Mitte März hatte
Opacc an den Unternehmenshauptsitz in Rothenburg geladen, um nach mehreren Jahren Entwicklungszeit die neuste Version – Nytron – seines ERP-Systems zu präsentierten. Seit 2018 befindet sich die Lösung in Arbeit. Erstmals hatte Opacc sie dann Ende 2022 im Rahmen der Opacc Connect vorgestellt ("Swiss IT Magazine"
berichtete). Nun steht Nytron final und pünktlich zum angepeilten Release-Termin in den Startlöchern.
Ziel der komplett überarbeiteten Nutzeroberfläche der ERP-Lösung: Weg vom klassischen, oft recht angestaubten ERP-Look-and-Feel, hin zur heute gängigen User Experience beispielsweise von Online-Plattformen. Sprich: Keine an Excel erinnernden Tabellen und statischen Datenfelder mehr, sondern ein modernes, modulares Dashboard, das viele strukturelle Entscheidungen in die Hände der Anwender legt. So stehen für den Arbeitsbereich aktuell 17 wählbare Widgets zur Verfügung, Workflows lassen sich nach Wunsch über Tabs anordnen. Darüber hinaus können User auch einen DIY-Bereich zu grossen Teilen selbst zusammenstellen, unter anderem über integrierte Cloud Services wie beispielsweise eine Übersetzungsfunktion auf Basis von DeepL. "Wir wollten eine komplett neue User Experience", erklärte Opacc-CEO Beat Bussmann in Rothenburg. Gleichzeitig sollten aber auch bewährte Architektur-Konzepte bestehen bleiben.
Das Ergebnis ist eine "verständliche, unterstützende, konsistente und ästhetische Arbeitsumgebung", so das Versprechen des Anbieters. Sie basiert nicht mehr auf Java, sondern das Nytron-Team hat sie erstmals mit C# und dem .Net-Framework entwickelt. Das Feedback erster Beta-Tester soll hervorragend ausgefallen sein, für den 1. April 2024 ist jetzt der offizielle Launch vorgesehen.
Data-Science-Plattform für Oxas
Aber nicht nur an der Nutzeroberfläche, auch am technischen Unterbau seiner Lösungen hat
Opacc gearbeitet. Für Oxas, die Datenplattform hinter den Opacc-Anwendungen, stellte der Anbieter parallel zu Nytron eine neue Data-Science-Plattform vor. Sie bündelt Deep-Learning-, Machine-Learning- und KI-Mechanismen, analysiert Oxas-Daten über externe Data-Science-Modelle und führt die Ergebnisse wieder in die entsprechenden Anwendungen zurück. Dort sollen die Analysen direkt mit vorhandenen Daten zu Kunden oder Produkten verknüpft werden. Als greifbares Praxisbeispiel zeigte der Anbieter dynamische Produktempfehlungen auf Basis von Kundenpräferenzen und weiteren verfügbaren Informationen. Aber auch längerfristige Prognosen zum Kundenverhalten beispielsweise mit Blick auf die Bestellwahrscheinlichkeit sollen möglich sein.
Die Data-Science-Plattform befindet sich bereits seit Ende 2023 in Betrieb, zwischenzeitlich hat Opacc erste End-to-end-Modelle implementiert. Mit diesem Angebot will das Schweizer Softwareunternehmen KMU die Potenziale von Data Science und KI zugänglich machen, erklärt Bussmann. Und das auch ohne eigene Experten für diese komplexen IT-Gebiete. Damit leiste man laut dem CEO teils Pionierarbeit. Immerhin beschäftigen sich aktuell zwar schon viele Unternehmen mit den Themen KI und Automatisierung. Der konkrete Praxisnutzen liegt für sie aber hingegen noch nicht immer auf der Hand. "Hier müssen wir als Anbieter einen Schritt vorausgehen", so Bussmann.
Abkehr vom CEO-Modell
Für den Opacc-CEO sind es die letzten grossen Projekte in aktueller Rolle. Ende 2024 will er seinen Posten abgeben. Ein Abschied ist es für den Gründer, der
Opacc vor über 35 Jahren auf den Weg brachte, aber nicht. Er bleibt weiter als Verwaltungsrat aktiv. Künftig gebe es somit aber eine Trennung zwischen Eigentümer und Management, wie Bussmann im "Swiss Venture Cloub Podcast"
erklärt (über Spotify). Hier geht er auch detailliert auf seine Nachfolge ein. So soll es in Zukunft kein CEO-Modell mehr geben, sondern das aktuelle Partnerkonzept wird ausgebaut hin zu Executive Partnern in der Geschäftsleitung, aus denen wiederum im Rotationsprinzip ein Managing Partner gewählt wird. So bringe man das Know-how aus der gesamten Organisation an einen Tisch, sagt der CEO, und verteile die Verantwortung gleichzeitig auf mehreren Schultern. Wer der erste Managing Partner wird, wollte Bussmann im Gespräch in Rothenburg jedoch noch nicht verraten.
(sta)