Das ETH-Start-up Newscron mit seiner Nachrichten-App war einer der 20 Gewinner des diesjährigen «Venture Leader»-Programms, im Rahmen dessen der Tessiner Gründer Elia Palme im Juni für zehn Tage nach Boston fliegen durfte, um an einem Business-Development-Programm teilzunehmen. Die Nachrichten-App ist ein sogenannter Nachrichten-Aggregator, welcher Headlines von News aus verschiedenen Zeitungen zu verschiedenen Themen zusammenfügt und übersichtlich präsentiert und gruppiert. Wer die Headline spannend findet, klickt auf den Artikel und wird automatisch auf die Original-Website der Zeitung weitergeleitet, wo er dann den gesamten Artikel lesen kann. Das Konzept ist an sich nichts Neues und existiert bereits, beispielsweise in Form von Google News.
Doch Palme fehlten bei den existierenden Lösungen jeweils die lokalen Nachrichten, «Ich bin Tessiner und ein News-Junkie», so Palme. «Ich will auch wenn ich mich an der ETH in Zürich aufhalte immer wissen, was im Tessin gerade passiert.» Vor Newscron musste er dafür mit seinem Smartphone jeweils alle Tessiner Zeitungen einzeln online abrufen und durchstöbern: «Das fand ich relativ mühsam.» Mit Newscron wird das einfacher – sowohl für Nachrichten aus dem Tessin als auch aus der Deutschschweiz und der französisch sprechenden Schweiz. Die deutsche Version wird laut Palme derzeit am meisten genutzt. Sie fasst News von Zeitungen wie «20 Minuten», «Basler Zeitung», «Berner Zeitung», «Blick», «NZZ», «Südostschweiz» und «Tages-Anzeiger» zusammen und verlinkt diese. Aber auch deutsche und italienische Medien sind inzwischen in die App integriert. So umfasst Newscron auch Nachrichten der Online-Portale von «Bild», «Spiegel», «Die Welt», «Frankfurter Allgemeine», «Süddeutsche» und «Zeit».
Vom Forschungsprojekt zum Start-up
Entstanden ist Newscron aus einem Forschungsprojekt der ETH, an dem Palme mitwirkte. «Wir wollten in dem Projekt herausfinden, wie lang ein Lead-Anriss eines Zeitungsartikels auf einem News-Aggregator sein muss, um die Nutzer auf die Original-Website der Zeitung zu lenken», so Palme, der derzeit an der ETH doktoriert. Die Resultate dieses Forschungsprojektes werden demnächst veröffentlicht. Zusammen mit anderen Studenten entwickelte Palme im Rahmen dieser Arbeit 2010 einen Prototypen des News-Aggregators Newscron. Dieser kam im Dezember 2010 in den App Store von Apple. «Es war eine sehr einfache erste Version, doch sie funktioniert und wurde von rund 500 Leuten genutzt», erklärt der 30-Jährige Tessiner. Deshalb entschied sich Palme, die Version im selben Jahr auf eigene Faust weiter zu entwickeln. Er programmierte während den Weihnachtsferien. Das Resultat nach laut eigenen Angaben 140 Litern Kaffee und 1440 Stunden akuter Schlaflosigkeit ist die Newscron-App, so wie sie heute erhältlich ist. «Mit der neuen Version, die seit Februar 2011 auf dem Markt ist, ging die Nutzerzahl rasch in die Höhe und inzwischen wurde Newscron bereits 30’000 Mal heruntergeladen», so Palme.
Finanziert durch Werbung
Die Applikation wird inzwischen auch für Android-Geräte angeboten. Die Android-Version ist bereits mit Werbung versehen, jene auf dem iPhone noch nicht. Da die App für Nutzer gratis erhältlich ist, sei das Ziel, mit Werbung etwas Geld zu verdienen. Doch um Werbung zu bekommen, braucht es eine gewisse Reichweite. Palme will in den nächsten drei Jahren rund 1 Million Nutzer erreichen. Zwar fasst Newscron derzeit noch vor allem die News aus Schweizer Medien zusammen und hat dementsprechend vor allem Schweizer Nutzer. Doch auch in Deutschland und Italien wird die App bereits heruntergeladen. Zudem will Palme langfristig auch in Frankreich aktiv werden. Um weiter zu expandieren, brauche er nun jedoch Investoren, die in das Start-up investieren möchten. Ansonsten werde es schwierig, weiter zu machen.
Neue Technologie
Neben Werbung will der Gründer aber auch mit der Technologie, welche in der App dafür sorgt, dass die Artikel übersichtlich angeordnet und gruppiert werden, Geld verdienen. Die neu entwickelte Technologie sorge unter anderem dafür, dass verschiedene Nachrichten zum selben Thema nicht nur zusammengefasst, sondern auch in einer sogenannten Timeline präsentiert werden. «Diese Technologie funktioniert sehr gut, das zeigt auch die App«, meint Palme. Bereits hätten mehrere Firmen Interesse daran geäussert. Genauere Angaben dazu könne er derzeit jedoch noch nicht
machen.
(dv)
