Im Mai hat
Microsoft in New York mit grossem Tamtam sein neuestes Tablet vorgestellt, das Surface Pro 3. Anstatt die bisherige Produktelinie mit 10,6-Zoll-Display weiterzuführen hat man sich in Redmond entschieden, neu auf eine Diagonale von 12 Zoll zu setzen und das Gerät nun definitiv als Notebook-Ersatz zu positionieren. Dabei hat man es insbesondere auf ein Gerät abgesehen: das populäre Macbook Air.
In einem Microsoft-Werbespot, der derzeit in den USA läuft, wird der besonders flache Apple-Rechner direkt mit dem neuen Microsoft-Tablet verglichen und sieht dabei natürlich ziemlich alt aus. Doch wie verhält es sich in der Realität? Ist das ab dem 28. August auch hierzulande erhältliche Surface Pro 3 tatsächlich besser als das Macbook Air? Und inwiefern unterscheidet es sich von den Vorgängermodellen? "Swiss IT Magazine" hatte Gelegenheit, das Gerät in den USA vor dem offiziellen Verkaufsstart in der Schweiz bereits zu testen und kennt die Antworten.
Nur 800 Gramm schwer
Auf den ersten Blick sieht man keinen Unterschied zwischen dem aktuellen Surface Pro 2 und dem neuen Surface Pro 3, ausser dass das Tablet wegen seinem grösseren Display natürlich auch etwas grösser geworden ist. Farbe, Design und Verarbeitung sind identisch und wissen zu gefallen. Am erstaunlichsten ist aber, dass das Gerät leichter und dünner geworden ist. Während das Vorgängermodell noch rund 900 Gramm auf die Waage brachte, sind es beim grösseren Surface Pro 3 nur noch 800 Gramm. Zudem ist es mit 9,1 Millimeter deutlich dünner als das Surface Pro 2 mit seinen 13,5 Millimetern, und auch nur unwesentlich dicker als das Windows-RT-Gerät Surface 2.
Auch wenn bei beiden Werten die ansteckbare Tastatur, die das Tablet erst zu einem richtigen Arbeitsgerät macht, noch nicht mit eingerechnet ist, können sich die Zahlen durchaus sehen lassen. Das Microsoft-Tablet kann es problemlos mit dem Macbook Air von Apple aufnehmen. Es gibt sicher andere (Windows-)Tablets die diesbezüglich im Vorteil sind, aber kaum dieselbe Hardware bieten.
Von Core i3 bis Core i7
Das Surface Pro 3 ist in verschiedenen Varianten erhältlich. Bei unserem Testgerät handelte es sich um ein Modell mit einem Core-i5-Prozessor von Intel, einer SSD mit 128 GB Speicherplatz und 4 GB RAM. Der Listenpreis dafür liegt bei 1129 Franken (ohne Tastatur). Für den Durchschnittsnutzer ist diese Konfiguration was Preis und Leistung betrifft vermutlich die beste Lösung. Es gibt einerseits noch genug freien Speicherplatz nach der Installation aller Programme und Apps, andererseits sind wir im Test punkto Performance nie an unsere Grenzen gestossen – im Gegenteil: Alles lief stets schnell, reagierte prompt, ohne Verzögerungen.
Neben dem von uns getesteten Modell gibt es noch ein paar teurere Varianten mit mehr RAM, Speicherplatz oder einem Core-i7-Prozessor sowie eine günstigere Variante, die allerdings nur mit einer SSD mit 64 GB und einem Core-i3-Prozessor aufwarten kann. Diese Konfiguration kostet 899 Franken. Interessanterweise findet man bei verschiedenen von uns besuchten Surface-Resellern in den USA allerdings nur Demo-Modelle mit Core-i5-Prozessoren. Da stellt sich natürlich sofort die Frage, wie es um die User Experience mit dem günstigsten Modell steht. Ist es am Ende nur ein Lockangebot? Man sollte sich einen Kauf dieser Ausführung auf jeden Fall zwei Mal überlegen, auch wenn sich der interne Speicher mit einer SD-Karte noch erweitern lässt.
Was die Anschlüsse betrifft, bietet das Surface Pro 3 keine Neuerungen. Es gibt leider nach wie vor nur einen USB-3.0-Port – für ein Business-Gerät aus unserer Sicht etwas mager, und Platz gäbe es genug. Zum Glück gibt es für ein paar wenige Franken entsprechende Adapter. Positiv zu erwähnen ist, dass
Microsoft nun den neuen WLAN-Standard 802.11 ac unterstützt – dafür verzichtet man nach wie vor auf ein Mobilfunkmodem. Weiterhin vorhanden ist ein Mini-Displayport-Anschluss.
Zur Hardware gilt es weiter anzumerken, dass das Gerät im Betrieb auf der Rückseite durchaus heiss werden kann. Bei starker Beanspruchung ist auch der Lüfter hörbar, aber wirklich nur dann und das auch nicht wirklich störend. Die Akkuleistung liegt, soweit wir im Rahmen unseres Hands-on-Tests in Erfahrung bringen konnten, im Bereich dessen was Microsoft verspricht, also bei 9 Stunden Browsen im Web.
Display mit 3:2 statt 16:9
Nun zum Herzstück des Surface Pro 3, dem 12-Zoll-Display. Dieses löst mit 2160x1440 Pixel auf und lässt damit das aktuelle Macbook Air von Apple deutlich hinter sich. Das Display des neuen Microsoft-Tablets ist aber nicht nur scharf, auch die Farben überzeugen. Zudem handelt es sich um einen Touch-Bildschirm, der schnell und präzise reagiert. Auch das ist ein klarer Pluspunkt.
Weniger gut gefallen hat uns, dass das Display wie bereits bei den Vorgängerversionen ziemlich stark spiegelt. Dafür hat
Microsoft vom 16:9- zum 3:2-Format gewechselt, um so mehr Informationen darstellen zu können. Und tatsächlich gewinnt man in Word oder Excel im Vergleich zu einem Gerät mit 16:9-Display ein paar Zeilen mehr, um nur ein Beispiel zu nennen. Zudem kann man dank dem mittlerweile eher ungewöhnlichen Format eine A4-Seite fast 1:1 betrachten. Trotz allem ist das 3:2-Format gewöhnungsbedürftig, und wer das Business-Gerät ab und an auch privat nutzen und sich einen Film anschauen möchte, wird im wahrsten Sinne des Wortes Schwarz sehen, nämlich in Form von zwei dicken Balken oben und unten.
Neben dem Display hat Microsoft im Vergleich zu den bisherigen Surface-Modellen auch den Kickstand deutlich verbessert. Neu kann der in die Rückseite des Tablets integrierte Ständer stufenlos eingestellt und der Neigungswinkel des Displays je nach Situation angepasst werden. Um dies zu ermöglichen und einen sicheren Halt zu gewährleisten, wurde der Widerstand erhöht, und es braucht nun deutlich mehr Kraft, um den Kickstand zu verstellen. Aber keine Angst: Der Mechanismus wirkt ausgereift und sollte nicht so schnell einen Defekt erleiden.
Aktualisierte Accesoires
Mit dem Surface Pro 3 kommt auch eine neue ansteckbare Tastatur auf den Markt. Allerdings wird das Type Cover nach wie vor separat verkauft. Das heisst zum Preis für das Tablet (ab 899 Franken) müssen in jedem Fall noch 145 Franken dazu addiert werden, denn ohne das Cover ist das Gerät nicht wirklich eine Notebook-Alternative.
Das neue Type Cover bietet einige Verbesserungen. Es ist zum Beispiel in der Höhe verstellbar. Wie bei einer herkömmlichen Tastatur gibt es zwei Positionen, ganz flach oder etwas angewinkelt. Letztere ist angenehmer zum Tippen, allerdings gibt die Tastatur trotz solider Verarbeitung bei jedem Anschlag etwas nach. Das stört am Anfang, man gewöhnt sich aber rasch daran. Ein Nachteil bleibt jedoch: Der unterste Bereich des Displays ist mit angewinkeltem Type Cover mit den Fingern nur noch schwer erreichbar.
Weiter gibt es ein im Vergleich zu den bisherigen Covers deutlich grösseres Touchpad, das eine sehr präzise und schnelle Navigation inklusive Multi-Touch-Gesten ermöglicht. Allerdings mussten wir uns auch hier erst an die neue und äusserst glatte Oberfläche gewöhnen.
Mit dem Surface Pro 3 mitgeliefert wird auch ein neuer sogenannter Digitizer, der sich durchaus sehen und nutzen lassen kann. Der Stift ist zwar nicht der leichteste, aber liegt trotzdem gut in der Hand und ermöglicht eine genaue und verzögerungsfreie Eingabe. Während die Stift-Bedienung bei einigen anderen Tablets mehr schlecht als recht ist, macht sie hier wirklich Spass und ist ein echter Mehrwert. Und damit man das nützliche Helferlein nicht so schnell verliert, ist es magnetisch und lässt sich seitlich an das Surface andocken.
Wer ist nun besser?
Microsoft hat mit dem Surface Pro 3 definitiv eine Notebook-Alternative geschaffen. Ein tolles Display, eine durchaus brauchbare ansteckbare Tastatur und zeitgemässe Hardware sorgen dafür, dass das Gerät bei vielen Anwendern tatsächlich das aktuelle Notebook ersetzen könnte. Ist es aber auch besser als das Macbook Air, wie in der Werbung gemutmasst wird? Ja und Nein. Was das Display betrifft ganz bestimmt – bis auf das Format, an das man sich erst gewöhnen muss. Zudem ist das Microsoft-Tablet günstiger, allerdings nur in der Einstiegsvariante und ohne Tastatur (womit das Gerät wie erwähnt nicht wirklich ein Notebook-Ersatz ist). Sonst hält man sich preislich die Waage.
Auch punkto Performance und Ausstattung bewegt man sich auf Augenhöhe, wobei das Air einen USB-Anschluss mehr bietet. Zudem braucht das Macbook durch seine klassische Bauweise auf dem Schreibtisch etwas weniger Platz, der Akku hält länger und die Tastatur, und das Trackpad sind in unseren Augen immer noch besser als die des neuen Type Cover für das Surface Pro 3. Dafür kann das Macbook Air definitiv nicht in ein Tablet verwandelt und mit den Fingern bedient werden – zumindest noch nicht. Seit längerem wird nämlich sowohl über ein (Touch-)Display mit Retina-Auflösung für das Macbook Air oder ein grösseres iPad spekuliert. Damit könnte Apple die derzeit tatsächlich bestehenden Lücken zum Surface Pro 3 schliessen. Bis das der Fall ist, geht unser Vergleich unentschieden aus.
(mv)