Die Nichtregierungsorganisation Noyb des Datenschutzaktivisten Max Schrems hat im Mai 2021 eine Initiative lanciert, mit der Betreiber von Websites auf deren unlautere Praktiken im Umgang mit den bekannten Cookie-Banners konfrontiert werden sollen. Bei ausbleibender Reaktion sollten nach der Warnung Beschwerden gegen die Betreiber eingereicht werden ("Swiss IT Magazine"
berichtete). Total will Schrems' NGO mehr als 10'000 Websites warnen und gegebenenfalls melden.
Nun kommt es zur ersten Welle von Beschwerden gegen Unternehmen, die der Aufforderung von Noyb nicht nachgekommen sind. Von 516 Unternehmen, die im Rahmen der ersten Welle gewarnt wurden und ihre Cookie-Strategie überarbeiten sollen, haben 82 Prozent nicht oder ungenügend reagiert. Noyb wird daher nun formale Beschwerden gegen die verbleibenden 422 Firmen einreichen, die nicht angemessen reagiert haben, wie die NGO
bekanntgibt.
Bei den konkreten Vorwürfen geht es etwa um die Funktion zum Ablehnen von Cookies, um irreführende Farben bei den Buttons oder um den unberechtigten Claim des "berechtigten Interessens" zum Sammeln von Daten. Nyob gibt bekannt, dass von total mehr als 1000 Verstössen auf 516 Websites mittlerweile 42 Prozent behoben wurden.
Max Schrems kommentiert: "Wir haben auf vielen Websites grosse Verbesserungen festgestellt. Wir sind mit den ersten Ergebnissen sehr zufrieden. Einige grosse Unternehmen wie Seat, Mastercard oder Rewe haben ihre Praktiken sofort geändert. Viele andere Websites haben jedoch nur die problematischsten Praktiken eingestellt. Sie haben zum Beispiel einen Ablehnen-Button hinzugefügt, der aber immer noch schwer zu lesen ist. Die Notwendigkeit einer deutlich sichtbaren Option eine Einwilligung wieder zurückzunehmen stiess bei den Website-Betreibern auf den grössten Widerstand."
Auffällig ist vor allem, dass unter den Unternehmen, die Veränderungswille zeigen, grosse Namen wie Seat, Nikkon und DHL sind, die ganz grossen der Digitalbranche wie Twitter, Amazon, Google und Facebook die Warnung von Nyob gänzlich ignorieren. Schrems: "Grössere Akteure und Seiten, die stark von Werbung abhängig sind, haben unsere Verwarnung weitgehend ignoriert. Sie argumentieren teilweise offen, dass sie das Recht hätten Nutzer mit Manipulationen zu einem Klick auf den Okay-Button zu bringen. Wir werden natürlich auch hier Beschwerden einreichen."
(win)