines antiken Reiches geht es an dieser Stelle natürlich nicht. Dafür aber um energische Beharrlichkeit. Denn mit ähnlichem Nachdruck versuchen die Tech-Riesen seit Jahren, die Grenzen des von Nutzerinnen und Nutzern technisch Akzeptierten sukzessive zu verschieben. Als Deckmantel dient dabei selbstredend stets der persönliche Mehrwert auf Anwenderseite. Aktuelles Beispiel: Microsoft Recall. Die kürzlich vorgestellte KI-basierte Funktion soll alle paar Sekunden einen Screenshot des Bildschirms speichern, Inhalte und Tasks lassen sich anschliessend mit einfachen Beschreibungen durchsuchen. So erstellt Windows eine Zeitleiste, ein Supergedächtnis des individuellen Nutzungsverhaltens. Noch soll die KI die gespeicherten Daten komplett lokal verarbeiten. Doch die Funktion ist ressourcenhungrig. Allein 50 GB freier Speicherplatz sind Voraussetzung. Der Schritt in die Cloud scheint da langfristig nicht nur attraktiv, sondern geradezu verpflichtend – bis hin zu einer möglichen (aktuell aber natürlich rein hypothetischen) Nutzung der Daten für Werbe-Targeting oder das Training von KI-Modellen.
Die Datenschützer schlagen schon jetzt Alarm. Der britische Experte Kris Shrishak sprach gegenüber der BBC ganz ungeschönt von einem «potenziellen Albtraum für die Privatsphäre». Securityspezialist Kevin Beaumont weist zudem auf das enorme Risiko hin, sollten Cyberkriminelle auf den Rechner und an die Recall-Daten gelangen.
Es ist eine von Microsoft, Google, Meta und Co. dennoch zielstrebig vorangetriebene Zukunft (vor allem im Zuge des aktuellen KI-Booms), in der Technologie nahezu alle Lebensbereiche mitbestimmen soll – und somit eine langsame, aber stetige Abkehr vom wortwörtlichen Personal Device. Und wer die Vorzüge dieser Zukunft nur oft und vehement genug wiederholt, wird womöglich Erfolg haben. Bequemlichkeit und die zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der massenhaften Datenverarbeitung spielen dieser Entwicklung jedenfalls in die Hände. Achja: Im Übrigen bin ich der Meinung…
Stefan Adelmann, Redaktor
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