Protonmail nach Herausgabe von Nutzer-IP-Adresse unter Beschuss
Quelle: Protonmail

Protonmail nach Herausgabe von Nutzer-IP-Adresse unter Beschuss

Der verschlüsselte E-Mail-Dienst Protonmail ist in einen kleinen Skandal verwickelt worden, nachdem er einer gerichtlichen Aufforderung nachgekommen war, der Schweizer Polizei die IP-Adresse eines Nutzers zu übermitteln.
7. September 2021

     

Der Schweizer E-Mail-Dienst Protonmail, der sich mit seiner End-to-End-Verschlüsselung rühmt, ist in die Kritik geraten, weil er die IP-Adresse eines französischen Klimawandel-Aktivisten an die Schweizer Polizei weitergegeben hat, wie "Techcrunch" berichtet.

Denn eigentlich schrieb Protonmail (zumindest bisher) auf der eigenen Website: "Standardmässig speichern wir keine IP-Protokolle, die mit Ihrem anonymen E-Mail-Konto verknüpft werden können. Ihre Privatsphäre steht an erster Stelle."


Im Transparenzbericht des Unternehmens heisst es derweil, dass das Unternehmen auf ein über Europol übermitteltes Ersuchen der französischen Behörden um Zusammenarbeit mit der Schweiz hin gehandelt hat. Dazu gehöre auch die Protokollierung der IP-Adressen von Nutzern in "extremen Fällen von Kriminalität".

Im Mittelpunkt der Angelegenheit steht die Gruppe Youth for Climate, welche laut der Pariser Polizei in Verbindung mit der Hausbesetzerszene stehen soll. Dabei werfen die Behörden mindestens einem Youth for Climate-Mitglied Diebstahl, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch vor.
Der Anbieter speichert die IP-Adressen seiner Nutzer also doch (auch wenn nicht standardmässig), und gibt diese, wenn nötig auch heraus. "Es ist bedauerlich, dass für schwere Straftaten gedachte legale Mittel auf diese Weise eingesetzt werden. Aber per Gesetz muss Protonmail den Schweizer Strafuntersuchungen nachkommen. Dies geschieht natürlich nicht standardmässig, sondern nur, wenn es gesetzlich vorgeschrieben ist", relativiert Protonmail-Gründer Andy Yen via Twitter und versichert auch, dass die Speicherung nur dann erfolgt, wenn eine explizite Anordnung vorliegt.


Mittlerweile hat Protonmail auch ein Statement veröffentlicht und schreibt, dass man künftig transparent auf diese Verpflichtungen hinweisen wird: "Wir werden unsere Website aktualisieren, um die Verpflichtungen von Protonmail im Falle einer strafrechtlichen Verfolgung besser zu verdeutlichen, und wir entschuldigen uns, falls dies nicht klar war." (swe)


Weitere Artikel zum Thema

Alle Protonmail-Apps als Open Source verfügbar

26. April 2020 - Mit der Freigabe der Android-Version von Protonmail hat der Schweizer Mail-Anbieter sämtliche seiner Anwendungen als Open Source veröffentlicht.

Gefälschte ProtonVPN-Software installiert Trojaner

18. Februar 2020 - Der Azorult-Trojaner treibt derzeit sein Unwesen und Angreifer können von Login-Daten bis Kryptowährungen alles Mögliche vom Zielsystem abgreifen. Besonderes Augenmerk gilt dem Problem, weil sich Azorult mit einer besonders ausgefuchsten Kampagne weiterverbreitet: Getarnt als Client der verbreiteten ProtonVPN-Software.

Protonmail und ProtonVPN getestet

17. Februar 2019 - Der Wunsch nach mehr Datenschutz ist in jüngerer Vergangenheit gewachsen. Einfache Tools dazu gibt es aus dem Hause Proton Technologies auch aus der Schweiz. Wir haben die Lösungen getestet.

Kommentare
nicht so cool von Proton
Donnerstag, 14. April 2022, Karbonat Leonie



Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Was für Schuhe trug der gestiefelte Kater?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER