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Ein NAS zwischen günstig und billig
Quelle: Terramaster

Terramaster F5-420

Ein NAS zwischen günstig und billig

Der chinesische Hersteller Terramaster bietet ­Netzwerkspeicher mit grosser Leistung zum kleinen Preis an. "Swiss IT Magazine" hat dem Budget-NAS auf den Zahn gefühlt.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2019/09

     

Wenn es um den Kauf eines NAS geht, greifen die meisten Käufer zu den üblichen Verdächtigen: Synology und Qnap sind mit Abstand die grössten Player im Markt. Einige wenige Mitbewerber mischen zwar mit, müssen sich aber stets mit den zwei dominierenden Marken vergleichen lassen. Einer dieser Mitbewerber sticht ein wenig aus der Masse: Der 2010 gegründete chinesische Hersteller Terramaster. Die Terramaster-Geräte versprechen potente Hardware zu tiefen Preisen inklusive eigenem Betriebssystem. "Swiss IT Magazine" hat sich ein Terramaster-NAS vorgenommen und stellte sich die Frage: Was, wenn überhaupt etwas, opfert man, wenn man zur günstigen Netzwerkspeicher-Hardware aus China greift?

Wie günstig ist es denn?

Das F5-420 von Terramaster, welches getestet wurde, ist im Handel derzeit ab knapp 650 Franken zu haben. Damit liegt das 5-Bay-Gerät zwischen 100 und 150 Franken unter einem vergleichbaren Synology-NAS (DS1019+). Es gibt also durchaus eine Differenz, diese ist jedoch nicht weltbewegend. Opfern muss man dafür bezüglich der Hardware auf den ersten Blick nicht allzu viel: Beide Geräte nutzen einen Intel-­Celeron-Prozessor mit vier Kernen und verfügen über eine ähnliche Anzahl und Art von Anschlüssen. Die Opfer fallen vorerst eher klein aus – das Terramaster-NAS kommt etwa nur mit 4 GB RAM (das DS1019+ wird mit 8 GB ausgeliefert), und diese lassen sich, falls nötig, relativ günstig nachrüsten.


Für 650 Franken bekommt man bei Terramaster also tatsächlich erstaunlich viel: Der oben erwähnte Celeron-4-Kern-Prozessor hat eine Taktfrequenz von 2 GHz mit Burst-Frequenzen von bis zu 2,42 GHz, die Transcoding Engine ­liefert 4K-Videos mit 30 Bildern pro Sekunde und das Gerät fasst voll ausgestattet 70 Terabyte Daten (max. 14 TB pro Platte). Ausserdem ist es mit einer Grösse von 22,7×22,5×13,6 Zentimetern ziemlich kompakt gebaut und macht auch optisch etwas her. Für die kompakte Grösse nimmt man auf der Gegenseite einen externen Netzteil-Backstein in Kauf – alles hat eben seinen Preis. In der Kategorie externe Anschlüsse bietet Terramaster im Prinzip das Nötigste. Neben dem Stromanschluss und zwei RJ-45 Netzwerkbuchsen findet sich auf der Rückseite des Gerätes je ein USB-2.0- und USB 3.0-Anschluss. Ein Negativfaktor bei den Anschlüssen ist das Fernbleiben eines USB-Anschlusses an der Frontseite, was das spontane oder regelmässige Anschliessen von externen Geräten etwas mühselig macht.

Unboxing & Setup

Der Lieferumfang des Terramaster-NAS umfasst neben dem Gerät selbst das Netzteil, ein Ethernet-Kabel, Schrauben für 2,5- und 3,5-Platten, einen Quick Start Guide und einen einfachen, aber funktionalen Schraubenzieher zum Wechseln der Festplatten. Wie bereits erwähnt überrascht das NAS mit einem hübsch aussehenden Aluminium-Gehäuse, einzig die Front des F5-420 ist aus Kunststoff gefertigt, ebenfalls in derselben schicken Alu-Optik.

Die fünf Trays für die Festplatten sind derweil aus Plastik und fühlen sich etwas billig an. Bei der Installation wird man das Gefühl nicht ganz los, ständig beinahe einen der Trays zu zerbrechen, letztlich lassen sich die Festplatten aber allesamt bequem im Gehäuse installieren.


Für die Inbetriebsetzung wird man auf der Installations-Website, auf die der Quick Start Guide verweist, durch die einzelnen Schritte geführt, um so das NAS bereit zu machen. Schon beim ersten Schritt des Setups wird man etwas überrascht, denn der Guide ist in Standard-HTML-­Forms gehalten, man fühlt sich in die 90er zurückversetzt. Dann folgt ein weiteres Stirnrunzeln: Das Betriebshandbuch wird als Zip-Datei heruntergeladen. Erwartet hätten wir da eher ein PDF oder Ähnliches. Zur Sicherheit vergewissern wir uns, ob wir uns wirklich auf der Terramaster-Page befinden oder gerade einem dreisten Cyberangriff auf den Leim gehen. Es soll nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir uns diese Frage stellen. Das Zip besteht letztlich aus drei PDFs, eines davon das gewünschte Handbuch, der Rest gehört zur Sorte Beipackzettel.

