360-Grad-Kameras sind aktuell in aller Munde, die meisten kennen sie allerdings nur vom Hören-Sagen. "Swiss IT Magazine" war über den Sommer hinweg in der komfortablen Lage, drei dieser neuen Geräte unter die Lupe nehmen zu dürfen. Nach Samsungs Gear 360 (
Test hier) und Ricohs Theta S (
Test hier) nun auch LGs 360 Cam. Alle drei zeichnen sich durch zwei Gemeinsamkeiten aus: Sie sind klein und handlich und sind mit einem vergleichsweise geringen Preis für viele erschwinglich.
Die
LG 360 Cam ist im Schweizer Handel aktuell für rund 200 Franken zu haben und damit das günstigste Gerät aus dem getesteten Trio. Die Kamera liegt leicht in der Hand mit Massen von 40 x 97 x 25 Millimeter. Hersteller LG bietet neben dem Ein- und Ausschalteknopf nur noch einen weiteren Knopf. Drückt man diesen kurz, ist das erste Foto gemacht, nach längerem Draufdrücken macht man ein Video – erkennbar am rot blinkenden Licht unter der Linse. Dass die Kamera kein Display aufweist, wie man es von herkömmlichen Digitalkameras oder dem Smartphone kennt, ist ungewohnt. Ein Smartphone mit installierter LG-360-Cam-App muss als Ersatz her, wenn man erkennen will, was man gerade festhält.
Unscharfe Bilder
Zuerst sorgt die 360-Grad-Kamera für Begeisterung, denn wo sonst sieht man einen ganzen Raum auf einem Bild und kann in alle Richtungen schwenken und zoomen. Nach dieser ersten Euphorie folgt die Ernüchterung allerdings schnell. Betrachtet man die aufgenommenen Bilder und Videos in der zugehörigen App, fällt nämlich auf, dass die Qualität der Aufnahmen zu wünschen übrig lässt, vor allem die der Videos. Dies trotz angepriesener 13-MP-Kamera mit Weitwinkelobjektiv und 2K-Unterstützung. Was mich auch stört: Ich wäre als Fotograf lieber hinter der Kamera geblieben, aber versuchen Sie mal, der Linse einer 360-Grad-Kamera zu entkommen… Aber dafür kann
LG natürlich nichts.
Mit dem iPhone verbinden, geht doch nicht
Bis die Kamera läuft, sollte man ein paar Dinge beachten, die in der Bedienungsanleitung entweder gar nicht oder nur klein gedruckt zu finden sind. Zum einen funktionierte zumindest bei meinem iPhone die App namens 360 Cam Manager nicht. Nach dem Installieren und dem Akzeptierten ellenlanger Linzenzvereinbarungen poppte im Test der nette Hinweis auf: "Die Kamera ist nicht verfügbar. Bitte versuchen Sie es später erneut."
Das Problem scheint bekannt zu sein: Die Agentur, die uns das Testgerät freundlicherweise hat zukommen lassen, hatte auf Probleme mit iOS bereits hingewiesen – und vorsichtshalber das Android-Smartphone G5 von
LG mitgeschickt. Mit diesem klappte die Verbindung via WLAN und Bluetooth dann auch wunderbar.
Mühsam ist, dass man fürs Einrichten ein Passwort benötigt, das nur findet, wer sich die Mühe macht, die Bedienungsanleitung in Miniaturformat auch wirklich genau durchzulesen. Und: Eine Mini-SD-Karte fürs Fotografieren ist Voraussetzung, findet sich allerdings nicht im Lieferumfang, lediglich ein wiederum klein gedruckter Hinweis auf der Verpackung.
Ein Quick Start Guide – sozusagen für Dummies, wie etwa bei der Theta S mitgeliefert – wäre auf jeden Fall praktisch gewesen und hätte das Einrichten der kleinen Kamera inklusive App um einiges beschleunigt.
Neue Perspektiven
Das Fazit nach dem Test lautet: 360-Grad-Kameras eröffnen neue Perspektiven, um Erinnerungen mal anders festzuhalten. Noch eine extra Kamera mit mir herumzutragen, finde ich als Testerin allerdings nicht attraktiv. Insbesondere da diese weder wasserfest ist wie eine Actionkamera, noch qualitativ hochwertige Fotos schiesst wie eine Spiegelreflexkamera und auch nicht verschiedenste Funktionen vereint wie ein Smartphone. Von daher besteht die realistische Möglichkeit, dass das neue Gerät nach der ersten Begeisterung im Regal verstauben könnte.
Die LG-Kamera im Speziellen ist aber nicht die schlechteste Wahl. Wenn dann mal alles richtig eingestellt ist, ist sie einfach in der Handhabung und der vergleichsweise günstige Preis spricht für sich. Optisch ist die Kamera mit dem silbernen und grauen Plastikgehäuse sicher nicht jedermanns Sache, dafür ist die Schutzkappe praktisch und eignet sich auch als Standfuss. Wer sich also von 360-Grad-Aufnahmen begeistern lässt und sich auch mit qualitativ weniger hochwertigen Ergebnissen zufrieden gibt, dem sei die
LG 360 Cam weiterzuempfehlen.
(aks)