HD beziehungsweise 4K-Auflösung spielt nicht nur auf dem heimischen Fernseher eine immer grössere Rolle. Auch Computermonitore mit einer Auflösung von 3840×2160 finden sich heute im Portfolio aller grossen Hersteller. Allerdings: Im Gegensatz zum TV-Markt sind 4K-Computermonitore noch kein Mainstream, wie Erkan Sekerci, Sales Director für die DACH-Region bei Iiyama International, erklärt. Im professionellen Einsatz wie bei der Bildbearbeitung und auch beim Gaming steige die Nachfrage zwar stark. Aber: "Das Volumengeschäft wird nach wie vor mit Full-HD-Monitoren gemacht, wobei wir eine stark steigende Nachfrage nach WQHD Auflösung sehen, also 2560×1440 Pixeln." Auch Chris Erkel, Solution Technologist bei Lenovo (Schweiz), erklärt, dass die meistverlangte Auflösung im Moment 1920×1080 Pixel sei. Doch immerhin: Bei Lenovo liegt der Marktanteil von 4K-Displays heute schon bei rund 20 Prozent, und die Tendenz zeige klar nach oben.
Eine Frage der Grösse
Die Nachfrage nach hohen Auflösungen steht allerdings auch in einem direkten Zusammenhang mit der Display-Diagonalen. Bei einer Diagonalen von 24 Zoll, die im Office-Umfeld häufig verwendet wird, machen 3840×2160 Pixel schlicht keinen Sinn – dessen sind sich die Hersteller einig. Stellevertretend erklärt Patrick Weinmann, Client Solutions Field Marketing Manager bei Dell EMC Schweiz: "Bei 24-Zoll und kleineren Monitoren empfehlen wir Full HD, bei 27 Zoll eine QHD-Auflösung und bei grösseren Bildschirmen auch eine 4K-Auflösung." Und er ergänzt: "Mehr ist nicht immer besser! Vor allem bei mobilen Geräten sollte man sich überlegen, ob eine 4K-Auflösung wirklich benötigt wird, da solch hochauflösenden Displays mehr Strom verbrauchen. Ausserdem werden Systeme mit integrierter Grafik mit grosser Wahrscheinlichkeit langsamer, weil der Grafikchip auf der System-CPU sitzt."
Thomas Müller, Country Manager bei Viewsonic, stellt bei 27-Zöllern einen starken Trend zu 4K fest, ist aber der Meinung, dass Bilddiagonalen ab 32 Zoll am besten für 4K-Anwendungen geeignet sind. Bei Viewsonic beträgt der Anteil an 4K-Displays aktuell rund 10 Prozent. Zum Thema 4K-Anwendungen fügt Müller an: "Der Bedarf startet heute schon bei normalen Office-Anwendungen wie Excel und geht bis zur professionellen Foto- und Bildbearbeitung. Die Verfügbarkeit von 4K-Inhalten übers Internet pusht die 4K-Verbreitung in Privathaushalten zusätzlich. Im Gaming gibt es auch eine Tendenz zu 4K, aber hier ist die Entwicklung noch am Anfang."
Chris Erkel von Lenovo erklärt derweil, dass 4K-Displays aktuell vor allem von professionellen Anwendern aus den Bereichen Design, Entwicklung, CAD und Architektur, welche auf detaillierte Darstellungen von Farben und Formen angewiesen sind, sowie von höchst anspruchsvollen privaten Endusern nachgefragt werden. Auch Michel Wals, European Channel & Development Manager; MMD Monitors & Displays Nederland & AOC International, nennt CAD/CAM als Anwendungsszenario für 4K, aber auch die Bildbearbeitung und den Überwachungsbereich. "Wenn viele verschiedene Kamerabilder auf einem Screen dargestellt werden, ist es für den Betrachter natürlich elementar wichtig, dass diese Darstellungen auch über eine hinreichende Schärfe verfügen." Und Luigia Marciello, Produkt Manager Commercial Business bei Acer Computer (Switzerland), ergänzt: "Nebst einer klaren, genauen und scharfen Bildwiedergabe ist der offensichtlichste 4K-Vorteil ganz einfach, dass im alltäglichen Gebrauch mehrere Fenster gleichzeitig offen, sichtbar und zugänglich sind. Somit muss die Ansicht nicht ständig gewechselt werden, was zu einer besseren Übersicht führt."
