Die Datenspeicher von Unternehmen füllen sich nach und nach mit immer mehr Dateien, genauso wie die digitalen Fotosammlungen von Privatanwendern. Es ist unumgänglich geworden, sich damit auseinanderzusetzen, wo und wie man die eigenen Daten speichern will. Heute wird für viele Anwendungsfälle der Weg in eine Cloud gewählt, weil sich der Speicherplatz leicht skalieren lässt und sich Anschaffung und Betrieb einer lokalen Speicherlösung erübrigen.
Dennoch gibt es gerade für Privatanwender und KMU gute Gründe, die eigenen Daten inhouse abzulegen und zu verwalten. Hierfür bieten sich unter anderem NAS-Geräte an, die mittlerweile eine ganze Menge an Daten speichern können und durch die Anbindung an das hauseigene Netzwerk flexible Einsatzmöglichkeiten bieten. «Small-Business- und Home-Office-Anwender profitieren mit einem NAS-Server von einer komfortablen Datensicherung, die einfach zu skalieren ist und mit der ein lokaler Zugriff auf ein Laufwerk von mehreren Mitarbeitern unkompliziert möglich ist. Zudem ermöglicht das Setup eine einfache Verwaltung aller Zugriffe – Stichwort simples User-Management», sagt Ruben Dennenwaldt, Senior Product Marketing Manager bei
Western Digital.
Und Frank Schräer, Product Specialist & Marketing beim Thecus-Mutterhaus Caswell, ist der Ansicht, als zentraler Datenspeicher sei ein NAS oder ein Speicherserver für KMU unverzichtbar: «Wenn man gemeinsam an – vor allem grösseren – Dokumenten arbeitet, ist das Teilen von Dateien mit einem NAS deutlich komfortabler, anstatt diese immer wieder per E-Mail oder auf andere Weise hin und her zu schicken. Damit spart man deutlich Arbeitszeit. Dazu kommt die grössere Datensicherheit, wenn man die Daten redundant speichert oder regelmässige Backups einrichtet.»
Mehr als nur eine Speicherlösung
Moderne NAS-Geräte sind mehr als nur Speichergefässe für Daten, wie Manfred Schneider, Field Application Engineer bei
Qnap, erklärt: «Ein 4-Bay NAS ist eine kostengünstige und private Sicherung der eigenen Daten. Firmen behalten somit ihre Daten im Haus und können dennoch flexibel damit arbeiten. NAS-Systeme fungieren nicht mehr wie vor fünf bis zehn Jahren als reine Speicherlösung. Durch Backup, Überwachung oder Virtualisation Software wurde das Einsatzgebiet der NAS um viele Punkte erweitert. Früher war ein NAS gleichbedeutend mit Network Attached Storage und heute ist es ein Network Application Server.» Durch die Verwendung von VPN oder eigenen Diensten sind NAS-Systeme laut Schneider für die Zukunft der weltweiten Datenverteilung vorbereitet. Damit stehe auch dem Arbeiten aus dem Home Office oder von Unterwegs nichts mehr im Weg.
Bei der Verwendung eines NAS mit vier Einschüben für Datenträger lassen sich diese ausserdem in einem RAID-Verbund betreiben, was die Wahrscheinlichkeit eines Datenverlustes senkt und die Sicherheit erhöht. «Mit vier internen Laufwerken können Sie anstelle von RAID 1 auch den effizienteren RAID-5-Verbund nutzen. Hierbei müssen Sie hier nur ein Viertel des gesamten Speichers opfern anstatt der Hälfte, um beim Ausfall einer der vier internen HDDs keinen Datenverlust zu erleiden. Auch wenn Sie zum Start zunächst nur zwei HDDs im 4-Bay NAS verwenden, haben Sie die Option, ohne Sorgen einfach und sehr schnell zwei weitere HDDs in Ihr System zu bringen, um den Speicher zu erweitern», sagt Marcus Koch, Key Account Manager DACH bei
Synology.
Für Frank Schräer von Caswell kommt ein weiterer Vorteil hinzu, nämlich Systemredundanz per Failover beim Betrieb von zwei parallelen NAS. «Im Vergleich zu Cloud-Diensten bietet ein eigenes NAS garantierte Verfügbarkeit, denn Ausfälle wie kürzlich erst bei Google und auch Preiserhöhungen für externe Cloud Services werden vermieden. Darüber hinaus sollten unternehmenskritische oder personenbezogene Daten ohnehin nicht in der Cloud gespeichert werden, denn grosse Cloud-Dienste sind des Öfteren Ziele von Hacker-Organisationen», so Schräer.
Auch ein 4-Bay NAS hat Grenzen
Den Vorteilen einer Speicherlösung mittels NAS stehen jedoch auch einige Limitierungen gegenüber. So lässt sich etwa die Speicherkapazität eines 4-Bay NAS nicht beliebig erweitern, wie Frank Schräer von Caswell vorrechnet: «Die Speicherkapazität hängt allein von den Festplatten ab und 4-Bay NAS können aktuell bis zu 72 TB an Daten halten, wenn man auf Redundanz verzichten kann – oder zwei dieser NAS parallel einsetzt mit dem zweiten als Backup. Bei der Anzahl der User gibt es praktisch keine Einschränkungen für KMU, denn gewisse NAS-Modelle erlauben bis zu 300 verschiedene Nutzer, und wenn man diese noch mit einem Server kombiniert, ist die Zahl der Nutzer sogar unbegrenzt.» Und Ruben Dennenwaldt von
Western Digital fügt an: «Für SOHO-Anwender ist diese Performance völlig ausreichend, bei grösseren Nutzergruppen und Parallelzugriffen kann allerdings die Geschwindigkeit leiden.»
