Green ICT ist das Synonym für eine umwelt- und ressourcenschonende Informations- und Kommunikationstechnologie und damit für intelligente und nachhaltige Effizienzsteigerung und Energieeinsparung. Ganz praktisch helfen beispielsweise Home Office, mobiles Arbeiten und virtuelle Meetings Reisekosten und -zeiten zu senken, oder Telehousing, Hosting- und Cloud-Lösungen tragen dazu bei, den Energieverbrauch im Rechenzentrum zu reduzieren. Schliesslich wird Green ICT in Zukunft auch als Imagefaktor bei Mitarbeitenden und der Öffentlichkeit noch mehr an Bedeutung gewinnen.
Swisscom selbst engagiert sich stark in Fragen der Nachhaltigkeit. So setzt das Unternehmen zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien, das Rechenzentrum in Zollikofen verbraucht 30 Prozent weniger Energie als herkömmliche Rechenzentren. Mit der Inbetriebnahme des im Bau befindlichen Rechenzentrums Bern-Wankdorf wird sich diese Bilanz nochmals verbessern. Swisscom nutzt selbst Green-ICT-Lösungen. So können beispielsweise mehr als 16 000 Swisscom Mitarbeitende mit Unified Communications & Collaboration ortsunabhängig miteinander kommunizieren und die wichtigsten Standorte sind mit Videokonferenzsystemen vernetzt.
Green-ICT-Thema umfassend untersucht
Um die Einstellung ihrer Kunden zur Umwelt und zum Thema Green ICT besser zu verstehen und deren Bedeutung aus Kundensicht einzuschätzen, hat Swisscom gemeinsam mit der Universität St. Gallen die Studie «Umwelt und Green ICT in Schweizer Unternehmen» durchgeführt.
Die Studie betrachtet sowohl die ökologische Seite:• Wie gross ist im Thema Umwelt die persönliche Beteiligung , gibt es Umweltrichtlinien im Unternehmen, wie wichtig sind klimafreundliche Produkte und Dienste und wie stark werden diese eingesetzt?
als auch die soziale und ökonomische Seite der Thematik:• aus welchen Motivationen (Mitarbeitenden, Öffentlichkeit, Kosten) werden nachhaltige ICT-Dienstleistungen eingesetzt, welche Hindernisse bestehen, wie wichtig ist das Image von Partnerunternehmen?
Diesen und weiteren Fragen ist man in der Studie nachgegangen und es wurden dazu zahlreiche Interviews durchgeführt, sowohl persönlich als auch online.
Deutliche Abhängigkeit von der Unternehmensgrösse
Die befragten Personen schätzen sich in Umweltfragen als sehr sachkundig ein. Daraus mag die Bereitschaft resultieren, persönliche Opfer zur Erhaltung der Umwelt zu erbringen. Für die weiblichen Befragten besitzt das Thema eine sehr hohe Priorität. Das Problembewusstsein der Unternehmen ist ebenfalls hoch.
Einen Hinweis darauf, wie ausgeprägt umweltbewusstes Denken im Unternehmen ist, gibt die Existenz einer Umweltrichtlinie. Das Resultat ist uneinheitlich: Rund 40 Prozent der kleinen Unternehmen haben explizite Richtlinien, aber ebenso viele haben keine. Grosse Unternehmen haben dagegen zu mehr als 80 Prozent Umweltrichtlinien verabschiedet.
Dieser deutliche Unterschied zwischen kleinen und grossen Unternehmen erweist sich im Verlauf der Studie bei vielen Fragen als statistisch signifikant. Grosse Unternehmen kennen sich meist sehr gut mit ökologischen Themen aus und achten auf ihr Image und Engagement, nicht zuletzt, weil sie in den Augen der Geschäftspartner sowie für Mitarbeiter attraktiv sein möchten. Kleine Unternehmen haben weniger Erfahrung mit Umweltthemen; sie konzentrieren sich eher auf das Alltagsgeschäft. Kleinunternehmen legen im Gegensatz zu grossen Unternehmen auch weniger Wert darauf, dass ihre Geschäftspartner ein umweltfreundliches Image haben und sich für die Umwelt engagieren, während dies bei grossen Unternehmen vor allem bei der Entscheidung für oder gegen potenzielle Geschäftspartner oft eine entscheidende Rolle spielt.
