Wir machen das Leben in der Stadt einfacher» lautet der Leitspruch des Start-ups Localuncle, das Ende Dezember die zweite Version ihres ortsbasierten Question and Answer Service gelauncht hat. Philip Estrada Reichen, CEO und Mitgründer von Localuncle, erklärt den Grundgedanken, auf dem das Start-up fusst: «Ich bin in Mexiko geboren und aufgewachsen, habe dann aber eine gewisse Zeit in Shanghai und New York gelebt und festgestellt, dass sich einem stets die gleichen Fragen stellen, wenn man in eine Stadt zieht: Wo läuft heute Abend etwas? Wo finde ich ein nettes Kaffee?» Mit der App Localuncle, wolle man seinen Kunden die Möglichkeit bieten, Antworten auf diese Fragen zu erhalten – und dies in Echtzeit und zu jedem beliebigen Ort auf der Welt.
Vom Start-up zum Start-up
Die Wurzeln von Localuncle liegen beim Start-up Get Your Guide, über das Touren und Aktivitäten überall auf der Welt gebucht werden können. Philipe Fatio, Mitgründer und CTO von Localuncle, war dort der erste Angestellte und erhielt die Chance, intern ein kleineres Projekt aufzubauen. So entstand Loqize.me, eine Website, mit Hilfe derer die User Fragen zu gewissen Orten stellen konnten, um von Leuten, die sich dort auskennen, eine Antwort zu erhalten. Estrada befand sich zu dieser Zeit in New York, wo er für das Start-up Pixable tätig war. «Ich stand im regen Kontakt mit den Leuten von Get Your Guide, da sie Freunde aus meiner Studienzeit an der ETH waren. Als klar wurde, dass Loqize.me nicht mehr viel mit dem Kernprodukt von Get Your Guide zu tun hatte, entschlossen die Gründer von Get Your Guide, Fatio und ich uns dazu, aus dem Projekt Loqize.me ein neues Start-up zu formen», erzählt Estrada.
Anonym trotz Tracking
Mit dieser Entscheidung kam auch der Umbau der Website zu einer iPhone App, die nun kostenlos im App Store erhältlich ist. Öffnet man die App, erscheint in der oberen Hälfte des Screens eine Weltkarte, auf der verschiedene Gegenden und Orte erfasst sind. Im unteren Bereich findet man eine Auflistung der Konversationen, die im anvisierten Teil der Karte zu diesem Zeitpunkt geführt werden. Will man nun eine Frage zu einem bestimmten Ort stellen, tippt man diese in das dafür vorgesehene Feld in der Mitte des Screens und drückt anschliessend auf den «Fragen»-Knopf. Die Frage wird dann in Form einer Push-Nachricht an einige Mitglieder der Community gesendet, die sich gerade an diesem Ort aufhalten oder öfters dort anzutreffen sind. Ein Algorithmus stellt dabei sicher, dass die Nutzer nicht mit Fragen überschwemmt werden. «Wir nehmen lieber in Kauf, dass eine Frage mal an niemanden geht, als dass unsere User mit Fragen bombardiert werden. Die Frage bleibt in diesem Fall trotzdem in der App sichtbar und kann so in einer Konversation beantwortet werden», führt der CEO aus. Um herauszufiltern, wer am besten für die Beantwortung einer Frage geeignet ist, werden die User der App getrackt. Die Anonymität der Nutzer sei aber zu jeder Zeit gewährleistet, da sie zum einen die Möglichkeit haben, ein Pseudonym anstelle ihres Namens zu verwenden und zum anderen keine Check-ins und weitere Geo-Daten nur aggregiert und anonym angezeigt werden.
Vergebene Talente
Während sich Fatio mit den technischen Anforderungen und dem Design des Dienstes auseinandersetzt, sieht sich Estrada mit den Herausforderungen der Geldbeschaffung, der Schaffung einer grossen Nutzerbasis sowie der Rekrutierung von geeignetem Personal konfrontiert. «Die richtig guten Leute sitzen für gewöhnlich nicht zu Hause auf der Couch und suchen nach einer Stelle, sondern sind bereits bei Google oder anderen Firmen. Da wir als Start-up noch nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um damit die Talente zu uns zu locken, müssen wir allein mit unserer Vision und Flexibilität sowie mit Aktienanteilen überzeugen», meint der CEO etwas resigniert.
Um das Geldproblem zu lösen, hoffen die Unternehmer, sich im Venture-Kick-Finale im Januar – bei dem der Gewinner 100‘000 Franken erhält – gegen den zweiten Finalisten durchsetzen zu können. Insgesamt soll bis im Juni eine Summe von einer Million Franken zusammengebracht werden, um das Team von zwei Mitgliedern auf bis zu acht erweitern zu können. Bei der Beschaffung der verbleibenden 900‘000 Franken setzt das Start-up auf die finanzielle Unterstützung durch Business Angels und Venture Capital Firms in den USA, wo Estradas Meinung nach auch die Zukunft von Localuncle liegt.
Am Ende steht ein Cash Event
Trotz den finanziellen Herausforderungen blickt das Unternehmen positiv in die Zukunft, denn die Gründer bezweifeln, dass es einem Konkurrenten gelingen wird, eine noch intuitivere App zu bauen, als die ihre. Das nächste gesteckte Ziel lautet, nach der anstehenden Finanzierungsrunde weitere 3,5 Millionen Franken einzuspielen und damit während zwei Jahren weiterzuwachsen. Geldverdienen sei derweil noch kein Thema. «Wenn wir erst einmal genug Aufmerksamkeit gewonnen haben, wird es nicht so schwer sein, Geld zu machen», ist Estrada überzeugt. Umsatzmöglichkeiten verspricht er sich von den lokalen Geschäften, die man für Werbemöglichkeiten, Real-Time-Deals oder eine Kommunikationsplattform auf Localuncle zur Kasse bitten könnte. Am Ende steht laut dem CEO aber mit grösster Wahrscheinlichkeit die Akquisition des Unternehmens durch einen Big Player. Sein Favorit ist Google.
(af)