Viele IT-Anbieter sehen in KI die wichtigste Zukunftstechnologie überhaupt. Meredith Whittaker, Präsidentin des Messenger-Anbieters
Signal, zieht hingegen einen etwas anderen Schluss. Sie bezeichnet Künstliche Intelligenz laut einem
Bericht von "Techcrunch" schlicht als neue "Überwachungstechnologie". Im Rahmen einer Veranstaltung erläuterte sie weiter, dass KI untrennbar mit der Big-Data- und Targeting-Industrie verbunden sei, die vor allem von Unternehmen wie Google und Meta bestimmt und vorangetrieben werde. "KI ist meiner Meinung nach ein Weg, das Geschäftsmodell der Überwachung zu festigen und zu erweitern", so Whittaker.
Die kritische Position der Signal-Chefin überrascht nicht. Immerhin steht der Messenger der gemeinnützigen Signal-Stiftung für eine unabhängige und Ende zu Ende verschlüsselte Kommunikation. Der Schutz der Privatsphäre soll oberste Priorität haben. Der Einsatz von KI sei hingegen ganz klar ein Überwachungsinstrument, kritisiert Whittaker scharf. Die Daten über Personen würden wiederum an diejenigen vermarktet, die generell Macht über die Menschen hätten: "Unsere Arbeitgeber, Regierungen, Grenzkontrollen und so weiter, um Entscheidungen und Vorhersagen zu treffen, die unseren Zugang zu Ressourcen und Chancen bestimmen".
Nicht alle KI- und Machine Learning-Systeme sind jedoch gleichermassen ausbeuterisch, wie "Techcrunch" schreibt. Denn auch
Signal setzt auf ein kleines, von einem Drittanbieter bereitgestelltes KI-Modell. Es soll dabei helfen, Gesichter in Menschenmengen zu erkennen und sie unscharf zu machen, um die biometrischen Daten von Personen zu schützen.
"Ja, das ist ein grossartiger Einsatz von KI", sagt Whittaker. Die wirtschaftlichen Anreize, die den sehr kostspieligen Prozess der Entwicklung und des Einsatzes von Gesichtserkennungstechnologie vorantreiben, würden aber niemals zulassen, dass dies der einzige Verwendungszweck bleibe.
(sta)