Der Schweizer E-Mail-Dienst Protonmail, der sich mit seiner End-to-End-Verschlüsselung rühmt, ist in die Kritik geraten, weil er die IP-Adresse eines französischen Klimawandel-Aktivisten an die Schweizer Polizei weitergegeben hat, wie "Techcrunch"
berichtet.
Denn eigentlich schrieb Protonmail (zumindest bisher) auf der eigenen Website: "Standardmässig speichern wir keine IP-Protokolle, die mit Ihrem anonymen E-Mail-Konto verknüpft werden können. Ihre Privatsphäre steht an erster Stelle."
Im Transparenzbericht des Unternehmens heisst es derweil, dass das Unternehmen auf ein über Europol übermitteltes Ersuchen der französischen Behörden um Zusammenarbeit mit der Schweiz hin gehandelt hat. Dazu gehöre auch die Protokollierung der IP-Adressen von Nutzern in "extremen Fällen von Kriminalität".
Im Mittelpunkt der Angelegenheit steht die Gruppe Youth for Climate, welche laut der Pariser Polizei in Verbindung mit der Hausbesetzerszene stehen soll. Dabei werfen die Behörden mindestens einem Youth for Climate-Mitglied Diebstahl, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch vor.
Der Anbieter speichert die IP-Adressen seiner Nutzer also doch (auch wenn nicht standardmässig), und gibt diese, wenn nötig auch heraus. "Es ist bedauerlich, dass für schwere Straftaten gedachte legale Mittel auf diese Weise eingesetzt werden. Aber per Gesetz muss Protonmail den Schweizer Strafuntersuchungen nachkommen. Dies geschieht natürlich nicht standardmässig, sondern nur, wenn es gesetzlich vorgeschrieben ist", relativiert Protonmail-Gründer Andy Yen
via Twitter und versichert auch, dass die Speicherung nur dann erfolgt, wenn eine explizite Anordnung vorliegt.
Mittlerweile hat Protonmail auch
ein Statement veröffentlicht und schreibt, dass man künftig transparent auf diese Verpflichtungen hinweisen wird: "Wir werden unsere Website aktualisieren, um die Verpflichtungen von Protonmail im Falle einer strafrechtlichen Verfolgung besser zu verdeutlichen, und wir entschuldigen uns, falls dies nicht klar war."
(swe)