Der St. Galler PC-Hersteller
Prime Computer ist bekannt für seine lüfterlosen Mini-PCs und Server. Mit Ausnahme des Primeserver Pro, der von zwei Xeon-D-CPUs angetrieben wird, waren die Produkte von Prime Computer bisher maximal mit Prozessoren der mittleren Leistungsklasse ausgestattet. So arbeitet in einem der neuesten Mini-PCs, dem Primemini 5, eine Core-i7-CPU der bereits etwas bejahrten achten Generation, und auch das erste AMD-basierte Modell, der Primemini Connect, spielt mit einem AMD Embedded Processor wohl nicht in der höchsten Leistungsklasse mit.
Auftritt Primestation Pulsar
Ende Oktober 2021 hat
Prime Computer nun die erste Workstation auf den Markt gebracht, die laut der Eigendeklaration des Herstellers konkurrenzlose Leistung bietet, und tritt damit in ein neues Produkt- und Marktsegment ein: Die Primestation Pulsar ist mit einem Prozessor vom Typ AMD Ryzen 7 Pro 5750G mit integrierter Radeon-Vega-8-Grafik ausgestattet. Die CPU verfügt über acht Kerne sowie vier Megabyte Level-2-Cache und ist mit 3,8 Gigahertz getaktet. Die 8 Gigabyte DDR4-3200-RAM des Basismodells lassen sich auf bis zu 64 GB erweitern.
Das Gerät bietet zwei Massenspeicherslots (einmal NMVe und einmal SATA III). Auf ein optisches Laufwerk muss man bei diesem Modell verzichten, was im Internet-Zeitalter, in dem Software sowieso meist übers Netz bezogen wird, kaum als Nachteil zu werten ist. Für die Kommunikation mit der Aussenwelt verfügt die Primestation Pulsar über einen 2.5-Gigabit-Ethernet-Port, Intel Wireless AX200 fürs WLAN und Bluetooth 5.2 sowie 4x USB-3.2-A, 2x USB-3.2-C-, 1x HDMI-2.1- und 1x Displayport-1.4-Anschlüsse.
Getestete Konfiguration
Ryzen 7 Pro 5750G
32 GB RAM
1 TB NVMe SSD
1 TB 2.5“ Samsung Evo SATA III SSD
Intel Wireless AX200
Windows 10 Pro
Kompakt und solide
Das Aussergewöhnliche an der Primestation Pulsar beginnt schon mit der Verpackung. Diese besteht zu hundert Prozent aus Karton und trägt damit als eines von mehreren Elementen dem Nachhaltigkeitsanspruch des Herstellers Rechnung. Ein weiteres Element ist das Versprechen von
Prime Computer, dass alle Produkte langlebig, wartungsarm und völlig klimaneutral sind. Letzteres gelte für das gesamte Unternehmen, betont Prime Computer auf seiner Website, während das neue Modell als «bisher grössten Fortschritt in Bezug auf Green-IT-Hardware» seit der Firmengründung bezeichnet wird. Die Langlebigkeit der Produkte unterstreicht der Hersteller nicht zuletzt mit einer Garantie von fünf Jahren.
Die nächste Überraschung folgt, wenn man das Gerät aus der Verpackung nimmt. Die Primestation Pulsar ist nämlich nicht nur kompakt mit Abmessungen von 9,1 x 20,3 x 22,5 Zentimeter, sondern auch ziemlich massiv: sie wiegt 4,3 Kilo. Das Gehäuse besteht komplett aus Aluminium mit mattschwarzem Finish, wirkt durch die beidseitigen Rippen wie ein grosser Kühlkörper und erfüllt diese Funktion tatsächlich, denn die neue Workstation kommt wie alle Prime-Computer-Systeme gänzlich ohne Lüfter aus. Darüber hinaus ist die Primestation Pulsar nach IP51 schmutz- und staubresistent.
An der Vorderseite sind einzig der Ein/Ausschaltknopf und das Prime-Computer-Logo zu sehen, sowie mittig eine Art Schlitz – mehr dazu später. Sämtliche Anschlüsse finden sich auf der Gehäuserückseite, inklusive einer Buchse für die Stromversorgung, die über den mitgelieferten Power Brick erfolgt.
Prime Computer hat sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben, weshalb die Verpackung der Primestation Pulsar zu 100 Prozent aus Karton besteht. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Nicht das geringste Geräusch
Beim Einschalten folgt, nach dem überraschend hohen Gewicht, der nächste, allerdings höchst angenehme Schock. Die Workstation Pulsar erzeugt absolut kein Betriebsgeräusch und eignet sich damit perfekt für Arbeitsszenarien und Anwender, die auf Ruhe und Konzentration Wert legen – etwa Kreative, Software-Entwickler, Wissenschaftler und generell Menschen aus dem Bereich Knowledge Working.
Gleichzeitig macht sich das System optisch bemerkbar: Der Schlitz in der Mitte des Gehäuses erweist sich als angenehm blau beleuchtete Betriebsanzeige. Und die 3,5-mm-Audiobuchsen auf der Hinterseite sind mit farbigen LEDs hinterleuchtet: grün für Line-in, blau für Line-out und rot für den Mikrofonanschluss. Mit dem mattschwarzen Gehäuse im schlanken Mini-Workstation-Formfaktor und den dezenten Lichteffekten macht das Gerät in jeder denkbaren Arbeitsumgebung nur schon äusserlich eine ausgesprochen gute Figur.
