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Kolumne: Wo geht’s zur Karriere?
Quelle: One Agency

Kolumne: Wo geht’s zur Karriere?

Fabian Dütscher dazu, was es braucht, um Karriere zu machen, und was weniger gefragt ist.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2021/12

     

Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, wie mir in der Schule stets mitgeteilt wurde, wie wichtig es sei, Karriere zu machen. Es wurden mir Bilder von erfolgreichen CEOs, CFOs et cetera gezeigt, die ich mit grossen Augen bewunderte. Doch wer sind eigentlich diese Karriereleute? Was muss man mitbringen, um in einem Unternehmen vorwärts und nach oben zu kommen? Genügt es, eine gute Leistung zu erbringen oder einfach lange dabei zu sein? Überlegen Sie sich einmal, Sie hätten ein Unternehmen und müssten Ihre Schlüsselpositionen besetzen: Wen würden Sie befördern und wen nicht?

Meine Erfahrungen in den letzten 20 Jahren zeigen, dass es sich bei den Karrieremenschen sehr oft um Personen mit gleichen Eigenschaften handelt. Es sind Menschen, auf die man sich verlassen kann und die zu 100 Prozent sicherstellen können, dass ein Unternehmen oder eine Division erfolgreich ist. Karriere machen möchten viele, jedoch schaffen es nur die Wenigsten. Wieso ist dies eigentlich so? Genau, es ist extrem hart! Karriere kann man eins zu eins mit Sport vergleichen. Es gibt Personen, die gerne in der Amateur- oder Bierliga spielen, und daneben gibt es Personen, die nach ­einem Weltmeistertitel streben. Weltmeister im Tennis oder CEO einer Grossbank kann nur eine Person sein. Anwärter und Interessenten gibt es viele. Klar gehören wie überall etwas Glück und gutes Timing dazu, jedoch sind die Leistungen, Eigenschaften und Verhaltensweisen viel entscheidender.


Karrierepersonen sind hungrige Personen, die begriffen haben, dass man sich zuerst einmal an einem Ort beweisen muss. Es geht darum, den einen spezifischen Job während einer gewissen Zeit exzellent auszuüben und überdurchschnittlich abzuliefern. Viele junge Personen, besonders Hochschulabsolventen, meinen, Beförderungen und Karriereschritte mache man bereits in den ersten drei Berufsjahren. Dies ist jedoch nicht so. Das Ganze ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Was sich viele Personen meiner Meinung nach auch nicht bewusst sind, ist, wie wichtig neben der Erfüllung des eigentlichen Jobs politische Handlungen sind. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie gut ich mit Vorgesetzten und anderen Teams zusammenarbeite. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Personen Vorgesetzte meiden oder überhaupt einfach nicht den Kontakt zu ihnen suchen. Personen, die weiterkommen möchten, sind nahe an ihren Vorgesetzten dran und suchen den Kontakt, denn es sind meistens auch genau diese Vorgesetzten, die jemanden befördern oder im Beförderungsprozess eine wichtige Stimme haben.
Es macht Sinn, rational, flexibel und unemotional zu sein. Solche Personen haben es einfacher nach oben zu kommen, da sie in Stresssituationen oder bei Problemen zuverlässiger sind als emotionale Personen. Radikale Aufgeschlossenheit spielt eine grosse Rolle. Unter radikaler Aufgeschlossenheit verstehe ich das Erfolgsprinzip, das bereits Ray Dalio in seinem Buch «Principles of Success» beschrieben hat. Es geht darum, sein Ego zu überwinden, indem man versteht, dass es nicht darum geht, «recht zu haben» oder «alles zu wissen», sondern, dass das Finden der «Wahrheit» das Entscheidende ist. Nicht ich als Person stehe im Vordergrund, sondern der Auftrag und die Resultate. Zudem muss eine Person, die in einem Unternehmen weiterkommen möchte, sich extrem mit dem Unternehmen und seiner Kultur identifizieren und dies auch seinen Vorgesetzten zeigen.

Ich hatte letztes Jahr zum Beispiel einen Hochschulabsolventen, der bereits in den ersten zwei Monaten meinte, er wolle rasch Karriere machen und strategische Führungsaufgaben übernehmen, obwohl er keine Ahnung vom Job eines Beraters hatte. Er meinte zudem alles besser zu wissen, hatte alles zu beanstanden – er wollte sogar unser erfolgreiche Unternehmenskultur verändern. Auf solche Träumer und Revolutionäre hat niemand gewartet. Statt Karriere zu machen hat er in die Amateurliga gewechselt.



Fabian Dütschler

Fabian Dütschler ist Geschäftsführer von One Agency, einer führenden IT-Personaldienstleistungsagentur mit Hauptsitz an der Bahnhofstrasse in Zürich.
In seiner Kolumne im «Swiss IT Magazine» beschäftigt sich Dütschler mit den Herausforderungen, die sich rund um die Personalsuche und die Karriere­planung ergeben.
fd@oneagency.ch


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