Will man die Datenträger eines NAS im RAID-Verbund betreiben, verringert sich allerdings der zur Verfügung stehende Speicherplatz weiter. «Die Speichereinschränkung bei einem 4-Bay NAS für KMU mit RAID 5 liegt bei 54 TB Speicherkapazität, da die derzeit grösste Festplatte eine Kapazität von 18 TB hat. Durch neuere Netzwerkschnittstellen wie 2,5 Gigabit Ethernet und flexible Erweiterungskarten für Cache oder 10 GbE sind aber mehrere User auch für ein kleines KMU-NAS kein Problem mehr. Der gewählte Prozessor sollte mit seiner Leistung jedoch den Anforderungen der Aufgaben genügen», gibt Manfred Schneider von
Qnap zu bedenken.
Marcus Koch von
Synology sieht kaum Einschränkungen und hauptsächlich Vorteile beim Verwenden eines NAS im KMU-Umfeld: «Solange das NAS ausreichend dimensioniert ist für den Anwendungsfall des Kunden, gibt es genauer betrachtet sogar eher Synergien durch einen Gewinn an Speichereffizienz und eine Kostenersparnis sowie oft einen enormen Komfortzuwachs, zum Beispiel durch sicheren Datenaustausch und den Einsatz umfangreicher und oft kostenfrei mitgelieferter Backup Software. Moderne NAS sind gerade im KMU-Umfeld also sehr breit und umfassend aufgestellt und es gibt annähernd für jeden Anwendungsfall ein passendes Gerät.»
Augen auf beim NAS-Kauf
Um beim Kauf auf das richtige Modell zu setzen, sollte man einige Punkte beachten. Gemäss Marcus Koch von
Synology sollte man die Anschaffung eines NAS nicht nur nach dem aktuellen Bedarf planen, sondern idealerweise mit einem Horizont von mindestens drei bis fünf Jahren: «Zentral sollten dabei die folgenden Punkte sein: die Rechenleistung, welche Anwendungsfälle wie VMs, Datenbanken, Fileserver und dergleichen abgedeckt werden sollen und generell die optionale Erweiterbarkeit des NAS bezüglich Speicher, RAM, Netzwerk et cetera, um die Speicherlösung auch in Zukunft komfortabel und bequem dem wachsenden Bedarf des Unternehmens anpassen oder erweitern zu können.» Manfred Schneider von
Qnap pflichtet ihm bei: «Das NAS sollte durch PCI-Schnittstellen erweiterbar sein. Damit können flexibel weitere Speichereinheiten oder Netzwerkkarten verbaut werden. Für die Langlebigkeit sollte der Prozessor einer der neueren Generation sein und die Netzwerkkarten sollten für die Standards der Zukunft gerüstet sein.»
Des Weiteren spielen Faktoren wie eine einfache Bedienung sowie die Wahl der richtigen Datenträger eine wichtige Rolle, wie Ruben Dennenwaldt von
Western Digital ausführt: «Insbesondere SOHO-Anwender sollten auf ein einfaches User Management sowie auf hohe Leistung und Zuverlässigkeit achten. Dabei ist auch die Auswahl der richtigen internen HDDs wichtig, um die Performance im Dauerbetrieb rund um die Uhr und sieben Tage die Woche zu gewährleisten.»
Zur Zukunft der NAS-Technologie
Auch im Bereich der Netzwerkspeicherlösungen dreht sich das Rad der Technologie stetig weiter und die Hersteller arbeiten unentwegt daran, ihre Produkte zu verbessern. Frank Schräer von Caswell geht aber davon aus, dass in den nächsten Jahren eher Evolutionen denn Innovationen zu erwarten sind, zum Beispiel beim Design, der Netzwerkleistung und der Erweiterung der Funktionalität. Der schnelleren Übertragung der Daten wird dabei eine besondere Bedeutung zukommen, wie Manfred Schneider von
Qnap festhält: «Der neue Netzwerkstandard wird 2,5 GbE sein. Dies sieht man an WiFi 6 mit 2,5 GbE Datendurchsatz und den ersten NAS-Systemen mit 2,5 GbE Ports. Da die Datenmengen immer grösser werden, wird auch der 10-GbE-Standard an Bedeutung gewinnen.»
Bei
Western Digital sieht man die grösste Entwicklung im Bereich der Smartphone Apps und beim Fernzugriff. Beide Aspekte würden in Zukunft immer wichtiger werden, ist Ruben Dennenwaldt überzeugt. «Auch das SSD-Caching von NAS-Servern erlangt mehr Bedeutung. Die Anforderungen an das Speichern, Freigeben und Zugreifen auf personenbezogene Daten steigen, weshalb NAS-Geräte skalierbare Leistung mit erschwinglichen Kosten in Einklang bringen müssen. Durch NAS-Caching kann dies SOHO-Anwendern gelingen», so Dennenwaldt.
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(luc)