Auf unserem Testgerät ist Windows 10 Pro vorinstalliert. Der Start erfolgt dementsprechend unkompliziert, und nach einigen Klicks und Eingaben für den Windows-Erststart können wir mit der Installation weiterer Software und mit der Arbeit beginnen. Die Primestation Pulsar unterstützt offiziell Windows 10, Windows 11 – das benötigte TPM-2.0-Modul ist an Bord – sowie Ubuntu Linux. Das Gerät wird für Geschäftskunden üblicherweise ohne Betriebssystem ausgeliefert, so zumindest bei den Distributoren Brack und Bechtle. Die Konfiguration mit dem gewünschten OS übernimmt der Kunde selbst, oder er überlässt sie einem der Reseller von
Prime Computer.
Sämtliche Anschlüsse der Primestation Pulsar finden sich auf der Rückseite – die Audio-Anschlüsse sind mit farbigen LEDs hinterleuchtet. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Leistung kann sich sehen lassen
Als Erstes haben wir die Performance des Testsystems auf Herz und Nieren geprüft, und zwar mit den Benchmark-Apps Geekbench 5.4.3 und Cinebench R23. Die Resultate überzeugen: Im Single-Core-CPU-Test mit Geekbench kommt unser Testgerät auf einen Wert von 1284, das Multi-Core-Ergebnis liegt bei 8225. Damit liegt die Primestation Pulsar zwar nicht an der Spitze der Ryzen-7-Systeme, die im Geekbench Browser aufgeführt sind, aber sie findet sich im oberen Mittelfeld. Im Compute-Test, der die OpenCL-Leistung der GPU misst, kommt das System auf einen Wert von 17’563. Dies übertrifft gemäss Geekbench Browser die Leistung vieler Ryzen-7-basierter Systeme, die nicht offensichtlich mit einer oder mehreren diskreten Grafikkarten der Spitzernklasse ausgestattet sind.
Betrachtet man die Cinebench-Resultate, steht die Primestation Pulsar ebenfalls ziemlich gut da. Das Single-Core-Resultat liegt nach den vollen zehn Minuten Rendering bei 1195 Punkten. In der Liste, die der Cinebench-Entwickler Maxon direkt in der Cinebench-App präsentiert, liegt unser Gerät auf dem vierten von zwölf Plätzen, hinter zwei Systemen mit i7-CPUs der elften Generation und einem i7700K-System und vor Vergleichskonfigurationen mit i9, Ryzen Threadripper 2990WX und Xeon W-3265M. Das Cinebench-Multicore-Ergebnis zeigt 11’074 Punkte an. Auch hier liegt die Primestation Pulsar auf Platz vier, hinter zwei Ryzen-Threadripper- und einem Xeon-System. Dahinter folgen Konfigurationen mit i9, Xeon und i7.
Im Lauf der Benchmark-Tests zeigt sich auch das thermische Verhalten der Workstation. Im Normalbetrieb fühlt sich das Gehäuse im Maximum lauwarm an, und während des relativ kurzen Geekbench-Testlaufs wird es kaum wärmer. Selbst nach mehreren Minuten Cinebench-Volllast wird das Gehäuse in Monster-Kühlkörperform nicht wirklich heiss. Dies ganz im Gegensatz zum üblichen Arbeitsgerät des Autors, einem Intel-i7-basierten Mac Mini, der schon nach einiger Zeit der Nutzung von nicht sonderlich leistungshungrigen Anwendungen beim Anfassen unangenehme Hitze zeigt.
Entsprechend zur Benchmark-Leistung gehen auch die Arbeit mit gängigen Anwendungen wie Office & Co. sowie sämtliche Operationen in der Windows-Oberfläche sehr zügig und ohne merkliche Verzögerungen vor sich. Kreatives Arbeiten haben wir anhand von Photoshop getestet. Die Werkzeuge reagieren schnell, auch Striche mit komplexen Pinseln werden recht zügig auf den Schirm gebracht. Operationen mit Filtern, Masken und dergleichen laufen flott. Es ist kaum vorstellbar, dass die Performance des Systems im Arbeitsalltag jemals an merkliche Grenzen stösst – ausser man ist auf wirklich extrem fordernde Software angewiesen.
Der Schlitz in der Mitte des Gehäuses, das gleichzeitig als massiver Kühlkörper dient, erweist sich als angenehm blau beleuchtete Betriebsanzeige. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Fazit
Die Primestation Pulsar ist ein sehr gelungenes Stück Hardware, das mit durchwegs guter Leistung, ansprechendem Äusseren, totaler Geräuschlosigkeit und starker Nachhaltigkeit glänzt – dies nicht zuletzt wegen des äusserst stabilen Gehäuses und demensprechend hoher zu erwartender Langlebigkeit. Der kompakte Formfaktor lässt das performante System auch in engen Platzverhältnissen zu und wirkt auch auf dem aufgeräumtesten Schreibtisch nicht aufdringlich. Die Workstation eignet sich für Alltags- und anspruchsvolle Anwendungen überall dort, wo es auf Ruhe und Ästhetik ankommt. Einzig der ziemlich hohe Preis trübt das Gesamtbild.
Positiv+ vollkommen geräuschloser Betrieb
+ sehr gute Performance
+ hochwertiges, stabiles Gehäuse
+ ansprechendes Design
Negativ- relativ hoher Preis
Hersteller/AnbieterPrime ComputerPreisab Fr. 2056.–; getestete Konfiguration Fr. 2727.–
WertungFunktionalität 6 von 6 Sternen
Bedienung 6 von 6 Sternen
Preis/Leistung 4 von 6 Sternen
Gesamt 5,5 von 6 Sternen
(ubi)