Der Start eines Unternehmens zieht einen bürokratischen Rattenschwanz mit sich und bringt einen Drucker mit allen dafür erforderlichen Dokumenten ziemlich ins Schwitzen. Im Optimalfall erfolgt die effektive Gründung nach zahlreichem Dokumentenversand sowie Antraben bei der Bank und dem Notariat innert rund zwei Wochen. Die Gründer von
Hoop erkannten, dass bezüglich Firmengründung und -mutationen die Prozesse bei weitem nicht so effizient und digital ablaufen, wie es die technologischen Möglichkeiten heutzutage ermöglichen würden. «Insbesondere durch das Gespräch mit Treuhändern, welche für ihre Kunden diese Dienstleistungen erbringen, wurde klar, dass da grosses Potenzial bezüglich der Vereinfachung und Digitalisierung der Abläufe besteht», erläutert Silvio Enzler, der heute Hoop in der Rolle als Chief Operation Officer (COO) operativ führt.
Tochterfirma von Abacus Research
Enzler arbeitete von 2016 bis 2023 im Bereich Business Development bei Abacus Research. 2021 wurde Hoop mit einer Minderheitsbeteiligung von Abacus Research als eigenständiges Start-up gegründet. Ursprünglich war ein breiteres Dienstleistungsspektrum geplant, doch rund zwei Jahre später wurde der Entschluss gefasst, sich auf die Kernbereiche Firmengründungen sowie Firmenmutationen und Buchhaltungs-Dienstleistungen zu konzentrieren. Gleichzeitig wurde die Firmenhierarchie angepasst und Hoop wurde zur offiziellen Tochterfirma von Abacus Research, indem Abacus die Mehrheitsbeteiligung erlangte. Zu diesem Zeitpunkt wechselte auch Enzler zu
Hoop. Heute beschäftigt man neun Mitarbeitende. «Wir befinden uns in den Startlöchern und sobald das Volumen zunimmt, werden wir umgehend weiteres Personal einstellen. Wir sind perspektivisch bereits auf der Suche nach passender Verstärkung», kommentiert Enzler die noch schmale Belegschaft, welche zurzeit aber ausreichend sei.
Hoop kann sich zudem auf drei Partnerschaften verlassen. Das Mutterhaus hält dem Start-up finanziell den Rücken frei, wobei Enzler betont, dass die Profitabilität in den nächsten zwei Jahren realisiert werden sollte. Damit das gelingt, seien zusätzliche Investoren, unter anderem Fidinam, als Geldgeber involviert. Cloud-Dienstleistungen und gewisse digitale Prozesse wie die digitale Signierung und Überprüfung der Identität übernimmt der Partner Deepcloud, seines Zeichens ebenfalls eine Abacus-Tochtergesellschaft. Da es sich dabei um einen Schweizer Dienstleister handelt, ist der hiesig geltende Datenschutz bezüglich Firmengründungen stets eingehalten. Als dritter Partner fungiert Yapael. Dabei handelt es sich um eine Fintech-Bank, welche das Kapital für GmbH- oder AG-Gründungen verwaltet.
Durchbruch gelang 2023
Im April 2023 wurde die erste durchgängig digital gegründete Firma beim Handelsregisteramt eingetragen. Der gesamte Prozess – die Vorbereitung, Einreichung und Signierung der Gründungsunterlagen, die Einzahlung des Geldes auf das Kapitalgründungskonto, die Übermittlung an den Notar, die Signierung durch den Notar sowie die Weiterreichung an das Handelsregisteramt – war gemäss Enzler in rund sechs Stunden absolviert. Der eigene Aufwand, der dafür aufgewendet werden muss, beschränkt sich sogar nur auf etwa eine Stunde. Üblicherweise dauert das Prozedere gemäss dem COO mehrere Wochen. Sechs Tage später war der Handelsregistereintrag aufgeschaltet und die Firma war voll handlungsfähig.
Obwohl das Resultat – die gegründete Firma – am Ende wie eine einfache Leistung ausschaut, war der Weg dahin beträchtlich. «Es war unter anderem vom Gesetzgeber nicht immer klar, wie die Prozesse definiert sein sollten, zudem existieren kantonale Unterschiede. Ausserdem gab es bei den Behörden und den Handelsregistern keine Auskunftspersonen, die uns quasi eine Anleitung für unser Anliegen auf den Weg geben konnten», schildert Enzler die Schwierigkeiten. Der ganze Weg, bis die erste Firma auf komplett digitalem Weg gegründet werden konnte, war mit viel Recherche, ausprobieren und neu versuchen verbunden.
Entscheidend für
Hoop ist eine möglichst hohe Effizienz, die erzielt wird, indem der Prozess so automatisiert wie möglich verläuft. «Etwa 90 Prozent der digitalen Firmengründung läuft automatisch im Hintergrund, ohne dass wir manuell eingreifen», sagt Enzler. Manuelle Arbeitsprozesse seien die initiale Datenerfassung sowie die begleitende Beratung, sofern sie gewünscht wird. Ebenfalls nicht digitalisiert sind die Erstellung von Urkunde und Statuten durch den Notar. Eine Überarbeitung des entsprechenden Notariatsdigitalisierungsgesetzes, welches auch die Digitalisierung dieses Arbeitsschrittes erlauben würde, ist gegenwärtig in Arbeit.
