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Der perfekte Match

Mevin Thekkaveettil weiss, dass Anforderungsprofile in Stellen­anzeigen und Fähigkeiten potenzieller Kandidaten nicht immer zu 100 Prozent übereinstimmen müssen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2024/04

     

Stellenanzeigen lesen sich oft wie Wunschlisten an den idealen Kandidaten. Doch wie viel von den aufgeführten Anforderungen müssen von Bewerbern tatsächlich erfüllt werden, um eine realistische Chance zu haben? Diese Frage beschäftigt nicht nur mich als Experten in der Rekrutierung, sondern auch viele IT-Spezialisten. Die scheinbar unerreichbaren Ausschreibungen schrecken die Spezialisten sehr oft ab. Ich möchte heute erläutern, wie dies in der Praxis abläuft.

Viele Fachkräfte nehmen Stellenanzeigen allzu wörtlich und setzen die aufgeführten Anforderungen mit unumstösslichen Bedingungen gleich. Dies führt dazu, dass sich viele potenzielle Bewerber gar nicht erst trauen, sich zu bewerben. Hier stelle ich vor allem grosse Unterschiede zwischen unterschiedlichen Branchen und Berufsgruppen fest, aber natürlich auch zwischen den Geschlechtern. Besonders Frauen neigen dazu, sich selbst eher zu unterschätzen und sich nur dann zu bewerben, wenn sie alle Anforderungen der Ausschreibung erfüllen – eine Hürde, die Männer oft weniger stark empfinden.


Doch ist es wirklich notwendig, jede einzelne Anforderung zu erfüllen? In den meisten Fällen lautet die Antwort: Nein. Stellenanzeigen sind oft ideale Wünsche des Arbeitgebers und sollen potenzielle Kandidaten ansprechen, die zumindest einen Teil dieser Anforderungen erfüllen. Sie sind selten in Stein gemeisselt und lassen Raum für Interpretation. Oftmals werden die Stellenbeschreibungen auch immer wieder umgeschrieben, um verschiedene Profile anzusprechen.

Wichtiger als die Erfüllung jeder einzelnen Anforderung ist oft die Fähigkeit des Bewerbers, sich in die spezifischen Anforderungen der Position einzuarbeiten und diese schnell zu erlernen. IT-Profis verfügen oft über eine breite Palette von Fähigkeiten und Erfahrungen, die es ihnen ermöglichen, sich flexibel neuen Herausforderungen anzupassen. Soft Skills wie Problemlösungsfähigkeiten, Teamarbeit und Kommunikationsfähigkeiten sind oft genauso wichtig wie technisches Fachwissen.
Es ist daher ratsam, eine Stellenanzeige als Leitfaden zu betrachten, der die Erwartungen des Arbeitgebers skizziert, anstatt als unüberwindbare Checkliste. Wenn Sie als Bewerber das Gefühl haben, dass Sie einige der Anforderungen erfüllen und bereit sind, sich in fehlende Bereiche einzuarbeiten, sollte Sie sich durchaus bewerben. Das Bewerbungsgespräch bietet dann die Möglichkeit, offene Fragen zu klären und den Arbeitgeber von den eigenen Fähigkeiten zu überzeugen.

Ich möchte insbesondere auch IT-Spezialistinnen motivieren, sich trotz fehlender Erfahrung in einigen Bereichen zu bewerben. Studien zeigen, dass Männer sich eher bewerben, auch wenn sie nur einen Teil der Anforderungen erfüllen, während Frauen dazu neigen, sich zurückzuhalten, wenn sie nicht alle Kriterien erfüllen. Es ist wichtig, auch in diesem Thema Selbstzweifel zu überwinden und sich die eigenen Stärken bewusst zu machen.


Insgesamt ist es wichtig, die Stellenanzeige als Kompass und nicht als unüberwindbare Barriere zu betrachten. Ich erlebe immer wieder, dass Unternehmen und Bewerber zusammenfinden, obwohl der Match zur Stellenbeschreibung nicht perfekt ist. Lassen Sie sich also von vermeintlich strengen Anforderungen nicht abschrecken und konzentrieren Sie sich auf ihre Fähigkeiten und Erfahrungen. Letztendlich sind es nicht die Checklisten, die den Erfolg im Bewerbungsprozess ausmachen, sondern die Fähigkeit, sich selbstbewusst zu präsentieren und den potenziellen Arbeitgeber von den eigenen Fähigkeiten zu überzeugen.

Mevin Thekkaveettil ist CEO von One Agency, einer führenden IT-Personaldienstleistungsagentur mit Hauptsitz an der Bahnhofstrasse in Zürich. In seiner Kolumne im «Swiss IT Magazine» beschäftigt sich Thekkaveettil mit den Herausforderungen, die sich rund um die Personalsuche und die Karriereplanung ergeben.
mt@oneagency.ch


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