Die Schweizer Accessibility-Studie 2023 untersuchte beliebte Apps in der Schweiz, welche zur Bewältigung des Alltags beitragen, auf ihre Barrierefreiheit. Das Resultat ist gemäss den Studienautoren eher ernüchternd. Gemäss der Studie sind lediglich 20 Prozent der getesteten Apps barrierefrei. Die maximale Punktzahl konnte sogar nur von einer App, nämlich SBB Inclusive, erzielt werden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass rund 60 Prozent der getesteten Anwendungen unzureichend barrierefrei sind. Je nach Beeinträchtigung der User kann die App somit nur eingeschränkt oder gar nicht genutzt werden. Die Liste mit der Bewertungen der Apps kann
hier eingesehen werden.
Damit eine App im Minimum barrierefrei ist, muss sie eine alternative Eingabemöglichkeit als den Touchscreen, wie beispielsweise eine Tastatur, sowie das 2-Sinne-Prinzip beinhalten. Geschriebener Text muss also beispielsweise auch als gesprochener Text vorliegen und umgekehrt. Ungenügende Kontraste von Navigations- oder Bedienelementen verunmöglichen oder erschweren Menschen mit Sehbehinderungen die Nutzung. Wenn Informationen nur in Form von Bildern vorliegen, was gemäss den Studienautoren häufig der Fall ist, werden blinde Menschen benachteiligt. Aber auch komplexe Sprache und Struktur sind eine Barriere für Menschen mit kognitiven Behinderungen. Zu guter Letzt erschwert animierter oder unruhiger Inhalt Menschen mit einem Aufmerksamkeitsdefizit die Nutzung.
Die Studienautoren schreiben abschiessend, dass das ernüchternde Resultat eine verbesserte Aufklärung bedingen sollte. Entsprechendes Fachwissen müsse zu den Agenturen, Designer- und Entwicklerteams kommen. Projektleitende müssen zum Thema Barrierefreiheit sensibilisiert werden. Gelegentlich ist die fehlende Barrierefreiheit auch aus Kostengründen nicht implementiert, weil sich dieser Punkt vermeintlich schmerzfrei streichen lässt. Dem halten die Studienautoren allerdings entgegen, dass in der Schweiz rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Behinderung leben. Eine barrierefreie App hole folglich ein grösseres Publikum ab, womit die Userzahlen und demzufolge auch allfälliger Umsatz steigen würden.
(dok)