COO Silvio Enzler möchte dem administrativen Gründungsprozess einen umfangreichen Digitalisierungsschub verleihen. (Quelle: Hoop)
Keine Termine mehr notwendig
Für die Kunden von
Hoop sei der grösste Vorteil natürlich die massive Zeitersparnis, wie Enzler hervorstreicht. Es ergeben sich durch die Nutzung von Hoop aber auch weitere Vorteile. So bietet das Start-up einen geführten Prozess inklusive Online-Beratung an, wodurch man sich weder Vorlagen noch irgendwelches Know-how für den Gründungsprozess aneignen muss. Darüber hinaus benötigt man keinen Termin, wo man vor Ort erscheinen muss und kann sich das Ausdrucken jeglicher Dokumente ersparen. Für die Dienstleistung verlangt Hoop abhängig von der gegründeten Rechtsform unterschiedliche Kosten. Wer mit Hoop eine Einzelfirma gründen möchte, bezahlt 110 Franken, für eine GmbH oder AG sind 220 Franken fällig. Im Preis nicht inkludiert sind die Gebühren für das Handelsregister. Ebenfalls weitere Kostenfaktoren sind unter Umständen Yapael (bis 250 Franken) sowie Notariatskosten (270 Franken). Rund 95 Prozent aller Firmengründungen durch Hoop sind GmbHs oder AGs, davon jeweils ungefähr gleich viele, wie Enzler schildert. Einzelfirmen machen nur einen kleinen Teil des Business aus, da dessen Gründung ohnehin wesentlich einfacher ist.
Langsam am Ausrollen
Eine Zahl, wie viele Firmen durch
Hoop bereits gegründet worden sind, vermag Enzler noch nicht zu nennen. Er betont, dass man noch immer am Anfang stünde und Hoop bis dato 300 ausgewählten Treuhändern im Rahmen eines Beta-Tests zur Verfügung gestellt worden sei. Interessierte Firmengründer können folglich noch nicht selbständig ihre Firma auf digitalem Weg gründen. Dies soll sich jedoch ändern. Hoop plant noch im April 2024 einen erweiterten Launch, womit sich Unternehmer auch direkt an das Start-up für die Erbringung der Dienstleistungen wenden können.
Nebst der Unternehmensgründung bietet Hoop auch Firmenmutationen auf digitalem Weg an. Dies umfasst beispielsweise Personalmutationen sowie die Änderung des Namens oder Zwecks einer Firma oder die Eröffnung eines neuen Standortes. Diese Anpassungen benötigen auf digitalem Weg ungefähr eine halbe Stunde, der konventionelle Prozess dagegen nimmt rund eine Arbeitswoche (inklusive Wartezeiten) in Anspruch. Mutationen via Hoop zu vollziehen, steht allen Unternehmen schweizweit offen, eine vorgängig durch Hoop durchgeführte digitale Firmengründung ist keine Voraussetzung dafür.
Die Anzahl der Mutationen ist rund viermal so gross wie jene der Firmengründungen. Dieses Geschäftsfeld ist deshalb lukrativ. (Quelle: Hoop)
Digitales Werkzeug für Schweizer Notare
Hoop wurde ausserdem von Anfang an als Werkzeug für Notare konzipiert. Das Start-up bietet zwar selber notarielle Unterstützung an, dies aber nur in Fällen, in denen der Kunde keinen eigenen Notar mitbringt, welcher die Plattform von
Hoop selber anwendet. «Hoop versteht sich nicht als Konkurrenz zu Notaren und möchte auch bei deren Dienstleistungen nicht mitverdienen», präzisiert Enzler. Somit ist Hoop ein offenes Tool für alle Notare, welche bei Gründungen und Mutationen durchgehend digital agieren möchten.
Vorerst ohne direkte Konkurrenz unterwegs
Mit dem rein digitalen Anspruch beschreitet
Hoop Neuland. «Im Sektor der digitalen Firmengründungen sind wir First Movers, das gab es in dieser Form in der Schweiz noch nicht», gibt Enzler sichtlich stolz zu Protokoll. Allgemeine Konkurrenz sei auf dem Markt zwar vorhanden, so Enzler, jedoch habe noch niemand sonst das Level an Digitalisierung, inklusive digitale IDs, erreicht, welches Hoop anbietet. «Unter digital verstehen gewisse Mitbewerber das Generieren von vorgefertigten PDFs, welche anschliessend aber trotzdem per Post versendet und anschliessend manuell bearbeitet werden müssen», präzisiert der COO.
Digitale Dienstleistungen eignen sich in der Regel ausgezeichnet, um zu skalieren, bei Hoop ist das aber etwas anders. Der gesamte Prozess, inklusive der technischen Partner, folgen dem Schweizer Recht, weshalb dieser nicht direkt auf ein anderes Land angewendet werden könnte. Rein technologisch dagegen könnte man gut auch andere Märkte bedienen, dies ist gemäss Enzler jedoch derzeit nicht Priorität. Wichtiger sei für das Start-up aktuell, dass sämtliche Dienstleistungen einer möglichst breiten Kundschaft in der Schweiz zur Verfügung stehen.
(dok)