USB-C, HDR und Design
4K-Auflösung ist jedoch nur eine Entwicklung, die das Display-Geschäft aktuell treibt. Als weitere Trends nennt Marciello beispielsweise USB-C-Anschlüsse, die sowohl zur Daten-, Bildsignalübertragung als auch zur Spannungsversorgung genutzt werden können und sich mehr und mehr durchsetzen. Michel Wals von MMD/AOC ergänzt zu den USB-C-Ports auch RJ45-Schnittstellen als wachsendes Segment. "Darüber hinaus erfreut sich der Einsatz von Monitoren mit Touch-Funktionalität einer interessanten Nachfrage." Hier werde man ab Q3 auch Philips-Modelle anbieten, kündigt Wals in dem Zusammenhang an. Und als weiteres grosses Thema nennt er Farbverbindlichkeit – auch im Consumer-Umfeld. "Denken Sie nur an das längst alltägliche Online-Shopping. Jeder potenzielle Käufer möchte doch genau wissen, wie die Ware letztendlich aussieht."
Denis Luise, Head of Sales Switzerland bei Benq, ergänzt als Markttreiber im Monitor-Geschäft HDR (High Dynamic Range), das für einen grösseren Dynamikumfang (Helligkeitsbereich) steht. Patrick Weinmann fügt zudem randlose Designs an, die zunehmend gefragt sind, und bei Samsung sieht man eine wachsende Nachfrage nach Curved-Geräten und Large Format Displays mit 34 bis 49 Zoll. Letzteres bestätigt auch Thomas Müller von Viewsonic. "Wir sehen eine sehr hohe Nachfrage an unserem 43 Zoll-Modell, das beispielsweise Multi-Monitor-Setups ersetzt. Dazu fragen die Kunden zunehmend bessere Panels mit höherer Farbraumabdeckung an. Hier stehen Technologien wie IPS und VA im Mittelpunkt." Und Chris Erkel von Lenovo ergänzt schliesslich, dass nebst dem Wunsch nach möglichst flachen und randlosen Display auch die technische Anbindung zunehmen wichtiger wird – sprich beispielsweise Support von Tiny-PC, die integrierte IR-Cam (Windows Hello), der USB-C Port, Daisy-Chain-Support und Low Blue Light.
Das perfekte Display
Auf die abschliessende Frage, was ein KMU grundsätzlich bei der Beschaffung von Displays beachten sollte, erklärt beispielsweise Fujitsu, dass 27 Zoll eine gute Grösse sei, da sie sehr gut in einen ergonomischen Arbeitsplatz integrierbar ist. "Kritisch ist dabei die Höhe der obersten Bildzeile. Die darf auf keinen Fall höher als das Auge des Betrachters sein." Optimal sei ein 35 Grad nach unten geneigter Sehstrahl zur Bildmitte. "Das beschränkt die Höhe und somit auch die Grösse eines Monitors. Aus dem Grund geht man bei grösseren Diagonalen auch zu breiteren Seitenverhältnissen über – zum Beispiel 34 Zoll im 21:9 Format."
Benq’s Denis Luise sagt derweil: "Zunächst ist für die Wahl des passenden Displays – neben der Budgetfrage – der Einsatzzweck, sprich die verwendete Software, entscheidend. Zudem sollen die Leistungsfähigkeit der Grafikkarte und die vorhandenen Anschlüsse berücksichtigt werden." Für Office-Anwendungen sei auf ergonomische Verstellmöglichkeiten (höhenverstellbar, schwenkbar und neigbar) des Displays zu achten. Zudem seien augenschonende Features (Low Blue Light, Flickerfree) für die tägliche Arbeit am Bildschirm wichtig, so Luise.
Luigia Marciello (Acer) findet, dass generell bei der Investition in einen Monitor nicht gespart werden sollte, schliesslich sei er ein elementares Eingabe- respektive Ausgabemedium am Arbeitsplatz. "Grundsätzlich wird durch einen hochwertigen Monitor die Ergonomie – dazu zählen wir die Verstellbarkeit, aber auch Blue-Light-Filter und andere augenschonende Technologien – und dadurch auch die Mitarbeiterzufriedenheit dauerhaft verbessert. Unsere Erfahrung zeigt aber auch, dass während für viele Mitarbeiter eine höhere Auflösung einen klaren Mehrwert bedeutet, oftmals ältere Mitarbeiter mit so einer Pixeldichte nicht glücklich werden. Der Rat wäre somit, eine individuelle Lösung anzustreben."
Und Patrick Weinmann von Dell ECM schliesslich gibt zum Abschluss zu Protokoll, dass man KMU für eine optimale Effizienz empfehle, entweder mehrere kleinere Bildschirme einzusetzen – also 24-Zoll-Monitore – oder sich einen grossen Monitor anzuschaffen – beispielsweise ein 34-Zoll-Monitor mit extra breitem 21:9-Format. "In einer Studie, die Dell 2015 zusammen mit IDC Infobrief durchgeführt hatte, konnten wir so zum Beispiel ermitteln, dass die Produktivität beim Einsatz von zwei Bildschirmen um bis zu 18 Prozent gesteigert werden kann." Die Verwendung von 4K-Displays schliesslich macht dann Sinn, wenn man entweder über einen grossen Monitor verfügt oder eine Content-spezifische Auflösung benötigt.
(mw)