Dominic Blaesi und Renzo Schweri betreiben seit fünf Jahren den Online-Weinhandel
Flaschenpost.ch. Die Idee dazu entstand an der Universität, wo die beiden Wirtschaft studierten und zusammen in einer WG wohnten. «Wir hatten damals ein Startkapital von 30’000 Franken, welches wir zu 100 Prozent in die Entwicklung der Webpage und des Online-Shops investierten», erklärt der 31-jährige Blaesi. Sie arbeiteten mit der Agentur Gyselroth aus Zürich zusammen, die auch heute noch für ihren Webauftritt verantwortlich ist. «Wir dachten damals, sobald Flaschenpost.ch mit dem umfassendsten Weinangebot der Schweiz online geht, könnten wir uns vor Bestellungen kaum mehr retten», lacht Blaesi. Dann die Ernüchterung: Es passierte nichts. Das Problem: Mit einer eigenen URL alleine geht nicht automatisch auch Traffic einher. Die grosse Herausforderung war deshalb von Tag eins an: «Wie bringen wir die Leute nun in unseren Shop?», so der Jungunternehmer.
Anzeigen schalten
Relativ schnell sei man dann auf Adwords gestossen,
dem Online-Werbemittel von
Google. Mit Adwords habe man die beste Möglichkeit, um direkt auf die eigene Internetpräsenz Einfluss zu nehmen, meint Blaesi. Sicher gebe es auch die Möglichkeit der Suchmaschinenoptimierung, doch diese kann nur indirekt gesteuert werden und setzt viel Zeit und Geduld voraus. Der Unterschied zwischen Google Adwords und Suchmaschinenoptimierung ist ganz einfach: Suchmaschinenoptimierung ist – kann man diese selbst vornehmen – gratis und trägt dazu bei, dass man unter den Suchresultaten von Suchmaschinen wie
Google eine gute Platzierung hat. Adwords dagegen kostet Geld, und man verbessert damit nicht die Platzierung der eigenen Seite unter den Suchresultaten, sondern taucht unter den Anzeigen auf, wenn auf Google nach einem bestimmten Keyword gesucht wird. Mit Adwords kann die Firma selbst bestimmen, bei welchen Schlagwörtern ein kurzer Anzeigen-Text ihrer Unternehmung unter den Suchresultaten erscheinen soll. Abgerechnet wird per Klick. Kosten fallen also erst dann an, wenn ein Besucher tatsächlich auf die Anzeige klickt und so auf die Internetseite des Anzeige-Kunden gelangt. Die Preise pro Klick variieren ja nach Schlagwort. So bezahlen die Gründer von Flaschenpost für das Keyword «Wein» pro Klick besonders viel, weil es stark umkämpft ist. Der Name eines konkreten Weinproduzenten dagegen ist bereits um einiges günstiger zu haben. «Das Tolle ist, dass man Adwords auch ohne Vorwissen recht schnell begreift und einsetzen kann», meint Blaesi. Zudem gibt es viele Webinare, also Video-Beiträge zu den Funktionen von Adwords, die Google online gratis anbietet.
Wenig Geld, grosse Wirkung
Blaesi und Schweri lernten bereits kurz nach der Lancierung von
Flaschenpost.ch, Adwords für sich einzusetzen. Dies kostete sie weder viel Zeit noch viel Geld. «Ich nahm mir jeden Monat etwa einen halben Tag Zeit, um unsere Online-Präsenz zu verbessern», so Blaesi. Das Grundwissen hatte er sich an einem Wochenende mit dem Buch «Google Adwords» von Alexander Beck angeeignet, welches etwa 80 Prozent des Wissens enthalte, das nötig sei, um mit Adwords erste Erfolge zu feiern. Zu Beginn budgetierte Flaschenpost für die Google-Anzeigen rund 200 Franken pro Monat. Und die Wirkung war unmittelbar: Innert wenigen Monaten konnte man den Umsatz laut eigenen Angaben knapp verdoppeln. Und die Kundenbasis stieg im ersten Jahr von 500 Leuten auf mehr als das Doppelte an. Weil die Jungunternehmer mit der Wirkung von Adwords-Anzeigen zufrieden waren, setzten sie relativ schnell mehr Geld dafür ein. Heute sind sie bei 2500 Franken pro Monat, was der Hälfte ihres gesamten Online-Werbebudgets entspricht. «Insgesamt bewerben wir auf Google derzeit etwa 5000 Keywords», erklärt Blaesi. Offline-Werbekanäle kamen für das eingespielte Team bis auf wenige Ausnahmen nie in Frage – Inserate in Zeitungen oder Zeitschriften seien viel zu teuer und deren Erfolg schwierig zu messen, meint Blaesi. Die Zahlen geben ihm recht: Auch nach dem ersten Jahr konnte der Online-Weinhandel seine Kundenbasis jährlich verdoppeln. Im Jahr 2009 betrug diese knapp 2500 und 2010 waren es bereits 5000 registrierte Kunden. Zudem konnte das Unternehmen den Return on Investment aller Werbemittel in den ersten 17 Monaten laut eigenen Angaben von minus 50 Prozent auf plus 250 Prozent steigern. Für diese positive Entwicklung seien nur die Adwords-Anzeigen verantwortlich, ist sich Blaesi sicher. Aktuelle Zahlen zu Kunden oder Verkäufen veröffentlicht Flaschenpost nicht. Derzeit verzeichnet der Online-Shop aber rund 1500 Klicks pro Tag, im Vergleich zu knapp 100 zu Beginn der Reise. Und das rasante Kundenwachstum will Flaschenpost auch in den nächsten Jahren beibehalten können.
Adwords ergänzen den Webauftritt
Mittels Adwords-Anzeigen kommt Flaschenpost zwar zu neuen Besuchern, doch verkauft ist damit noch lange nichts. Im Gegenteil: Die sogenannte Konversions-Rate, wie häufig also ein Besucher zum Käufer wird, liegt typischerweise im tiefen einstelligen Prozentbereich. Umso wichtiger ist es deshalb, dass die Website so benutzerfreundlich wie möglich gestaltet ist. Der Kunde muss sich auf der Website sofort wohl fühlen und sich so schnell wie möglich zurecht finden. Seit dem Start wurde die Internetseite von Flaschenpost deshalb bereits dreimal komplett überarbeitet und neu lanciert. Daraus nimmt Blaesi vor allem eine wichtige Lektion mit, die er allen KMU, die ihren Online-Auftritt verbessern wollen, mit auf den Weg geben möchte. «Als erstes sollte man sich ganz genau überlegt: Welchen Zweck soll die Internetseite erfüllen?», so der 31-Jährige. Mindestens genauso wichtig sei dann aber, die richtige Agentur zu finden, mit der das Vorhaben umgesetzt werden kann. Bei einem Sortiment von heute über 15’000 Produkten und einem sehr vielfältigen Kundenstamm sei besonders für Flaschenpost die Usability auch immer wieder ein wichtiges Thema.
Zudem darf trotz Adwords auch die Suchmaschinenoptimierung nicht vernachlässigt werden, welche Blaesi und Schweri an die Web-Agentur INM ausgelagert haben. Dafür geben sie zusätzlich rund 10’000 Franken pro Jahr aus. Denn eine Website ist eben kein statisches Objekt: Sie muss konstant überarbeitet und aktualisiert werden. Nur dann lohnt sich die Investition auch.
(dv)