Meine heutige Kolumne befasst sich mit zwei ganz unterschiedlichen Themen, über die in den Medien ausführlich berichtet wurde: Digitalisierung und Klimawandel.
Einerseits entschied der Bundesrat neulich, sein Digitalisierungsprogramm zu verlängern. Er habe das Bundesamt für Statistik bereits 2019 (!) beauftragt, in Pilotprojekten diesbezügliche Erfahrungen zu sammeln. Seither wird von unseren eidgenössischen Statistikern auf Biegen und Brechen gesammelt. Man kann solche Bemühungen nicht hoch genug überschätzen. Aber wie es halt so geht, es harzt, es dauert, es braucht seine Zeit. Das Programm müsse verlängert werden, hört man die Behörden seufzen. Statt in diesem Jahr soll das Sammeln erst zwei Jahre später, also 2026, abgeschlossen werden. Es wird insgesamt also 7 (in Worten: sieben) Jahre lang gesammelt. Warum die Sammelwut derart lange dauert, erfährt man nicht. Aber – man höre und staune – es seien von verschiedenen Ämtern bereits (!) erste Aufbauarbeiten geleistet worden, und das schon nach vier Jahren. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus: Es geht wirklich zügig zu und her in unseren Berner Amtsstuben, es wird einem fast schwindlig.
Zum andern ging Mitte Dezember 23 in Dubai der Klimagipfel COP 28 zu Ende, wie die sogenannte Weltklimakonferenz bezeichnet wird. Es ist einmal mehr verwunderlich und ärgerlich, was wir Steuerzahler alles finanzieren müssen: Da treffen sich fast 100'000 Leute (in Worten: hunderttausend Leute) in Dubai, die selbstverständlich ausnahmslos klimaschonend zu Fuss oder mit dem Velo in die Emirate reisten. In Dubai herrschen zu dieser Zeit angenehme 27 Grad Celsius. Die Klimaschoner durften es sich dort gut gehen lassen und in klimatisierten Konferenzsälen und Hotels von ihren Anstrengungen erholen. Bezahlt mit Steuergeldern einfacher Leute wie Ihnen und mir. Unfreiwillig, notabene, wir wurden ja nicht gefragt. Vertreter von NGOs und zahlreicher anderer Organisationen aller Art palaverten tagelang, «um ihre vermeintlich grünen Ambitionen zu zeigen…», wie der Direktor eines Instituts für Klimaforschung kritisch anmerkte. Bewirkt haben sie nichts, rein nichts. Aber pflichtbewusst und uneigennützig kündigten sie bereits die nächste Klimakonferenz COP 29 an, die in Aserbeidschan stattfinden soll.
Da will der schweizerische Bundesrat natürlich nicht abseitsstehen. Auch er wurde sofortig klimaaktiv. Umtriebig wie er ist, nahm er einen Bericht über die Fortschritte bei der Umsetzung des Aktionsplans zur Anpassung an den Klimawandel 2020-2025 zur Kenntnis. «Zur Kenntnis nehmen» ist eher passiv, weshalb offenbleiben muss, ob unsere Bundesräte wissen, dass sie den Bericht gelesen haben sollen. Gemäss Medienmitteilung sei der Handlungsbedarf gross, aber die Massnahmen zur Klimaanpassung würden wirken. Grundsätzlich sei die Umsetzung der Projekte auf gutem Weg. Na, also! Zudem habe der Bundesrat das Umweltdepartement beauftragt, gemeinsam mit drei anderen Bundesdepartementen die Anpassungsstrategie der Schweiz zu überarbeiten und – Zeit ist Geld! – einen neuen Aktionsplan für die Zeit bis 2030 vorzulegen. Es kümmern sich also vier der sieben Departemente um unser Klima. Das ist sehr beruhigend. Man kann sich bildlich gut vorstellen, wie die Strategie in Bern ärmelschonend Tag und Nacht überarbeitet und nochmals überarbeitet wird, bis das Klima gerettet ist!
Fritz Sutter
Fritz Sutter ist ehemaliger Präsident des Schweizerischen Telekommunikationsverbands Asut und langjähriger Kolumnist von «Swiss IT Magazine». Er vertritt seine persönliche Meinung.