Motivation: Kosten, Verantwortung und Image gleichwertig
Das Interesse an Green ICT ist insgesamt betrachtet eher tief. Vor allem kleine Unternehmen haben - verglichen mit grossen - ein eher geringes Interesse an diesem Thema. Hingegen haben grosse Unternehmen das darin steckende Potenzial erkannt und mehr Erfahrung mit Green-ICT-Lösungen gesammelt. Einigkeit herrscht jedoch bei der Frage, ob ein Aufpreis für so genannte grüne Lösungen akzeptabel ist. Das ist nicht so, findet die Mehrheit der Befragten. Ein Aufpreis, so argumentieren kleine wie grosse Unternehmen, müsse in einem ökonomischen Kosten-Nutzen-Verhältnis stehen; erst dann gilt der Umweltfaktor als gewichtiges Verkaufsargument.
Wenn sich Unternehmen für den Einsatz von Green-ICT-Lösungen entschieden haben, sind hauptsächlich Kosteneinsparungen ein Thema, knapp gefolgt, einen Beitrag im Rahmen der sozialen und unternehmerischen Verantwortung zu leisten. Darüber hinaus spielt das Image und die Unternehmensleitung als Treiber der Initiative eine entscheidende Rolle.
Werden Green-ICT-Lösungen nicht eingesetzt, so fehlt hauptsächlich eine Übersicht über die effizientesten Produkte und Dienste oder es mangelt an Know-how bei der Umsetzung. Interessant ist, dass sich kleine Unternehmen bei der Adaption von Green-ICT-Lösungen sehr einfach tun; grosse Unternehmen empfinden dies als viel schwieriger, weshalb sie sich Unterstützung oder Coaching durch erfahrene Unternehmen vorstellen können.
Umweltthemen im Alltag präsent
Ähnlich wie die Existenz einer Umwelt-richtlinie gibt auch das Thema CO2-Analyse Aufschluss über das Verhältnis zur Umwelt. Tatsächlich analysiert die überwiegende Mehrheit der kleinen Unternehmen momentan nicht, wie viel CO2 sie jährlich emittieren und wie hoch das Einsparpotenzial sein könnte. Hingegen berechnet bereits mehr als die Hälfte der Grossunternehmen ihre CO2-Produktion und denkt über deren Reduktion nach.
Die Umwelt ist ein konstanter Begleiter im Alltag von Schweizer Unternehmen – sei es im Rahmen von internen Aktionstagen oder bei öffentlichen Engagements im Dienste der Umwelt. Bei grossen Unternehmen ist die Thematik in der Organisationsstruktur fest verankert. Diese können es sich nicht leisten, ökologische Themen hintenanzustellen. Denn die Medienwelt und Gesellschaft sind gerade hinsichtlich grosser Unternehmen sehr aufmerksam.
Studie: Umwelt und Green ICT
Die Studie hat ihren Schwerpunkt bei Schweizer Unternehmen. Befragt wurden - in persönlichen Interviews sowie online - Geschäftsführer und IT-Leiter. An der elektronischen Umfrage haben sich 463 Unternehmen beteiligt. Dies entspricht einer Schlussbeteiligung von 7.4 Prozent. 20 Prozent der befragten Personen sind weiblich, 80 Prozent männlich.
Neun von zehn Interviewpartnern gehören der höchsten Führungsebene im Unternehmen an (CEO, CIO); rund zehn Prozent kommen aus der mittleren Führungsebene. Am stärksten ist die Meinung kleiner Unternehmen in dieser Studie vertreten: Sie stellen 90 Prozent der Befragten. Je 5 Prozent gehören grossen und mittleren Unternehmen an.
Die Branche Bauen & Wohnen steht mit 14.3 Prozent an der Spitze der Beteiligung, gefolgt von Detailhandel & Konsumgüter (11.7 Prozent) und Telekommunikation & IT (9.1). Am anderen Ende der Skala finden sich die Branchenvertreter von Transport & Logistik (3.5 Prozent), Banken & Vermögensverwaltung (3.5) sowie Gastronomie & Tourismus (3.8).
Bei den Regionen kommen die meisten Beteiligungen erwartungsgemäss aus dem Raum Zürich (21.3 Prozent), die Genferseeregion ist mit 16.2 Prozent der Befragten vertreten, das Mittelland mit 14.6 Prozent.