Klassische Projektoren haben einen wesentlichen Nachteil: Sie benötigen eine gewisse Distanz zwischen Gerät und Projektionsfläche, ohne Hindernisse in diesem Bereich. Das bedingt oft, dass der Beamer an die Decke geschraubt werden muss. Wenn das keine Option ist, stehen alternativ Kurzdistanz-Beamer zur Wahl, von denen es zwei Ausprägungen gibt, wie Severin Manz, General Manager von Stilus, erklärt. «In der Praxis wird oft zwischen Kurzdistanz- und Ultrakurzdistanzprojektoren unterschieden.» Kurzdistanz-Geräte arbeiten mit einem extrem weitwinkligen Objektiv, während Ultrakurzdistanzgeräte (UST) technisch mit einer Umleitung des Lichtes über einen Spiegel arbeiten. Das Projektionsverhältnis liegt laut Manz bei Kurzdistanzgeräten bei 0,5 bis 1,0:1, während es bei Ultrakurzdistanz-Beamern bei weniger als 0,3:1 liegt. Der Vorteil von Kurzdistanzgeräten liegt auf der Hand: kürzere Kabelwege, kein Blenden von und kaum Schattenwurf durch Referenten, weniger Helligkeitsverlust. Und: «Sofern ein Projektor kurz vor seiner Projektionsfläche installiert werden kann, ist seine Aufstellung sehr einfach. Zusätzlich haben UST oft auch eine Funktion für Interaktivität eingebaut, was nur wegen der Nähe zum Agierenden möglich ist», so Giordano Sticchi, Niederlassungsleiter von
Epson. Trotzdem ist der Marktanteil von Kurzdistanz-Beamern überschaubar und liegt etwa bei Epson bei 15 Prozent, bei Viewsonic bei 5 Prozent. Severin Manz erklärt dies damit, dass Displays mit Grössen von 75 bis 98 Zoll zunehmend erschwinglich sind und deswegen immer häufiger anstelle von Beamern eingesetzt werden. «Soll das Bild grösser als 90 Zoll sein, ist der UST jedoch eine ideale Wahl.»
Erwähnt werden müssen auch die Nachteile von UST. Andreas Fernandez von
Viewsonic: «Im UST-Bereich wird das Bild mit relativ spitzem Winkel auf die Leinwand projiziert. Unebenheiten der Projektionsfläche können das Bild verzerren.» Florian Arnold von Mobilepro erwähnt den kleineren Zoombereich, und Severin Manz in dem Zusammenhang, dass die fixe Ratio nach einer genauen Planung verlangt. Zudem muss beachtet werden, dass die Geräte aufgrund der komplexeren Optik etwas teurer sein können. Als ganz allgemeine Empfehlung nennt das Gros der Hersteller, dass man heute eher auf Laser- oder LED-Geräte setzen sollte, da der Lampenwechsel entfällt, was sich postiv auf die TCO auswirkt. Und: Beratung sei wichtig, denn meist sei der Projektor nur Teil einer Gesamtinstallation, wie Alexander Wyss, Product Manager bei
Acer, weiss.
Vier Fragen rund um Beamer
Wozu kann der LAN-Anschluss genutzt werden?Über den LAN-Anschluss lassen sich die Geräte administrieren. So kann man Firmware-Updates einspielen oder Lampenstunden auslesen. Auch die Remote-Wartung ist möglich. Je nach Gerät ist auch die Bildübertragung via Netzwerk möglich. Giordano Sticchi, Leiter der Epson-Niederlassung Österreich und Schweiz, sagt dazu: «Ein moderner Standard zur Übertragung von Multimediasignalen ist HDBaseT. Die neueste Spezifikation von HDBaseT ermöglicht die Übertragung von Audio, Video, Ethernet, USB und Steuersignale für lange Distanzen.»
Kann jeglicher Content via WLAN übertragen werden?
Prinzipiell ja, allerdings hängt dies stark von der WLAN-Performance ab. «Speziell bei höheren Auflösungen und Bildwiederholfrequenzen können Verzögerungen auftreten; auch können durch weitere aktive WLAN-Geräte Störungen der Verbindung auftreten», erklärt Florian Anrold, Head of Product Management bei Mobilepro.
Wie viel Leuchtstärke in ANSI-Lumen ist zu empfehlen und wie lassen sich die Werte von LED-, Lampen- und Laser-Beamern vergleichen?«Es ist schwer, eine belastbare, allgemeine Angabe zu machen. Für einen normal grossen Besprechungs- oder Schulungsraum, der nicht abgedunkelt wird, sind jedoch schnell 4000 bis 5000 Lumen nötig», erklärt Giordano Sticchi. Zu den Unterschieden von LED- und Lampen- beziehungsweise Laser-Geräten erklärt Severin Manz, dass die Messung von ANSI-Lumen völlig unabhängig von der Lichtquelle sei. Aber: «Bei LED- und Laser- Geräten sind grössere Farbräume möglich, was auch höhere Kontraste und sattere Farben möglich macht, unser Auge nimmt das als heller wahr, in der Messung nach ANSI bleibt es jedoch gleich.»
Wofür stehen die statischen beziehungsweise dynamischen Kontrastwerte?Das statische Kontrastverhältnis gibt im wesentlichen den Helligkeitsunterschied zwischen Schwarz und Weiss in einem Bild an, während das dynamische Kontrastverhältnis den Helligkeitsunterschied zwischen dem hellsten darstellbaren Weiss eines Testbildes bei maximaler Lichtquelle und dem dunkelsten darstellbaren Schwarz eines anderen Testbildes bei minimaler Lichtquelle beschreibt. «Dieser Wert ist theoretisch anzusehen und sagt wenig über die reale Bildqualität aus», erklärt hierzu Andreas Fernandez, Technischer Produktmanager bei Viewsonic.
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(mw)