Der nächste Moment des verwirrten Zweifelns ist aber nicht fern. Schon im nächsten Schritt wird man dazu aufgefordert, TNAS PC (die Desktop-Applikation für Terramaster-NAS) herunterzuladen. Auch hier stossen wir, leicht beirrt, auf eine Zip-Datei. Wir checken die URL abermals, um ganz sicher zu gehen, dass alles mit rechten Dingen zugeht, und laden das File herunter. Im Ordner befindet sich nicht nur eine Exe-Datei zum Installieren von TNAS PC, auch ein Ordner mit sämtlichen Konfig-Files, eine Datei für Setup-Informationen und ein Application Manifest liegen bei. Wem das nichts sagt, dem sei erklärt: Software-Bereitstellung geht heute anders.

Das i-Tüpfelchen der Unsauberkeit folgt just beim Installieren von TNAS PC: Windows fragt während der Installation tatsächlich: "Der Herausgeber kann nicht geprüft werden. Wollen Sie diese Anwendung wirklich installieren?"

Ja, wollen wir. Und ja, Software-Bereitstellung geht heute wirklich anders.

Zugang, OS, Handling

Ist die etwas irritierende Installation getätigt, zeigt sich das Terramaster-NAS plötzlich in einem gänzlich anderen Licht. TNAS PC erweist sich als einfach und übersichtlich und verschafft sofortigen Zugang zum NAS über die Web-­Oberfläche. Diese wird von TOS (Terramaster OS) angetrieben, dem hauseigenen Betriebssystem von Terramaster, welches derzeit in der Version 4.0.17 verfügbar ist. Positiv auffällig sind als erstes die Geschwindigkeit und Reaktionszeit des Betriebssystems. TOS besticht mit einer sehr übersichtlichen Oberfläche und reagiert schnell, was zu einem äusserst angenehmen Benutzererlebnis führt. Die Navigation gestaltet sich daher einfach, und wenn man doch nicht mehr weiter weiss, bringt die ziemlich übersichtliche TOS-Hilfe meist Klarheit. Einen grossen Nachteil hat eine weniger bekannte NAS-Marke aber klar: Die bei den grossen Herstellern verfügbare Online-Hilfe aus der Community ist hier beinahe inexistent.

Apps und Funktionen

In der Kategorie Apps bietet Terramaster seinen Benutzern nicht annähernd so viel wie die Konkurrenz, bis auf wenige Ausnahmen sind die wichtigsten Benutzungsszenarien aber abgedeckt. Terramaster bietet die wichtigsten Applikationen aus den Bereichen Medienserver, CRM, CMS, File Sharing, Mailserver und Container-Technologie. Eher knapp sieht es derweil an der VM-Front aus (einzig Java VM ist verfügbar) und auch im Surveillance-Bereich findet sich keine native Applikation auf TOS. Wer Überwachungskameras an seinen Netzwerkspeicher anschliessen will, muss sich das Terramaster-NAS vorerst also nicht näher anschauen. Für affinere Benutzer besteht aber die Option, eigene Applikationen oder Dritthersteller-Apps auf dem Gerät zu installieren. Die Nutzung der existierenden Apps ist derweil sehr angenehm. Die Installationen gehen schnell vonstatten, die Apps funktionierten im Test soweit einwandfrei.

Neben den Apps erlaubt das Terramaster-NAS mit der eigenen Backup-Applikation Sicherungen von Geräten im Netzwerk sowie den Remote-Zugriff von ausserhalb des eigenen Netzwerkes. Letzteres jedoch nicht ohne Umwege: Nachdem wir uns so sehr über die TOS-Oberfläche gefreut hatten, stiessen wir beim Testen des Fernzugriffs auf eine weitere Hürde: Die Smartphone-App TNAS Mobile. Während diese im Apple App Store regulär verfügbar ist, findet man im Android Play Store: Nichts. Auf der Terramaster-Page wird man in einer dunklen Ecke der Downloads-Sektion dann fündig. Hier muss man letztlich einen QR-Code mit dem Smartphone scannen, worauf die App heruntergeladen wird. Um sie dann installieren zu können, muss die Ausführung von unbekannten Installationsdateien auf dem Smartphone aber noch erlaubt werden. Einmal mehr gilt: So stellt man Software in der heutigen Zeit nicht mehr zur Verfügung.


Ist die App aber einmal installiert – mittlerweile wundert es wohl niemanden mehr – laufen alle verfügbaren Optionen einwandfrei, die App lässt sich einmal mehr flüssig und angenehm bedienen.

Immerhin: wenigstens hat der Wahnsinn System. (win)


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