Ein Ring, Computermäuse und Trackpads zu knechten
Quelle: Padrone

Gadget - Padrone

Ein Ring, Computermäuse und Trackpads zu knechten

Padrone ist ein Fingerring, der dereinst Mäuse und Trackpads überflüssig machen soll.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2019/01

     

In Zug entwickeln Marc Speck, Thomas Stauffer und Nicolas Ruchti ein Gadget, das – wie sie selbst sagen – dereinst die Computermaus sowie Trackpads ablösen soll. Das kleine Gerät heisst Padrone und ist ein Fingerring, der dank ausgeklügelter Elektronik die Finger des Nutzers erfasst und anhand dieser Daten den Mauszeiger auf dem Bildschirm bewegt. Voraussetzung ist lediglich eine ebene Oberfläche, auf der die Finger zu liegen kommen und von der kleinen Kamera, die sich an der Unterseite des Rings befindet, abgetastet werden kann. Dank Bluetooth und HID-Interface funktioniert der Padrone ohne Installation mit allen möglichen Geräten, seien dies nun Windows-Rechner, Macs oder aber Android Smartphones. Er kann zurzeit nur am Zeigefinger der linken oder rechten Hand getragen werden. In späteren Versionen sollte er aber auch an anderen Fingern funktionieren, so Thomas Stauffer. Genutzt wird der Ring im Grunde genommen wie ein herkömmliches Trackpad, indem man den Finger über die jeweilige Oberfläche bewegt und darauf tippt. Auch Drag and Drop geht, indem man den Daumen an den Zeigefinger legt, um ein Objekt aufzunehmen. Denkbar ist auch, das Spektrum der möglichen Aktionen weiter auszubauen, wie Marc Speck ausführt. Die Software erkennt auch, wenn man die Hand hebt und auf die Tastatur legt, um zu tippen, und beendet das Tracking. Aufgeladen wird der Padrone übrigens kabellos an der mitgelieferten Ladestation. Eine Ladung soll für einen ganzen Tag reichen.
Die drei Gründer und zurzeit einzigen Angestellten der gleichnamigen Firma arbeiten seit 2014 an ihrem Traum und haben sich bis vor kurzem aus eigenen Mitteln finanziert. Um den nächsten Schritt in Angriff zu nehmen und den Padrone in Serie zu produzieren, setzen sie jedoch auf eine Crowdfunding-Kampagne, die auf Indiegogo läuft und aufgrund ihres Erfolges verlängert wurde. Anstatt der anvisierten 50’000 US-Dollar hat diese aktuell schon über 100’000 Dollar generiert, was CEO Marc Speck zuversichtlich stimmt. Er arbeitet seit der Gründung des Unternehmens Vollzeit für das Projekt und freut sich entsprechend über das rege Interesse am Gadget. Speck und seine Mitstreiter sind ausgewiesene Experten: CTO Thomas Stauffer verfügt über eine Ausbildung in Computerwissenschaften, COO Nicolas Ruchti und Speck selbst haben Abschlüsse im Ingenieurswesen. Sie alle wissen laut eigenen Angaben zudem, was es heisst, ein Produkt zur Marktreife zu bringen.


Der Prototyp des Padrone besteht aus schwarzem Kunstharz, der um die Elektronik sowie die kleine Batterie herum gegossen wurde. Nebst der kleinen Kamera befinden sich Gyrosensoren, ein Chip für die Verarbeitung der eingehenden Daten mittels künstlicher Intelligenz und ein Bluetooth-Sender im Ring. Dennoch ist dieser gerade einmal 8 Gramm schwer, ein Gewicht, das am Finger kaum wahrnehmbar ist. Die erste Version des Padrone ist aber noch recht klobig, was ihn zu einem sehr auffälligen Accessoire macht. Trotzdem lässt er sich bequem tragen und selbst die Kamera, die auf der Unterseite hervorsteht, stört nicht. "Noch vor wenigen Jahren wäre es nicht möglich gewesen, ein solches Gerät zu bauen. Die elektronischen Bauteile waren einfach nicht klein und leicht genug", erklärt Marc Speck. Auch deshalb hätten die drei Gründer ihre Vision beinahe aufgegeben. Heute haben sie jedoch hochtrabende Pläne und sind sicher, dass sich die Masse des Rings in absehbarer Zeit weiter reduzieren lassen.
Viel mehr als die Elektronik beschäftigt Marc Speck jedoch die Form: "Wir möchten eigentlich Schmuck herstellen und weniger ein elektronisches Gadget. Wir planen deshalb, den Padrone in vielen Farben und Formen zu produzie-ren. Es soll nicht nur ein Arbeitsinstrument sein, sondern ein Alltagsgegenstand." Auch andere Materialien wären denkbar, auch wenn beispielsweise gewisse Metalle die Bluetooth-Verbindung stören könnten, weshalb man über die Nutzung anderer Übertragungstechnologien nachdenke, wie Thomas Stauffer sagt. Auf Indiegogo gibt es den Ring in drei Varianten zu kaufen, vorerst aber nur aus schwarzem Kunstharz. Die einfachste Variante kostet 199 US-Dollar, während man für 259 Dollar zusätzlich noch eine Gravur auf der Innenseite bekommt und für 599 Dollar eine auf acht Stück limitierte Ausgabe mit einer handgemachten Gravur auf der Oberseite.

Geliefert werden sollen die fertigen Produkte an die Teilnehmer der Indiegogo-Kampagne bereits im Sommer dieses Jahres. Rund 1000 Stück könne man derzeit produzieren, so Speck. Dies nicht zuletzt, weil das Eingiessen in das Kunstharz noch von den drei Gründern persönlich erledigt wird.


Info: Padrone, www.padrone.design (luc)


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